Società | Ende und Weiterührun

10 Jahre väter aktiv

Trotz beachtlicher Erfolge wurde die Sozialgenossenschaft liquidiert. Die Marke "väter aktiv" bleibt bestehen und ein Großteil des Angebots wird fortgeführt
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Was vor 10 Jahren als ehrenamtliche Arbeit von 5 Vätern nach Trennungen begann ist 10 Jahre später ein vielfältiges Angebot rund um das Thema Vaterschaft, aber die Fortführung der Arbeit steht vor großen Herausforderungen.

Über 4.000 Väter, Mütter, Kinder und Fachkräfte nahmen an Veranstaltungen von väter aktiv teil bzw. ließen sich beraten. Über 40.000 Besucher*inne der Homepage informierten sich zum Thema Vaterschaft

Im Juni 2013 gründeten Michael Bockhorni, RA Dr. Klaus Pirhofer, Oskar Laimer, Hubert Plattner und Thomas Meisinger den Verein väter aktiv.

Jeden 1. Montag im Monat fand ein Vätertreff in den Räumen des KVW-Meran statt (Dank an Stadtrat Stefan Frötscher), später auch in Bozen bzw. Villanders und Lana. Am 29.11.2013 fand die Fachtagung „Zwei Zuhause“ im Bürgersaal (Bozen) mit Unterstützung des ICSP (Internationaler Rat für paritätische Doppelresidenz) und Referent*innen aus Deutschland, Belgien, Italien und Südtirol statt, welche von ca. 150 Teilnehmenden besucht wird.

Im Herbst bringt Alfred Niederstätter, selbst begeisterter Theaterspieler, bei einem Vätertreff die Idee ein, mittels eines Theaterstücks in lustiger Weise auf die Lebenssituation von Vätern rund um die Trennung hinzuweisen. Gemeinsam mit Dietmar Gamper wurde das Stück “Nachwehen nach Ehen” erarbeitet und wird bei insgesamt 23 Terminen in ganz Südtirol aufgeführt. Es findet mit knapp 2.000 Besucher_innen bei den Menschen und den Medien ein großes Echo.

Von Beginn an arbeiten wir eng mit der Südtiroler Plattform der Alleinerziehenden zusammen. Wir veranstalten gemeinsam Vätercafes, eine Vortragsreihe zur Patchworkfamilie, feiern gemeinsam auf Kohlern, machen gegenseitig Praktikum und vieles mehr. Auch mit den Elkis gibt es eine intensive Zusammenarbeit: Informationsabende, Vatertagsfrühstück, Vater-Kind Spielnachmittage, Vätermodule in der Geburtsvorbereitung, Referate bei family support uvm.

Im Jahr 2014 beginnt auch unsere „Tradition“ der Familienfeste, zuerst als Sandburgenwettbewerb im Zuegg Park, später auf Schloss Rametz. 2015 lädt uns das Haus der Familie ein in den Geburtsvorbereitungskursen mitzuwirken und Vater-Kind Aktivitäten anzubieten. Gemeinsam mit der Sozialgenossenschaft Archè und figli per sempre bieten wir erlebnispädagogische Segeltage am Gardasee für Väter und Kinder an.

Im Sommer 2016 wird die Sozialgenossenschaft „väter aktiv“ gegründet und ein Mitarbeiter in Teilzeit angestellt. Wir arbeiten am Ratgeber „Damit Familie bleibt“ mit, machen mit dem Fotograf Alfred Tschager die erste Fotoserie „Väter im Bild“, welche später als Ausstellung in allen Krankenhäusern und vielen Bibliotheken Südtirols zu sehen ist. Wir sammeln in der Bevölkerung auch Vätergeschichten und veröffentliche sie auf unserer Homepage bzw. im Meraner Stadtanzeiger.

Mit dem Kindergarten Laurin in Lana, dem Kindergarten in Algund und drei Casa Bimbo Kitas in Meran und im Passeiertal starten wir unseren sehr erfolgreichen Jahresprojekte „Väter als Chance in der Frühpädagogik“ bei denen wir sowohl die Mitarbeiterinnen sensibilisieren als auch die Väter einbinden.

Gemeinsam mit dem KFS, dem KMB, der Caritas Männerberatung, Dr. Armin Bernhard von der AG Jungen- und Bubenarbeit des n.e.t.z. und Markus Frei von der Bezirksgemeinschaft Eisacktal sind wir in die Planung und Umsetzung der Veranstaltungreihe “Männervielfalt“ eingebunden. Die “Dialogrunde Väter in der Wirtschaft” bei Dr. Schär mit über 60 Teilnehmer*innen wird von väter aktiv und treff.familie geplant und umgesetzt. In diesem Jahr beginnt auch ein regelmäßiger Austausch mit den Leitungen der Sozialsprengel im Burggrafenamt und Vinschgau, später gibt es gemeinsame Weiterbildungen, welche wir auch in Brixen und im Wipptal anbieten. In komplexen Fällen begleiten wir auch gemeinsam einige Väter in schwierigen Situationen.

