Carmen Müller
BAU hat die Künstlerin Carmen Müller in ihrem Atelier besucht.
salto.bz Artstore: Beschreibe bitte den Arbeitsplatz wo dieses Kunstwerk entstanden ist.
Im Arbeitsraum findet »die Expedition in ein unbekanntes Land« (frei nach Peter Handke) mittels Malerei und Zeichnung (und auch mit anderen Ausdrucksformen) statt. Pflanzenfunde aus Gärten, Äcker und Wälder werden in den Arbeitsraum gebracht. Die Energie, die ihnen innewohnt, dient als Inspirationsquelle, die einen künstlerischen Arbeitsprozess in Gang setzt. Meist entstehen Werkgruppen, die aneinandergereiht – im Dialog stehen und dadurch eine Geschichte erzählen. Für eine bestimmte Zeit umgebe ich mich mit aktuellen Arbeitsergebnissen, um sie zu beobachten, ob sie später einer kritischen Begutachtung standhalten.
Wie würdest du den kreativen Prozess, der diesem Kunstwerk zugrunde liegt beschreiben? Beginnt alles mit einer Idee, die du im Kopf hast und die sich dann in Form einer Arbeit materialisiert oder entsteht der Inhalt beim Arbeiten?
Im letzten Jahrzehnt hielt ich mich öfters als Artist in Residence an verschieden Orten auf, um künstlerische Feldforschung in angelegten oder auch verlassenen Gärten zu betreiben. Zunächst fängt alles damit an – Ausschau zu halten, zu recherchieren und künstlerisch zu dokumentieren, was ich vor Ort an Pflanzenwelten entdecke.
Überraschungen und Zufälle, die auf mich zukommen, sehe ich als Chance für eine künstlerische Weiterentwicklung. Danach beginnt ein malerisches oder grafisches Abenteuer und allmählich entsteht etwas Sichtbares, das Spannung und Stimmung auf dem Blatt Papier erzeugt. Es gilt das flüchtige Dasein eines lebendigen organischen Materials oder die kurze Dauer einer Blüte mittels einer malerischen oder einer grafischen Erfassung festzuhalten und »sich in der Natur aufzulösen« (frei nach Friederike Mayröcker).
Der Garten ist für dich Inspiration, in deinen Zeichnungen vertiefst du Farben und Strukturen einzelner Pflanzen. Gleichzeitig interessiert dich die Begegnung von Mensch und Pflanze, du sprichst sogar von einer Gartenschule. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Ich nehme an, dass sich die Frage auf den Gemeinschaftsgarten in Glurns bezieht. Ich gewann vor einigen Jahren einen künstlerischen Wettbewerb in Glurns, wo es erwünscht war, die Bewohner der Stadt am Projekt partizipieren zu lassen. In der Tat realisierte ich im Jahre 2017 und 2018 dieses Interreg-Projekt, das den Titel Garteln an der Stadtmauer – Gemeinschaftsgarten mit künstlerischem Anspruch – trug.
Gemeinsam mit einer generationsübergreifenden Arbeitsgruppe und in Zusammenarbeit mit der Schule vor Ort, legte ich auf einem zugewiesenen Grundstück einen Nutz- und Ziergarten an. Ein Garten ist ein wunderbarer Ort für Begegnungen mit verschiedenen Generationen und für den Austausch von Wissenswerten und Erfahrungen geradezu prädestiniert. Andere GartenpflegerInnen sind nun am Werk, den Garten weiter zu entwickeln.
CARMEN MÜLLER
Geburtstagsstrauß
Tempera auf Papier
47,5 x 37,5 cm
gerahmt
2018
3.900 €
(exkl. Steuern / exkl. Versand)
Carmen Müller, geb. 1955 in Brixen, lebt als freischaffende Künstlerin in Meran. Diplom an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Artist in Residence u.a. in Wien, Berlin, Oldenburg, Delmenhorst und Castasegna. Der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit fokussiert sich auf Gartenwelten und Projekte in Parkanlagen. In Einzel- und Gruppenausstellungen ist sie mit Malereien, Zeichnungen, Fotografien, Textilien und Publikationen vertreten. Eine Auswahl ihrer Ausstellungen und Projekt: Tanzlinde, Begegnungen – Ein Kunstprojekt beim Rosenhügel Chur, 2019; Garteln an der Stadtmauer – Gemeinschaftsgarten mit künstlerischem Anspruch (Interreg-Projekt), Glurns. Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs AdOppidium, 2017/2018; Hortus floridus, Un progetto artistico nel paese, Arte Castasegna (CH), 2018; Trans Nature, Kunsthalle Eurocenter Lana, 2016; Euer Garten ist die Welt – 200 Jahre Schlossgarten Oldenburg, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, 2014; Etagere – dreistöckige Baumterrasse, 150 Jahre Elisabeth-Park, Meran, 2011; Notizen aus Gärten, Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen, 2009.