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"Steckt hier System dahinter?"

Am Montag Abend geht der Kampf um das Krankenhaus Innichen im Oberpustertal weiter. Warum Gallionsfigur Klaus Rainer das Vertrauen in die Politik verloren hat.

Nächstes Kapitel im Kampf um das Krankenhaus Innichen am Montag Abend. Um 19 Uhr treten heute die Gemeinderäte von Innichen, Sexten, Toblach, Niederdorf, Prags, Welsberg-Taisten und Gsies zu einer übergemeindlichen Ratssitzung im Innichner Josef-Resch-Haus zusammen. Geplant ist dort eine Stellungnahme der Bezirksgemeinschaft zu Martha Stockers Reformentwurf sowie die Vorstellung der Gegenvorschläge des Bezirks. Wie immer in den vergangenen Monaten mit dabei bei den Rettungsbemühungen: Klaus Rainer von der Initiativgruppe "Pro Krankenhaus Innichen".

„Das Krankenhaus Innichen muss offen bleiben“, heißt es am Montag Abend bei einer übergemeindlichen Gemeinderatssitzung. Was steht dort an?
Klaus Rainer: In einer bisher einzigartigen Sitzung werden alle sieben Gemeinderäte des oberen Pustertales gemeinsam nochmals die Vorschläge des Sanitätsbezirkes Pustertal zur Gesundheitsreform 2020 für gut heißen. Einzigartig deshalb, weil es eine solche Geschlossenheit für ein so wichtiges Anliegen unserer Bevölkerung im oberen Pustertal noch nie gab. Es geht darum, die Wichtigkeit unseres Krankenhauses hervorzuheben und unser Anliegen für eine Grundversorgung unserer Bevölkerung in der bisherigen Form zu verteidigen.

Über Weihnachten will Gesundheitslandesrätin Martha Stocker die Vorschläge aus den Bezirken bewerten, im Jänner fällt die Entscheidung. Wie groß ist die Hoffnung, dass Ihre Vorschläge gehört werden, noch? 
Seit Jahren haben wir gemeinsam mit der Ärzteschaft und dem nichtärztlichen Personal, mit den Führungskräften und den Landespolitikern in zahlreichen Gesprächen und Sitzungen an einem schlüssigen Konzept für das Krankenhaus Innichen gearbeitet. Schlussendlich waren wir an einem Punkt, an dem wir hoffnungsvoll an eine Zukunft unseres Krankenhauses glaubten. Mittlerweile hat die Landespolitik mehr oder weniger alle unsere Vorschläge vom Tisch gefegt und will uns vom neuen Konzept einer Tagesklinik überzeugen. Ich bin aber der Auffassung, dass dies der Anfang vom Ende ist. Dasselbe denken auch ein großer Teil der Ärzteschaft, der Lokalpolitiker und der Bevölkerung.

Zumindest Sanitätsdirektor Oswald Mayr hat nun aber mit seinem Brief an die Landesregierung erneut deutlich gemacht, dass es gerade bei den Geburtenstationen keine gesetzlichen Alternativen zu geben scheint.
So etwas war zu erwarten. Nur stelle ich mir die Frage, wieso die Staatsanwaltschaft nicht schon früher aktiv wurde, wenn bis jetzt alles ungesetzlich abgelaufen ist? Wo führt das hin, wenn in Zukunft alle ärztlichen Tätigkeiten rechtlich in Frage gestellt werden? Eine Geburt ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Vorgang. Risikoreiche Schwangerschaften bzw. Geburten wurden schon immer in den Zentren durchgeführt und nicht in den kleinen Krankenhäusern. Leider werden ärztliche Fehler immer wieder und überall passieren. Dagegen wird man sich nie voll absichern können - auch nicht in den großen Krankenhäusern und auch nicht bei einer größeren Anzahl von Geburten. Ich finde es aber auch sehr traurig, wenn ein solcher Schriftverkehr über die Medien ausgetragen wird. Ob hier nicht doch wieder ein System dahintersteckt? Zumindest der Bevölkerung auf dem Land drängt sich diese Frage immer stärker auf.

