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Società | Flughafen-Chaos

Wenn der Urlaubsflug zum Alptraum wird

Urlaubsflüge sind in diesem Sommer besonders problematisch. Streiks von Fluglotsen und Piloten machen den Urlaubsflug zur Lotterie.

Annullierte Flüge, Verspätungen und Streiks sorgen in diesen Wochen für einen regelrechten Katastrophensommer in vielen europäischen Flughäfen. Der Grund dafür sind Personalmangel, Streiks und massive Verspätungen, die zum Verlust der Anschlussflüge führen. Für Italiens Zeitungen und TV-Anstalten ist das Flughafen-Chaos bereits zum beliebtesten Sommerthema aufgestiegen. Das Turiner Tagblatt La stampa widmet dem Thema gleich mehrere wöchentliche Reportagen Reportagen: "Voli cancellati, ritardi e scioperi - A rischio 7 milioni di passeggeri." TV-Reporter interviewten am römischen Flughafen Fiumicono erschöpfte Passagiere, die vergeblich auf ihre Flüge warteten - mit stetem und besorgtem Bick auf die Anzeigetafeln. Die Temperatur in der Hauptstadt betrug 35 Grad, in der Abflughalle sorgte die Klimaanlage für erfrischende Temperaturen. Ein vierstündiger Streik von 14 bis 18 Uhr erhöhte die Verzweiflung der Fluggäste. Betroffen vom Streik waren vor allem Charter- und Billigflug-Geselllschaften wie Easy Jet und Ryan Air , die für erhebliches Chaos sorgten. Auch Linienflüge blieben nicht verschont. So hob der Swissair -Flug von 13.45 Uhr von Rom nach Zürich schliesslich um 20.20 Uhr ab - die meisten Anschlussflüge waren nicht mehr erreichbar. Der Linienflug der Royal Jordanian Air von der italienischen Hauptstadt nach Amman startete gegen Mitternacht mit 7 Stunden Verspätung.

 

Das Mitleid der Gewerkschaften, die den Streik ausgerufen haben, hält sich in Grenzen: "Sono stati violati i minimi contrattuali. Dispiace per gli utenti, ma la colpa è delle compagnie". Fluggesellschaften und Gewerkschaften schieben sich wie gewohnt gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Die meisten Passagiere versichern, nichts vom Streik der Fluglotsen gewusst zu haben. 

Die chaotische Situation führte etwa dazu, dass am Flughafen München rund 5000 Koffer von Lufthansa-Passagieren lagern, die ihren Besitzern zugestellt werden müssen.

Doch vom Flughafen-Chaos sind fast alle EU-Staaten betroffen. So sah sich die Lufthansa in den letzten Wochen gezwungen, massiv Flüge zu streichen. Kritikern begegnet die einst für ihre Verlässlichkeit bekannte Flugggesellschaft mit einem Hinweis auf den hohen Krankenstand. Beim Bodenersonal komme es zu Ausfällen bis zu 30 Prozent. Die Zahl der Betroffenen sei durch Corona besonders stark angestiegen und erreiche an gewissen Tagen fast ein Drittel. Die chaotische Situation führte etwa dazu, dass am Flughafen München rund 5000 Koffer von Lufthansa-Passagieren lagern, die ihren Besitzern zugestellt werden müssen. Stinkende Koffer mit verderblichen Waren werden entsorgt. Wegen der aktuellen Abfertigungsprobleme hat Lufthansa bis Ende August rund 2000 weitere Flüge gestrichen. Es handelt sich bereits um die dritte Welle von Absagen in diesem Sommer. Zunächst hatte die Fluggesellschaft für Juli und August über 3000 Flüge abgesagt. Nun kommen für einen Zeitraum von sechs Wochen weitere 2000 Absagen dazu.

 
Alle Rekorde schlägt derzeit der Londoner Flughafen Heathrow, der sich gezwungen sah, erstmals ein Limit einzuführen. Bis 11. September gilt nun eine Obergrenze von 100.000 Passagieren pro Tag. Allein im Juli wurden am Londoner Flughafen bisher über 650 Flüge gestrichen.
Auch Italien geht es kaum besser. Auf den Mailänder Flughäfen Linate und Malpensa wurden allein beim jüngsten vierstündigen Streik der Fluglotsen und Low coast-Bediensteten mindestens 400 Flüge annulliert. Davon waren insgesamt 69.000 Passagiere betroffen. Unter den abgesagten Flügen befanden sich 122 des Alitalia-Nachfolgers ITA.
Trösten mag man sich angesichts der chaotischen Situation mit der wenig ermutigenden Schlagzeile des römischen Tagblatts Il Messaggero: " Sciopero delle Low cost: agosto sarà peggio.
 
 
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Josef Fulterer Sab, 07/23/2022 - 22:29

Was ist los mit der edlen Fliegerei? Früher die Pünktlichkeit einer Schweizer Uhr, verwöhnt von noblen Hostessen, bei der SWISS AIR sogar aus edlem Porzelan (wurde erst vor kurzem versteigert) und etwas später für limitierte Plätze zu Preisen, die nicht den Steuer-befreiten Treibstoff abgedeckt haben, um dem Folk den Geschmack für das Fliegen an zu züchten.
Und jetzt? Stunden-langes Bangen mit Nerven-tötenden Blick auf die Anzeigetafeln, wann und ob überhaupt geflogen wird, Kilometer-lange Fußmärsche durch die zunehmend größeren Flughäfen, hinein-zwängen in die zu enge Bestuhlung und der Bordservice aus der Plastiktüte.
Spätestens wenn in Folge der Klima-Krise, endlich auch die Fliegerei Steuern auf den Treibstoff zu zahlen hat, die staatlichen Förderungen für den Bau der Flugzeuge, sowie für den Betrieb der Flughäfen ausbleiben und die Belastungen für den direkt im Klima-Schirm abgesetzten Dreck aufgerechnet werden, bleiben die Flugzeuge am Boden.

Sab, 07/23/2022 - 22:29 Collegamento permanente