Im Winter 2018 bieten wir gemeinsam mit dem Tourismusverein Eisacktal ein Wochenende im Schneebiwak an, später führen wir dann gemeinsam mit der Natur und Wildnisschule „die Wurzel“ am Gampenpass jedes Jahr ein Winter- und ein Sommercamp in der Wildnis durch. Neben dem Abenteur mit den Kindern gibt es auch moderierte Austauschmöglichkeiten für die Väter. Für manche zum ersten Mal, für alle immer sehr bereichernd. In diesem Jahr beschäftigen wir uns auch im Auftrag der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt im Projekt „Papa grenzenlos – papà senza confini“ intensiv mit dem Thema interkultureller Väterarbeit.

Bei einem Treffen der Arbeitsgruppe „familienfreundliche Gemeinde Algund“ entsteht die Idee eines Vater-Kind Calcetto Turniers, welche wir zum ersten Mal im Jugendtreff Iduna durchführen, später wiederholen und auch in Meran anbieten. Studierende der Dokfilmschule ZeLIG drehen mit Kindern einer Grundschule einen Kurzfilm wie sie ihren Papa / Tata erleben. Wir feiern die ersten 5 Jahre und präsentieren dazu einen kurzen Überblick.

Parallel zur Ausstellung finden an allen Standorten (Bozen, Brixen, Bruneck – Innichen, Meran, Schlanders – Mals) auch regionale Tische zum Thema „Die Rolle des Vaters rund um die Geburt und in den ersten Lebensjahren“ statt. Michael Bockhorni lässt sich auch zum Auditor für Familie und Beruf ausbilden, um Unternehmen verstärkt das Thema Vereinbarkeit auch für Väter näher zu bringen.

Das Jahr 2020 ist von den Corona geprägt. Wir reagieren schnell und übersetzen die 10 Tipps gegen den Lockdown Koller welche unsere Kollegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitet haben ins Italienische und verbreiten ihn gemeinsam mit der Caritas Männerberatung, der MIP und psyhelp. Wir starten eine Umfrage über die Situation in der Familie und im Betrieb und präsentieren die Ergebnisse gemeinsam mit den Erfahrungen aus anderen Ländern bei einer Online Konferenz im Herbst. Zum Glück können wir während dieser Zeit auch unsere beliebten Vater-Kind Winter- und Wildniscamps anbieten. Gemeinsam mit den Elkis und dem NOI bieten wir auch virtuelle Vätertreffs an bzw. machen Interviews über ihre Erfahrungen. In diesem Jahr starten wir auch mit einem ERASMUS+ Projekt „Gesundheitsinformationen für Männer im Internet

Im Jahr 2021 geht es überwiegend online weiter, u.a. mit der 5 teiligen Filmpräsentation „Geburt eines Vaters“, dem online Vortrag von Antonio Pellai und online Weiterbildungsangeboten (z.B. für die Tagesmütter bzw. die Kinderfreunde). Im Herbst führen wir im Auftrag der Gemeinde Meran an drei Wochenenden für die Mitarbeiter*innen beider Sprachgruppen von Kindergarten und Kita ein Seminar zu Geschlechterstereotypenund Einbeziehung von Vätern durch.

Unsere Praktikanten führen u.a. gemeinsam mit der OISIS OISIS (Beobachtungsstelle für soziale Innovation und soziales Unternehmertum der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Bozen) der Uni Bozen eine Analyse unserer Arbeit durch, Anfang 2022 sind die Ergebnisse Basis für eine Evaluation mit Prof. Diego Zanella

Stärken

  • die drei Bereiche bauen aufeinander auf, im Bereich Sensibilisierung sind wir im Allgemeinen der Einzige (auch zweisprachige) Anbieter und in unserer Leistung anerkannt
  • gute Beziehungen zu Sprengel-mitarbeiter*nnen wenn auch oftmals konstruktiv kritisch
  • wir sprechen alle involvierten Stakeholder der Thematik an (Bevölkerung, Väter + Mütter, Arbeitgeber, Dienste für Familien bzw. Eltern, Politik und Verwaltung)
  • steigende Nachfrage von Medien und für Weiterbildung
  • sehr flexibel im Angebot (durch Kooperationen bei Veranstaltungen bzw. kommen wir Vätern bei Beratungen „entgegen“)
  • sehr effizient bei geringen Fixkosten (Ausnahme Wirtschaftsberater für Bilanz)
  • hohe inhaltliche und methodische Kompetenz, Michael und Raffaele ergänzen sich thematisch sehr gut
  • Führungskraft (Michael) seit Anfang mit dabei
  • Sehr gut vernetzt auf Landesebene (mit anderen Organisationen) und international

