Società | Tourismus

Geld für alle Bürger

Paul Köllensperger startet in Sachen höhere Tourismusabgabe einen neuen Anlauf. Mit seinem neuen Beschlussantrag will er die Einnahmen an alle Bürger verteilen.
  • Vor rund einem halben Jahr hat Paul Köllensperger vom Team K mit seinem Beschlussantrag „Südtirols Natur generiert Reichtum. Alle müssen was davon haben“ eine regelrechte Lawine losgetreten. Darin forderte er eine höhere Besteuerung der Touristen, was verständlicherweise beim Sektor selbst und dessen Vertretern nicht gut angekommen ist. Der Landtagsabgeordnete musste sich von den Touristikern als Spalter und Provokateur beschimpfen lassen – was ihm allerdings gelungen ist, ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit hinsichtlich der Frage, ob die Allgemeinheit beim Profit von den Tourismus-Einnahmen nicht viel zu kurz kommt. Denkbar knapp ging auch die Abstimmung im Landtag aus: Der Antrag des Team K wurde mit 16 Ja-Stimmen und 16 Nein-Stimmen abgelehnt. 

  • Paul Köllensperger, Landtagsabgeordneter des Team K: „Alle in Südtirol müssen was vom Tourismus haben.“ Foto: Seehauserfoto

    Nun, nachdem sich auch in Südtirol die Tourismusgesinnung zunehmend zu Ungunsten der Branche wandelt, startet Köllensperger einen erneuten Anlauf und geht dabei sogar einen Schritt weiter: Von der Landesregierung soll ein Modell einer verpflichtenden touristischen Lebensraumabgabe seitens der Gäste ausgearbeitet werden. Diese soll den in Südtirol ansässigen Menschen nach dem Modell des österreichischen Klimabonus direkt ausbezahlt werden. Das Motto des Beschlussantrages lautet dabei: Alle in Südtirol müssen was vom Tourismus haben. Konkret hat der Team K-Abgeordnete eine Erhöhung der Gemeindeaufenthaltsabgabe, auch Ortstaxe genannt, im Sinn. Diese fällt seiner Meinung nach für eine tourismusintensive Region wie Südtirol nämlich viel zu gering aus. Die Preise – 1,50 bis 2,50 Euro pro Nacht – hinkten jenen, die in ähnlich stark gefüllten Destinationen wie Florenz berappt werden müssen (4,50 bis 5,50 pro Nacht) oder Venedig (im Schnitt vier Euro), deutlich hinterher. 

  • Tourist go home: Kann man die Tourismus-Gesinnung der Südtiroler mit Geld „kaufen“? Foto: ANSA Corriere Alpi
  • Der Team K-Abgeordnete will aber nicht nur die Höhe der Abgabe ändern, sondern auch die Nutznießer. Die Einnahmen aus der Tourismusabgabe würden nämlich zur wiederum Gänze in den Tourismus fließen statt in die Kassen der Gemeinden oder direkt an die Bevölkerung, so die Kritik von Köllensperger, der erklärt: „Die touristische Nutzung des Raums, wo die Bevölkerung ansässig ist, rechtfertigt die Erhebung einer Abgabe für die touristische Nutzung desselben.“ Der Landtagsabgeordnete ist dabei überzeugt, dass diese Abgabe, entsprechend kommuniziert, von den meisten Gästen akzeptiert würde. „Eine Lebensraumabgabe wäre ein geeignetes Mittel, um die Verteilung der Wertschöpfung des Sektors zu verbessern. Diese Maßnahme selbst muss natürlich mit anderen einhergehen sowie mit einer generellen Bewusstseinsbildung bei Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden des Sektors. Unbedingt muss verhindert werden, dass große Hotels die kleinen kaufen – was mit Bettenstopp durchaus in Zukunft öfters geschehen könnte. HGV und Tourismusindustrie müssen Verantwortung übernehmen. Eine Tourismusfeindlichkeit in der Bevölkerung, ein Kippen der Stimmung hätte dramatische Folgen für diesen Wirtschaftszweig. Niemand kann gegen die Menschen Tourismus machen. Deshalb wären diese gut beraten, die Befürchtungen und den Unmut der Bevölkerung ernst zu nehmen. Verbände und Tourismustreibende müssen zur Erkenntnis gelangen, dass Südtirol nicht eine Tourismuszone, sondern vor allem ein Lebensraum ist. Und wenn dieser Lebensraum beeinträchtigt wird, z.B. durch Overtourismus, kann es durchaus geschehen, dass auch bei uns die Stimmung kippt.“ Profitieren sollten die Ansässigen zum einen dadurch, dass öffentliche Dienstleistungen durch die Abgabe gegenfinanziert und somit günstig oder gar gratis angeboten werden könnten, wie beispielsweise der ÖPNV. Noch besser findet der Team K-Chef die Idee, die eingenommenen Gelder nach dem Vorbild des österreichischen Klimabonus direkt an die Menschen im Lande auszubezahlen. „So wäre es möglich, den Graben zu schließen, und die Touristen, die bewusst unseren Lebensraum verwenden und dafür uns eine Abgabe zahlen, zu Partnern, zu Gästen zu machen“, so Köllensperger. 

