Maria Saal
Foto: Oswald Stimpfl
Gita | Wandertipp

Ein Spaziergang am Ritten

Wandern und Philosophie anlässlich der „Vacanze Pitagoriche"

  • In Oberbozen am Ritten wurde unlängst von der Vereinigung Maurits GmbH eine besondere Ferienwoche, die „Vacanze Pitagoriche“ organisiert, die Teilnehmenden reisten aus ganz Italien an. Am Vormittag traf man sich im Vereinshaus von Oberbozen zu Vorträgen, am Nachmittag wurden kurze Ausflüge am Ritten organisiert, dabei durfte ich die bunt gemischten Teilnehmer bei einfachen Ausflügen, die alle in Oberbozen starteten, begleiten.  

    In werde diese vier Ausflüge in den nächsten Wochen vorstellen und beschreiben. Für Viele werden diese kurzen Wanderungen sicher keine "Geheimtipps" sein, möglicherweise sind sie zu einfach und zu wenig fordernd, aber für gemütliche Spaziergänge ist der Ritten allemal gut. 

  • INFOS IN KÜRZE

    Idealer Familienausflug, viele Einkehrmöglichkeiten am Weg 

    Startpunkt:      Oberbozen, an der Bergstation der Seilbahn 

    Schwierigkeit:  Leicht 

    Länge:              6,3 km 

    Gehzeit:           2 h  

    Aufstieg:          160 m 

     

    Anfahrt: Mit der Seilbahn ab Bozen nach Oberbozen, dort Anschluss mit der Schmalspurbahn. Die Bahntickets sind in der Südtiroler Mobilcard enthalten. Infos unter www.suedtirolmobil.info

  • Die „Vacanze Pitagoriche“

     Vorab noch ein paar Infos: Die „Vacanze Pitagoriche“ in Oberbozen am Ritten sind eine besondere Ferienwoche, organisiert von der Maurits GmbH, bei der sich Teilnehmende in entspannter Atmosphäre mit Mathematik, Naturwissenschaften und philosophischen Themen auseinandersetzen. 

    In Vorträgen, Workshops und gemeinsamen Aktivitäten wird Wissen spielerisch vermittelt, oft verbunden mit Ausflügen in die umliegende Natur und geselligen Momenten, die den Austausch fördern. Der Name spielt auf den Philosophen und Mathematiker Pythagoras an und unterstreicht den Bildungs- und Gemeinschaftsgedanken dieser Woche. 

  • Wer steckt hinter der „Maurits“ GmbH?

    Hinter den Vacanze Pitagoriche steht die Maurits GmbH, ein Unternehmen, das sich auf die Pflege und Vermittlung des grafischen Erbes von M. C. Escher spezialisiert hat. Maurits Cornelis Escher (1898–1972) war ein niederländischer Grafiker, berühmt für seine surrealen, mathematisch inspirierten Bilder mit unmöglichen Perspektiven, optischen Täuschungen und endlosen Strukturen. 

    Seine Werke verbinden Kunst, Geometrie und visuelle Illusion auf einzigartige Weise. Maurits GmbH besitzt eine umfangreiche Sammlung (rund 700 Werke) des Künstlers sowie Stücke von dessen Wegbereitern und Zeitgenossen. 

    Die Maurits GmbH wird von Federico Giudiceandrea geleitet, der als ausgewiesener Kenner von Eschers Werk fungiert. Neben seiner Tätigkeit als Gründer und Leiter der Vereinigung Maurits ist er auch in der Technologiebranche aktiv, er ist Mitbegründer und CEO der Microtec AG, einem weltweit führenden Hersteller von Scannern für die Holzindustrie und war Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol. 

    Als Referent konnte Piergiorgio Odifreddi gewonnen werden. Er ist ein bekannter italienischer Mathematiker, Logiker und prominenter Wissenschaftsautor. Er ist in Italien und im Ausland Uni-Dozent und hat zahlreiche populärwissenschaftliche Bestseller-Bücher veröffentlicht. 2011 erhielt er den Galileo-Preis für Wissenschaftsvermittlung. 