Schwächen

  • Aktionen, Unterstützung etc. vorwiegend Burggrafenamt, fallweise Bozen, Eisacktal und Wipptal, da keine Büros/Außenstellen bzw. „fixe“ Mitarbeiter / Referenten in anderen Städten
  • der Bereich Geburtsvorbereitung, welcher früh bei der Vaterschaft ansetzt („Kundenbindung“) ist leider „verloren“ gegangen
  • Institutionelles Wissen befindet sich bei einer Person (Michael), guter Transfer unklar
  • geringes (tatkräftiges, ehrenamtliches) Netzwerk zur internen Unterstützung
  • keine Präsidentschaft mit politischem Gewicht
  • wenige Mitglieder (und bei den „falschen“ Parteien engagiert) und dadurch geringes politisches Gewicht
  • Beziehung zu politischen Entscheidungsträgern sind gering
  • Image z.T. (und bei manchen Entscheidungs-trägerInnen): zwischen antifeministisch und keine „richtigen“ Männer, die dem traditionellen Mann Bild entsprechen
  • Planungssicherheit ist nicht gegeben, weil Abhängigkeit überwiegend von einem wichtigen Geldgeber
  • Schulden, Sanierungsplan noch offen
  • belastet Personalsituation (Angestellte, Funktionäre)

Chancen:

  • das Thema Vaterschaft bekommt bei der jüngeren Generation und auch bei den Frauen/Mütter immer mehr Gewicht
  • die Vereinbarkeit wird auch für Väter wichtiger, durch Corona ist Smart working das neue „normal“
  • der Fachkräftemangel zwingt Wirtschaft zu Entgegenkommen (4 Tagewoche)
  • auf EU + nationaler Ebene verbessern sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen (Vaterschaftsfreistellung, Dritter Sektor)
  • verschiedene EU calls der neuen Förderperiode wie z.B.:
  • Digitalisierung ermöglicht mit unseren Angeboten eine höhere Zahl in der Zielgruppe zu erreichen.

Risiken:

  • möglicherweise Sparzwang der öffentlichen Hand wegen Corona Ausgaben
  • Veränderungen für Rahmenbedingungen der Förderungen / Beiträge brauchen sehr lange
  • Konventionen sind schwer zu bekommen bzw. brauchen lange, sind auch exakt zu planen bzw. einzuhalten

Der Meraner Fotograf Karlheinz Sollbauer gestaltet mit uns die zweite Auflage unserer Fotoserie „Väter in Aktion“, mit welcher auch unser Kalender bzw. Familienplaner 2023 gestaltet werden.

Anfang 2023 werden wir von der Plattform Land zu einem Impulsreferat über das Thema Vereinbarkeit bei (jungen) Vätern eingeladen und die Mutternacht steht unter dem Thema „Väter brechen auf – Vorbilder statt Rollenbilder“

Am 12.6. wird vom Amt für Genossenschaftswesen das Verfahren betreffend die Zwangsliquidation im Verwaltungswege eingeleitet.

Im Sommer erhalten wir die Zusage, dass die Caritas Männerberatung die Beratung von Vätern in Krise übernehmen wird und der KMB die Marke „väter aktiv“ und unsere Vater-Kind Angebote im Rahmen der personellen Möglichkeiten fortführen will.

Anlässlich des Femizid an Celine Frei Matzohl in Schlanders weisen wir auf die Wichtigkeit des Ausbaus von Präventionsmaßnahmen hin, welche im Zuge von Trennungen zur Eskalation beitragen können (siehe auch unser Referat beim Netzwerk gegen Gewalt).

Am 15.9. feiern wir auf Schloss Rametz 10 Jahre väter aktiv gemeinsam mit den „Gründungsvätern“ und einigen Netzpartnern.

Ergebnisse der Evaluation unseres Beratungsangebots:

An erster Stelle steht die Frage „wie läuft eine Trennung ab, wie geht es nachher weiter, was kommt auf mich finanziell und zeitlich zu?“ An zweiter Stelle steht die Frage nach Möglichkeiten der Rechtsberatung bzw. Mediation. Die häufigsten Probleme sind finanzielle Notlagen, Wohnsituation, psychische Probleme, Loyalitätskonflikte der Kinder und damit im Zusammenhang Kontakt- bzw. Betreuungsprobleme zu den Kindern. Wenn nötig begleiten wir die Väter auch zu den Terminen beim Sozialsprengel.

Während die Selbsthilfegruppe, die Familienberatungsstellen und die Mediation als sehr hilfreich erlebt wurden, sind die Erfahrungen mit den Sozialsprengeln eher enttäuschend

Die Väter haben folgendes aus der Beratung / Begleitung mitgenommen: mehr Selbstvertrauen und Selbständigkeit, Klarheit, Vorgehensweise, Entscheidungsfähigkeit, Selbstliebe, Friedfertigkeit, Emotionsbeherrschung, Respekt, Verzeihung, Mut, Durchhaltevermögen, Akzeptanz, Zufriedenheit, wieder Vater sein können

Am meisten schätzen sie an väter aktiv: schnelle und unkomplizierte Kommunikation, Freundlichkeit und Kompetenz, Erfahrungen im Umgang mit den Sozialsprengeln, Verständnis und eigene Erfahrungen mit Trennungen.