„Eine Gesundheitsreform in die Wege zu leiten ohne den Konsens der Bevölkerung zu haben, wird sehr schwierig werden.“

Warum glaubt diese „Bevölkerung auf dem Land“ der Landesrätin nicht, dass ihr Krankenhaus durch eine enge Zusammenarbeit mit Bruneck und die Zusammenlegung von Primariaten  viel eher vor dem Sterben gerettet werden kann – weil sonst zum Beispiel nicht mehr ausreichend Fachärzte für ein Kleinkrankenhaus wie Innichen gefunden werden? 
Meines Erachtens wurde von vielen Politikern und Führungskräften in den vergangenen Jahren viel zu viel herumexperimentiert. Es wurden uns Dinge versprochen, die dann nicht eingehalten wurden. Es wurden Bürgerversammlungen abgehalten, auf denen Landespolitiker und Führungskräfte klare Aussagen gemacht haben, Pläne für Umbauarbeiten gezeigt und von reservierten Geldern gesprochen haben, um dann zuletzt doch wieder alles in Frage zu stellen. Wieso soll man da noch an die Politik glauben – besonders jetzt, wo man mitbekommt, wie schwer sich die einzelnen Abteilungen in den kleinen Krankenhäusern tun. Kaum jemand stellt sich vor die Mitarbeiter der Sanitätsbetriebe, obwohl sie es jetzt besonders nötig hätten. Am meisten hat mich geärgert, dass sich nach dem Artikel „Tragödien im Kreißsaal“ in der Südtiroler Tageszeitung kein einziger Landespolitiker vor die Mitarbeiter gestellt hat. Es wäre die Aufgabe der Landesrätin gewesen, ihre Angestellten zu verteidigen. Fehler können immer passieren und dies nicht nur in den kleinen Krankenhäusern, sondern auch in größeren Strukturen.

Seit vergangener Woche kennt Südtirol auch die Zahlen, die als eine der Entscheidungsgrundlagen für Martha Stockers Reformpläne gelten. Innichens Gynäkologie liegt in der Pasdera-Studie um mehr als 42 Prozent über den Standardkosten. Sind das für Sie keine Argumente?
Die schon seit Jahren geführten Diskussionen über die kleinen Krankenhäuser haben die Situation dort nur verschlechtert. Zudem spitzt sich der Ärztemangel immer weiter zu und dies besonders dort, wo keine chirurgischen Eingriffe aufgrund einer Tumorerkrankung mehr durchgeführt werden dürfen. Dann sind immer wieder Meldungen durch die Medien gegeistert, vielleicht auch gestreut worden, die zu einem sehr großen Imageschaden der kleinen Krankenhäuser geführt haben. Das sind alles Punkte, die praktisch zu einer teilweisen Abwanderung der Patienten und zu einer Abnahme der Leistungen geführt haben. Bei gleichbleibenden Kosten und weniger Patienten kann man nichts anderes erwarten. Ich finde die Pasdera-Studie als Kontrollinstrument zwar gut. Es ist aber stark zu hinterfragen, ob die Parameter zur Erstellung der Studie in allen Krankenhäusern gleich angewandt wurden. Mir liegen andere Informationen vor.