    In Oberbozen vermittelt er auf unterhaltsame Weise Verbindungen zwischen antiker Literatur, Mathematik und Naturphilosophie, einem Bildungsformat, das Mathematik als Brücke zwischen Wissenschaft und Geisteskultur nutzt. Kurzgefasst: Odifreddi ist der lehrende Kopf hinter diesem besonderen Bildungsurlaub bei den „Vacanze Pitagoriche“ auf dem sonnigen Ritten. 

  • Der erste der Rittner Spaziergänge

    Zu den Rittner Erdpyramiden und nach Maria Saal. 

    Der Ritten, das Hochplateau im Herzen von Südtirol, ist wie bereits erwähnt, als Wanderziel längst kein Geheimtipp mehr. Bereits vor über hundert Jahren wurden eine elektrische Zahnrad- und eine Schienenbahn gebaut, die die Landeshauptstadt Bozen mit Oberbozen und Klobenstein verbanden und den Fremdenverkehr einläuteten.  

    Wir starten also mit der Schmalspurbahn in Oberbozen in Richtung Klobenstein. Es geht gemächlich an Hotels, Pensionen, wenigen Bauernhöfen und den schmucken Sommerfrischhäusern von Geld- und Blutadel vorbei zur Endstation bei Klobenstein, die Aussicht zu den Dolomiten ist beeindruckend. Am Bahnhof Klobenstein angekommen, nehmen wir den Fußweg, wir steigen nicht ins Dorfzentrum ab, sondern nehmen den Waldsteig 37 nach Lengmoos. 

    Bei den letzten Häusern hinter dem Bahnhof geht es zwischen zwei Holzzäunen kurz bergauf, am Waldrand stoßen wir auf einen Wanderweg, die Eyrl Promenade, sie bringt uns leicht bergab mit schönen Ausblicken durch Buchenwald zur Kirche und Kommende von Lengmoos. Dort besichtigen wir den zugänglichen Innenhof und das Stiegenhaus der Kommende des Deutschen Ordens. Auf der Autostraße, durch die Enge zwischen dem Gasthaus Amtmann und dem Anwesen des Deutschordens, wandern wir in 10 Minuten auf dem Gehsteig bis zur Abzweigung der gekiesten, ebenen Promenade beim Café Erdpyramiden (nette Einkehr). 

    Nach 0,5 km auf der Promenade gelangen wir zu einer Aussichtsplattform. Von dort bestaunen wir aus nächster Nähe und vor dem Hintergrund der Mittelberger Dorfkirche mit ihrem Zwiebelturm und der Dolomiten die schlanken Säulen der Erdpyramiden, Informationstafeln erklären ihre Entstehung. Dann wandern wir weiter, es geht über ein Bächlein im Finsterbachgraben und kurz bergauf nach Maria Saal. Nach der Besichtigung der kleinen Marienwallfahrtskirche lockt das Gasthaus Egarter zu Rast und Einkehr.  

    Für den Rückweg geht es auf demselben Weg ein Stück zurück. Kurz nach dem Hotel Spögler biegt rechts, bei einem großen, überdachten Wegkreuz der Steig Nr. 35/A ab, es geht bergauf, durch Wiesen und an einem Weher vorbei zum Oberdorf von Klobenstein, beim Restaurant Rittnerstube biegen wir links in den Michael Gamperweg, der uns rasch zum Bahnhof bringt. Mit dem Bähnlein geht es wieder zum Startpunk in Klobenstein zurück.  

  • Maria Saal

    Am Wiesenrand, kurz vor Mittelberg, steht das kleine, weiße Wallfahrtskirchlein Maria Saal. Bauern aus der nahen und weiteren Umgebung am wasserarmen Ritten baten beim Gnadenbild der Maria-Hilf-Muttergottes auf dem Hauptaltar um Regen für Kornfelder, Wiesen und Äcker. Viele, zum Teil rührende Votivbilder bezeugen die große Verehrung der Muttergottes. 

