Homöopathie für Bozen
Das Bozner Rathaus kurz nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses. Der Wahlsieger Renzo Caramaschi wurde bereits gebührend gefeiert und von Mikrofon zu Mikrofon gereicht. Jetzt wird unter Journalisten und Politikern analysiert und spekuliert. In aufgeräumter Stimmung beantwortet bei Christoph Baur, bis 8. Mai Bürgermeister-Kandidat der SVP, die Fragen der Reporter. "Ein wichtiger erster Schritt in Richtung einer Regierung für die Stadt Bozen ist getan", erklärt er, schon ganz der Vizebürgermeister. Zu den wohl nicht ganz leichten Koalitionsverhandlungen mit Mitte-Rechts und eventuell auch mit den Grünen meint Baur, ein Dialog sei grundsätzlich mit allen möglich.
"Mein obertes Ziel ist eine Öffnung gegenüber jenem Teil der Stadt Bozen, der schon seit langem von jeder Regierungsbeteiligung ausgeschlossen ist", sagt er. Das italienischen Mitte-rechts-Lager und mit ihm seine Wähler fühlten sich an den Rand gedrängt, politisch bedeutungslos. "Wir sollten sie deshalb in die Regierung hereinholen." Als ganzer Block dürfte Mario Tagnins Mitte-rechts-Bündnis (Uniti per Bolzano und Lega Nord) in der neuen Mehrheit jedoch kaum Platz finden: "Für den PD wäre die Lega, fürchte ich, nicht zu verdauen, und auch ich hätte so meine Schwierigkeiten damit", erklärt er. Also soll nur Mario Tagnin mit seinen vier Sitzen in die Mehrheit geholt werden? Baur: "Ich kann mir vorstellen, dass sich da was tut. Eine Mehrheit mit einer kleinen Dosis Mitte-Rechts wäre eine homöopathische Kur für Bozen."
Zu den Grünen meint Baur, sie hätten bei vielen SVP-Wählern einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen. "Es gibt zwar jetzt auch andere Personen bei den Grünen, das Listenzeichen aber ist geblieben." Trotzdem seien die Grünen aus seiner Sicht "auch eine Option".