„Ich finde es sehr traurig, wenn ein solcher Schriftverkehr zu den Geburtenstationen über die Medien ausgetragen wird. Ob hier nicht doch wieder ein System dahintersteckt? Zumindest der Bevölkerung auf dem Land drängt sich diese Frage immer stärker auf.“

Herr Rainer, noch vor einem Jahr haben sie auf Facebook gepostet: „Ich hoffe, dass sich endlich mal was Positives für unsere Krankenhäuser der Grundversorgung entwickelt. Es braucht die Kraft, die Überzeugung und den Rückhalt aller Südtiroler Politiker, um die Zukunft der Grundversorgungskrankenhäuser zu garantieren.“  Wo sehen Sie heute diesen  Rückhalt?
Tatsache ist, dass sehr viele Personen und Gremien von den Leitlinien der Gesundheitsreform 2020 nicht überzeugt sind. Angefangen von der Bezirksgemeinschaft Pustertal, von der SVP-Bezirksleitung, von den einzelnen Gemeinderäten des oberen Pustertales, von der SVP Bezirksleitung des Wipptales, von den Bürgermeistern des oberen Pustertales, des Wipptales und des Vinschgaus und so weiter. Doch auch ein großer Teil unserer Bevölkerung kann sich damit nicht identifizieren. Eine Gesundheitsreform in die Wege zu leiten ohne den Konsens der Bevölkerung zu haben, wird sehr schwierig werden. Heutzutage braucht es eine Politik für den Bürger und nicht gegen den Bürger. Es sind in der Vergangenheit auf politischer Ebene viel zu viele Fehler begangen worden und die Bevölkerung ist sehr sensibel, was eine Beschneidung ihrer Grundrechte betrifft.

Und ein Krankenhaus mit vollem Leistungsangebot gehört zu solchen Grundechten? Oder warum sonst schüren die Diskussionen um die Bezirkskrankenhäuser derartige Emotionen?
Niemand geht gerne in ein Krankenhaus, aber wenn man mit einer Krankheit konfrontiert wird, braucht es Vertrauenspersonen, die einen begleiten. Und wie die zahlreichen Patientenbefragungen zeigen, rangieren hier die kleinen Krankenhäuser generell an oberster Stelle. Man ist dort keine Nummer, sondern man wird als Mensch behandelt. Zudem gibt es im oberen Pustertal keine Kinder-Basisärzte, sodass diese Aufgabe von den Pädiatern im Krankenhaus Innichen übernommen wurde. Werden nun Abteilungen geschlossen oder zu Tagesklinikabteilungen zurückgestuft, können sehr viele Leistungen nicht mehr angeboten werden. Dies wird dazu führen, dass sich die Wartezeiten an anderen Krankenhäusern wesentlich verlängern, zum Schaden der gesamten Bevölkerung Südtirols. Darüber hinaus ist das Krankenhaus im oberen Pustertal als größter Arbeitgeber ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine Rückstufung würde zu vielen Entlassungen führen; der volkswirtschaftliche Schaden wäre größer als die gewünschten Einsparungen im Sanitätsbereich. Es gilt die Peripherie zu stärken und nicht zu schwächen, besonders jetzt, wo die wirtschaftliche Lage nicht die rosigste ist.

„Am meisten hat mich geärgert, dass sich nach dem Artikel „Tragödien im Kreißsaal“ in der Südtiroler Tageszeitung kein einziger Landespolitiker vor die Mitarbeiter gestellt hat. Es wäre die Aufgabe der Landesrätin gewesen, ihre Angestellten zu verteidigen.“

Was machen Sie, wenn im Jänner alles so entschieden wird, wie ursprünglich geplant?
Die Kunst in der Politik besteht darin, irgendwann Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. Man soll und muss im Vorfeld einer Entscheidung alle legitimen Maßnahmen ergreifen, um eine Entscheidung zu beeinflussen. Wenn das dann nicht gelingen sollte, dann brauchen wir uns nicht vorzuwerfen, nichts dagegen getan zu haben. Der Schwarze Peter liegt bei der Landesregierung – nicht bei uns.

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Sebastian Felderer Lun, 12/22/2014 - 08:07

Lieber Herr Dr. Mayr!
Ich sage nur eines: So wie es für die Politikerrenten und ihre Bevorschussungen gesetzliche Alternativen gegeben hat, so gibt es sie auch für die Geburtenstationen.
... und bist du nicht willig, so brauch ich .......

Lun, 12/22/2014 - 08:07 Collegamento permanente