Sport | Podcast | Ep8

Olympiasieg, Berlusconi & die Angst

Alex Schwazer wird 2008 in Peking Olympiasieger. Mit dem größten Erfolg gerät seine Welt gleichzeitig aus den Fugen. Jetzt kommt ein völlig neues Gefühl auf: Die Angst.
Peking
Foto: Upi
  • Es ist der große Tag im sportlichen Leben des Alex Schwazer.
    Am 22. August 2008 findet bei den Olympischen Spielen das 50-km-Gehen der Männer statt. Der Kurs verläuft in der Olympiastadt Peking, Ziel ist das Nationalstadion.
    Insgesamt 59 Athleten nehmen am Rennen teil. Der Startschuss für das Rennen fällt um 9.30 Uhr.
    Alex Schwazer erinnert sich heute, 16 Jahre später, an dieses Rennen. 
    Bereits beim Start passiert etwas Ungewöhnliches. „Mein Trainer Sandro Damilano war nirgends zu sehen“, sagt der spätere Olympiasieger. Erst nach rund zweieinhalb Stunden taucht Damilano auf. Heute sagt Alex Schwazer diese Verhaltensweise sei kein Zufall. 
    Schwazer zeichnet in dieser Folge des SALTO-Podcasts das damalige Rennen minutiös nach. Er erzählt wie er neun Kilometer vor dem Ziel eigentlich fast aus Versehen, das Tempo erhöht. Wie er wenig später in eine schwere Krise rutscht: „Es war wie bei einem Auto, wo die Tankanzeige nicht auf Reserve geht, sondern wirklich bei null seht“.
    Aber auch über die Freude als er in das Stadion kommt und die Gedanken und Gefühle, die aus ihm herausbrechen, nachdem er als Olympiasieger die Ziellinie überschreitet.

  • Empfang im Quirinal: Alex Schwazer schüttet Staatspräsident Giorgio Napolitano sein Herz aus. Foto: Quirinale
  • Alex Schwazer hat mit dem Olympiasieg das Höchste und Größte geschafft, was ein Sportler erreichen kann. Im Rampenlicht der Öffentlichkeit wird jetzt eine Erfolgsgeschichte zelebriert. 
    Die italienische Olympiasieger werden wenig später vom damaligen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano und von Ministerpräsident Silvio Berlusconi empfangen. „Das Treffen mit Berlusconi war lustig bis tragisch“, erinnert sich Alex Schwazer an die Rede Berlusconis.
    Nach dem Olympiasieg fokussiert sich in Italien die mediale Aufmerksamkeit jetzt noch mehr auf den Südtiroler Geher. Plötzlich will jeder etwas von Alex Schwazer.
    Der Südtiroler Olympiasieger denkt aber nur an sein Training. Er will so weitermacht wie vorher: Trainieren, Essen und Schlafen. Alex Schwazer sagt, er habe damals, wie eine Maschine funktioniert. 
    Er habe damals einfach nichts genießen können. Schwazer beschreibt es so: „Im Flugzeug von Peking nach Rom habe ich nicht daran gedacht die Goldmedaille zu feiern, sondern daran, was ich noch besser machen kann“. 

     

    „Für mich wäre es gut gewesen, Peking zu machen und alles andere nicht mehr.“

     

    Mit dem größten sportlichen Erfolg gerät die Welt des Alex Schwazer aus den Fugen. „Plötzlich wurde mir das Training zu Last“, erinnert er sich. Gleichzeitig kommt bei ihm ein völlig neues Gefühl auf: Die Angst. 
    16 Jahre später sieht Alex Schwazer seine damalige Situation äußert nüchtern. „Für mich wäre es gut gewesen, Peking zu machen und alles andere nicht mehr“, meint er mit einem breiten Lachen. So sei er zwischen seinem Trainingswahnsinn, der öffentlichen Aufmerksamkeit, aber auch seinem Wunsch seiner damaligen Freundin Carolina Kostner gerecht zu werden, aufgerieben worden.
    Ich war einfach leer und hätte mir damals eine Auszeit nehmen sollen“, sagt er heute.

  • Zur Folge

     

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    Gesamte Serie:

    Alleingang - Der Aufstieg. Der Fall. Der Mensch.