Società | Euregio-Camp

"Inser Londeshauptmonn isch dor coolste!"

Nachdem "Die Welt" kürzlich Bozen zur coolsten Stadt in den Alpen erklärt hat, hat Südtirol nun auch gute Chancen auf den coolsten Landeshauptmann der Euregio.

Mucksmäuschenstill ist es geworden im Augustinersaal als der Landeshauptmann den Raum betritt. In Anzug und Krawatte ist er erschienen, um sich mit den Teilnehmern des Euregio-Summer-Camps zu treffen

Mit den Klängen von Franz Joseph Haydns Trio No. 19 wird Arno Kompatscher empfangen, er scheint gerührt über die musikalische Einleitung. Die Begrüßungsworte an die etwa 60 Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren, die sich zur Zeit im Kloster Neustift aufhalten, fallen knapp und deutlich aus. Er wolle den Nachmittag "locker, den Sommertemperaturen angepasst" verbringen und zusammen mit den jungen Leuten über die Euregio plaudern.

Erleichterung ist zu spüren, viele hatten sich auf einen langen Nachmittag mit noch längeren Vorträgen eingestellt.

Etwas zögerlich, aber dann doch schonungslos, die erste Frage: "Redet ihr in der Politik eigentlich immer nur über Geld?"

Schlagfertig und mit verständlichen Worten erklärt Kompatscher, es stimme, dass viel über Geld geredet wird, weil es "einfach wichtig" sei. Das Geld, das die Eltern an Steuern zahlen solle ja schließlich gut verwaltet werden. Ob er die Jugendlichen aus Nord-, Südtirol und dem Trentino damit überzeugen kann, das lassen sie sich nicht anmerken.

Langsam verschwindet die anfängliche Zurückhaltung und jemand möchte wissen: "Wenn Sie sich entscheiden könnten, würden Sie noch Landehauptmann sein oder würden Sie etwas anderes machen?"

Der Saal lacht auf und nach kurzem Überlegen die Antwort von Kompatscher: "Eigentlich habe ich ja die Wahl gehabt, niemand hat mich dazu gezwungen, den Landehauptmann zu machen. Die eigentliche Frage ist vielleicht, ob ich es nochmals machen würde. Ab und zu frage ich mich schon, warum tu' ich mir das an? Ich habe viele Berufe in meinem Leben ausgeübt, alle waren schön. Jetzt ist es schön und spannend, Landeshauptmann zu sein, auch weil ich sehe, dass wir vieles zum Guten verändern können." Aber wie das in jedem Beruf so sei, habe auch der Landeshauptmann ab und zu Zweifel. Doch sei es "überwiegend eine wunderschöne Aufgabe".

Diese Antwort scheint die jungen Leute zu beflügeln und gleich mehrere Hände schießen in die Höhe. Die Berufswünschen des Landeshauptmannes ("Zuerst Astronaut oder Fußballweltmeister, aber nie Politiker."), interessieren genauso wie die Zeit, die er mit seiner Familie verbringt ("Leider zu wenig, aber der Sonntag mit der Familie ist mir heilig.")

Fragen nach der Euregio werden gestellt, dem bereits Erreichten und der Zukunft.

"Wird die Euregio in Zukunft ein eigener Staat?" Die Antwort des Landeshauptmanns ist vage formuliert, und doch vielsagend: "Man soll nichts ausschließen". Auch nicht, dass "der Landeshauptmann in Zukunft vielleicht eine Landeshauptfrau sein könnte".

Am Ende seines Besuches wendet sich Kompatscher mit einem Wunsch an die Jugendlichen. Sie sollen interessiert und neugierig durch's Leben gehen und sich trauen, für Politik zu interessieren. "Macht das, wofür ihr Leidenschaft empfindet, in der Europaregion und auch darüber hinaus."

Das Fazit der Jugendlichen nach dem Treffen mit dem Südtiroler Landeshauptmann fällt ziemlich eindeutig aus. Im Vorfeld hatten sie bereits über Internet mit den Landeshauptleuten aus dem Trentino, Ugo Rossi, und Nordtirol, Günther Platter, gesprochen, und auf die Frage, wer denn von den dreien nun am Besten angekommen sei, ertönt es zumindest aus den Südtiroler Kehlen: "Inser Londeshauptmonn isch dor coolste."