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Talschaften statt Bezirksgemeinschaften: Neue Kirchturmpolitik?

Die Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland kann nicht mehr miteinander, der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer fordert eine Auflösung der „comprensori“ und die Einrichtung von „Talschaften“.

Der Streit um die Präsidentschaft des Bezirks Überetsch-Unterland brachte die Spaltungsabsichten ins Rollen. Nachdem das Unterland „seinen“ Präsidenten Edmund Lanziner platzieren konnte, sind die Überetscher nun grantig und drohen mit dem Bruch. „Dieser ist unausweichlich,“ sagt der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer, der im Vorfeld mit dem Präsidentenamt geliebtäugelt hatte, „denn was haben wir Überetscher mit den Unterlandlern eigentlich gemein?“

Seiner Ansicht nach müsse eine Bezirksgemeinschaft nicht nur verwaltungstechnisch vereinen, sondern die Bevölkerung auch darüberhinaus verbinden. Für Runer ist die Verwaltungseinheit Bezirksgemeinschaft überholt: „Im Trentino machen sie es uns vor: dort gibt es keine "comprensori" mehr, sondern es gibt die Talschaften, wie vor längerer Zeit bei uns auch nocht.“ Diese Talschaften könnten effizienter auf die Belange der Bürger eingehen und würden von den Bürgern auch „gefühlt“, so Runer. Seine Gemeinde Terlan pflege den meisten Austauch mit den Nachbarsgemeinden Andrian, Nals oder Mölten. „Doch wir gehören zu drei verschiedenen Bezirksgemeinschaften, das kann eine Zusammenarbeit nur erschweren.“

Eine Auflösung der Bezirksgemeinschaften sei derzeit nicht angedacht, meint hingegen Landesrat Arnold Schuler, im Lauf der geplanten Reform der Institutionen werde man das Thema sicherlich angehen. Dazu müsste allerdings das Landesgesetz abgändert werden.

Klaus Runer ist überzeugt, dass die Einrichtung von kleineren übergemeindlichen Verwaltungseinheiten effizienter und auch kostensparend ist. „Die Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland beschäftigt derzeit 350 Mitarbeiter. Ein solch großer Apparat verbraucht dementsprechend viel Personal und Energie, schon um sich selbst am Leben zu erhalten.“

Aber auch Talgemeinschaften müssen personell besetzt und verwaltet werden. „Ja, aber hier könnte viel kleiner und günstiger geplant werden,“ kontert Runer. Ein Argument gegen die Bezirksgemeinschaften schiebt er noch nach: „Die Bezirksgemeinschaften müssen sich als einzige nicht an den Stabilitätspakt, an die Stellenpläne oder an Aufnahmestopps halten, hier wird nichts kontrolliert, und das geht nicht.“