Cultura | Salto Afternoon

Mal so, mal so

Eine neue Ausstellung, ein neues Buch und frischgebackene Kunst am Bau-Siegerin. Martina Steckholzer bevorzugt es mal farbenfroh, mal schwarz-weiß.  
Bild Ausstellung
Foto: DRY RUN

„Das war der Wahnsinn“, erzählt Martina Steckholzer schwärmerisch, „ich habe es nämlich immer vermieden, ein Buch zu machen. Meine Künstlerkolleginnen machen in der Regel alle drei oder vier Jahre einen Katalog zu den neuesten Arbeiten. Ich hatte immer das Gefühl ich würde mich mit einer Publikation zu stark festlegen.“ Nun hat sich Martina Steckholzer ordentlich festgelegt. Mit einem 250-Seiten starken Buch, in welchem sie sich außerordentlich vielschichtig präsentiert. „Dieses Buch ist eine Rückschau und zeigt erstmals das breite Arbeits- und Themenspektrum von Martina Steckholzer. Ein wirklich spannendes und umfangreiches Werk“ meint die Buchmacherin Angelika Burtscher, die federführend für die Gestaltung verantwortlich zeichnet.


Martina Steckholzer und Angelika Burtscher haben bereits im Rahmen der Spielzeit 2017-2018 der Vereinigten Bühnen Bozen (VBB) zusammengearbeitet, Steckholzer gestaltete damals eine Reihe „abstrakter Portraits“, die sich „zwischen Fiktion und Realität bewegen.“ 
Mit vollem Einsatz für diese erste Publikation, hat sich die 1974 geborene Künstlerin vor über einem Jahr in die Archivarbeit gestürzt: „Ich habe zunächst begonnen meine frühen Arbeiten zu fotografieren,“ erinnert sie, „das war ein intensiver Prozess, weil man ja mitunter auch gemischte Gefühle zu den eigenen frühen Arbeiten haben kann – manches findet man immer noch gut, bei anderen Arbeiten, versteht man nicht, weshalb man es in dieser Form gemacht hat. Und genau inmitten dieser Überforderung war die Zusammenarbeit mit Angelika sehr fruchtbar und wichtig.“


Die früheste in der Publikation dokumentierte Arbeit geht auf das Jahr 1997 zurück, als die Künstlerin noch studierte. Am Ende des Buches, im Werkverzeichnis, kommt Steckholzer immerhin auf rund 300 gelistete Arbeiten. „Ich habe ein sehr vielfältiges Werk, das ist manchmal reduziert und manchmal sehr malerisch fließend“, meint sie und beschreibt ihr Schaffen: „Es ist auf eine Art eine Gleichzeitigkeit der Ausdrucksformen.“

Das Buch hat mir geholfen, mich mit und in meiner ganzen Vielfältigkeit zu versöhnen.

In der Ausstellung in der Galerie Doris Ghetta in Pontives wird ab heute das vielschichtige Werk von Martina Steckholzer unter dem Titel DRY RUN gezeigt. Es wird „bewusst nicht chronologisch gehängt“, um somit das Verschmelzen der  malerischen Herangehensweisen im Gesamtwerk zu zeigen. „Mir wird immer mehr bewusst, dass bei mir alles zirkulär funktioniert“, bemerkt sie und offenbart: „Ich hatte eigentlich immer ein schwieriges Verhältnis zu meine eigenen Arbeiten, meistens sogar während ich sie gemacht habe, weil ich stets das Gefühl hatte, jetzt muss ich was anderes machen. Das Buch hat mir geholfen, mich mit und in meiner ganzen Vielfältigkeit zu versöhnen.“ 


Enttäuscht ist Martina Steckholzer hingegen, wenn sie auf ihr Siegerprojekt – Ex aequo mit Margareth Dorigatti – beim großspurig angekündigten Kunst am Bau-Wettbewerb für die duka-AG in Brixen angesprochen wird. Zwar überwiegt die Freude von der Jury zur Siegerin ernannt worden zu sein, doch die fadenscheinige Entscheidung der duka-AG (nach Monaten), die beiden Siegerarbeiten nun doch nicht umzusetzen, trübt den Gewinnerinnen-Jubel: „Es haben sich bei diesem Wettbewerb viele Leute Gedanken gemacht und viel Arbeit und Zeit investiert. Solche Vorfälle gibt es aber immer wieder und es ist wichtig, sie kritisch zu hinterfragen. Vor allem jene, die solche Projekte in Erwägung ziehen, sollten bedenken, dass sie beim Planen eines Wettbewerbs auch eine gewisse Verantwortung übernehmen.“  
So bleibt Martina Steckholzers partizipative Kunst am Bau-Idee in Brixen wohl für immer unsichtbar. Gut sichtbar sind hingegen ihre Arbeiten in den Ausstellungsräumen der Galerie Doris Ghetta. Und für immer festgehalten ist ihr bisheriges Schaffen im gelungenen Buch zur Künstlerin.