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G. P. Lun, 10/21/2024 - 13:08

"Profitieren sollten die Ansässigen zum einen dadurch, dass öffentliche Dienstleistungen durch die Abgabe gegenfinanziert und somit günstig oder gar gratis angeboten werden könnten, wie beispielsweise der ÖPNV. Noch besser findet der Team K-Chef die Idee, die eingenommenen Gelder nach dem Vorbild des österreichischen Klimabonus direkt an die Menschen im Lande auszubezahlen."

Haha, DAS wird wohl nicht passieren. Maximal gibt es eine Studie und danach ein Arbeitskreis ...

Lun, 10/21/2024 - 13:08 Collegamento permanente
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K V Lun, 10/21/2024 - 17:59

Für mich geht es in erster Linie nicht darum vom Tourismus zu profitieren, ich hätte gerne unseren Lebensraum soweit zurück, dass die Lebensqualität wieder besser wird.
Die Touristen können ihr Geld gerne behalten, die Menge der Touristen sollte aber reduziert und besser verteilt werden.
Lebensqualität statt Profit!
Aber solange der Pinzger immer wieder wiederholt, dass die Einheimischen zuviel Verkehr erzeugen, sowie gerade wieder heute, und die Touristenmassen nicht das Problem sind, wird es keine Besserung geben. Den Einheimischen bleibt also nur der Kampf mit anderen Mitteln, das Recht auf Selbstverteidigung sozusagen.

Lun, 10/21/2024 - 17:59 Collegamento permanente
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nobody Lun, 10/21/2024 - 21:10

KV, habe mir beim Lesen auch gedacht, lieber wäre mir "Tourists go home". Dabei habe ich nicht prinzipiell etwas gegen den Tourismus, aber es gilt auch hier Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Lun, 10/21/2024 - 21:10 Collegamento permanente
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m s Lun, 10/21/2024 - 21:18

Der Tourismus sieht sich laut Pinzger und HGV vor allem als Opfer und der Verkehr werde vorrwiegend von den Einheimischen selber produziert, so heute wieder bei "Südtirol heute" (also Ende der Diskussion...). In der Rai meint ein HGV-Vertreter sie wollten nun mit einem Teil des Werbebudgets die Anreise der Touristen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewerben (als ob das ausreichen würde...). Gleichzeitig aber auch den Flugverkehr, der bekanntermaßen besonders klimaschädlich ist, weiter fördern. Zuletzt war davon die Rede, dass vor allem an der Tourismusgesinnung der Bevölkerung zu arbeiten wäre um wieder alles ins Positive zu drehen (Wertschöpfung usw.).

Meiner Meinung nach wären die Tourismustreibenden und ihre Lobbyverbände /-politiker gut beraten den steigenden Unmut der Bevölkerung ernster zu nehmen - bevor die Stimmung endgültig kippt - und durch Maßnahmen zu  begegnen von dem die Einheimischen (und auch Touristen) wirklich was hätten, die nachhaltige Lebensweise fördern würden und nicht so stark nach "Greenwashing" und Augenauswischerei riechen.

Was wäre logischer als von den Touristen pro Nächtigung an die 2/3 Euro zu verlangen und ihnen im Gegenzug inkl. An- und Abreisetag den ÖPNV "gratis" nutzen zu lassen und diesen so den Einheimischen querzufinanzieren also auch "gratis" anzubieten? Das wäre für die Touris ein Klacks, würde die Straßen entlasten, alles vereinfachen und ein Meilenstein auf dem Weg zum "nachhaltigsten Lebensraum Europas". Also volle Zustimmung für das Bestreben von Team-K und Co in diese Richtung....

Aber keine neuen Hotels/Betten mehr, genug ist genug, mit den Betten wurde schon genug Schindluder getrieben und die Lebenshaltungskosten sind eh schon viel zu hoch.

Lun, 10/21/2024 - 21:18 Collegamento permanente
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Aloisius von Gonzaga Lun, 10/21/2024 - 22:10

Kölle ist ein vernünftiger Typ, grundsätzlich wählbar, auch wenn er etwas zu links ist manchmal. Er sollte sich allerdings etwas besser kleiden, die abgewetzten Jeans sind nicht gerade vorbildlich. Eine Kravatte wäre auch nicht schlecht.

Lun, 10/21/2024 - 22:10 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Mar, 10/22/2024 - 08:01

In "vom Tourismus betonten Gemeinden" werden fast alle Beschlüsse, in Hinsicht auf die Vorteilhaftigkeit für den Tourismus gefasst.
Es wäre deshalb mehr als richtig, die Übernachtungs-Taxe von der Basis 1.50 € / ... "2,50 €, im Verhältnis zu den Preisen in der feinen Bleibe an zu heben" + davon einen Teil den Gemeinden zu überlassen, "zur Abdeckung der vom Tourismus-geforderten Ausgaben," der höheren Lebenshaltungskosten + den Einschränkungen der Lebensqualität, die von Wohnbevölkerung hin genommen werden muss!
Noch besser wäre, "eine passend festgesetzte Ankunfts-Gebühr (in den Werbe-Unterlagen eigens aus zu weisen)," die auch die nicht beliebten Kurz-Urlauber ab drängen würde.

Mar, 10/22/2024 - 08:01 Collegamento permanente