    Das Bild ist eine Kopie, das Original befindet sich im Dom von Innsbruck. Das Bild wurde zum Inbegriff der Maria, Hilfe der Christen und hat sich in unzähligen Kopien und Variationen vor allem im Alpenraum sehr weit verbreitet, in Südtirol u. a. in Bozen am Hauptaltar, in Meran, Schenna, Kastelruth, Wolkenstein, Lana, St. Peter Villnöß u.v.a.m. 

  • Das Kirchlein Maria Saal vor den Dolomiten: Foto: Oswald Stimpfl
  • Die Regenschirmmadonna

    Immer in der Kirche von Maria Saal fällt das Bild der Regenschirmmadonna von 1924 des Brixner Künstlers Alexander Dejaco auf dem Triumphbogen auf. Er nahm den Satz im ältesten Mariengebet aus dem 3. Jh. wörtlich: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin“ und malte die Madonna mit Kind unter einem aufgespannten Regenschirm. 

    Die Figuren an der Seite der Muttergottes stellen die Gastgeberfamilie vom Kerschbaumerhof dar, wo der Maler die Sommermonate verbrachte. Die Deutschordensschwester Sr. Natalia Trafojer und der damalige Pfarrer von Lengmoos, P. Bonifaz Kravogl, runden die Szene ab.

  • Maria mit dem Regenschirm: Foto: Oswald Stimpfl
  • Die Kommende des Deutschen Ordens

    Die Ordenskommende in Lengmoos war ursprünglich ein Hospiz an der mittelalterlichen Kaiserstraße über den Ritten, sie wurde um 1200 errichtet und vom Deutschen Orden geführt. Der Deutsche Orden ist ein katholischer Ritterorden, der ursprünglich Pilgern und Kranken im Heiligen Land half. Nach dem Verlust des Heiligen Landes übte er seine Tätigkeit an der Pilgerstraße über die Alpen aus, später wirkte er auch militärisch sowie als Landesherr in Osteuropa. 

    Die Kommende, also der Sitz des Ordens in Lengmoos, wurde im 17. Jahrhundert mit prunkvollen Innenräumen im Barockstil umgebaut. Heute dient sie als kulturelles Zentrum für Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen wie die Rittner Sommerspiele.  

    Mittwoch bis Freitag von 16 - 18 Uhr geöffnet. 

  • Der Vorraum der Kommende ist mit den Wappen der Hochmeister bemalt: Foto: Oswald Stimpfl
  • Die Einkehr

    Wir haben auf diesem Spaziergang die Qual der Wahl: 


    Café am Bahnhof in Klobenstein 
    Gartenterrasse, Kaffee, Kuchen, Snacks. Tel. 335 676 8570, www.facebook.com/cafeambahnhofklobenstein 

    Café Erdpyramiden 
    Terrasse mit Pyramidenblick, Kuchen, Eis, Jausen, Plattl 12, Lengmoos Tel. 0471 356372, Facebook Café Erdpyramiden, Mi Ruhetag 

    Gasthof Amtmann 
    Traditionsreicher Gasthof, gehört zum Ensamble der Deutschordenskommende. Gastgarten, getäfelte Stube. Gepflegte einheimische Küche. Dorf 12, Lengmoos, Tel. 0471 356124, gasthausamtmann.eatbu.com, Di Ruhetag  

    Gasthaus Egarter 
    Auf einer Wiesenterrasse mit wunderbarer Aussicht, bodenständige Küche, Kuchen. Spielplatz, Liegewiese. Maria Saal 3, Mittelberg-Ritten, Tel. 0471 356717 oder 348 0945291, www.gasthausegarter.net Mo. Ruhetag. 

    Gasthaus Maria Saal 
    Beliebtes Einkehrziel direkt neben der Wallfahrtskirche. Südtiroler Spezialitäten. Maria Saal 1, Mittelberg-Ritten. Tel. 0471 356351, Fr. Ruhetag