Minderheiten unter sich
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„Was heißt hier Minderheit?“ nennt sich die Wanderausstellung, die heute Vormittag im Foyer des Waltherhauses in Bozen eröffnet wurde. Sie zeigt – gestalterisch anspruchsvoll –, Minderheiten und Minderheitenschutz in Deutschland und gibt Einblicke in die dänische Minderheit, die Sorben, die Friesen oder die deutschen Sinti und Roma. An mehreren interaktiven Stationen mit über 150 thematischen Zugängen erfahren Besucherinnen und Besucher mehr über deren Lebensrealitäten, Identitäten und Perspektiven, über politische Ziele und individuelle Wünsche. Ausgewählte Schilder(!) und Schilderungen zeigen Aspekte der Beziehung zwischen Minderheiten und Mehrheitsgesellschaft – sie zeugen von Anerkennung, Spannungen und Wandel.
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Deutschlands Minderheiten im Waltherhaus: Gitte Hougaard-Werner führte in die Ausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ ein Foto: SALTODie Ausstellung wurde vom Bundesministerium des Innern auf Grundlage eines Beschlusses des Bundestages initiiert und am 16. März 2022 im Bundestag eröffnet, berichtete Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende des Minderheitenrates der vier autochthonen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands, nach den Grußworten des Vorsitzenden des Südtiroler Kulturinstituts, Hans-Christoph von Hohenbühel.
„Das Thema der Minderheiten ist kein neues, sondern aktueller und interessanter denn je“, betonte Hougaard-Werner. Seit drei Jahren reist die Ausstellung durch Deutschland und war bereits an verschiedenen Orten zu sehen. „Sie lädt uns ein, über das nachzudenken, was oft selbstverständlich erscheint – Identität, Sprache und Kultur, Zugehörigkeit, Vielfalt und Anderssein. Sie öffnet einen Raum für Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschichte und Erfahrung. Und sie zeigt, wie Menschen ihre Sprache, Kultur und Geschichte in einem gemeinsamen Lebensraum privat und frei entwickeln können.“
Was bedeutet es, einer Minderheit anzugehören? Geht es um Zahlen, Macht, Zugehörigkeit oder Sichtbarkeit?
Zwischen Brücke zur Mehrheit und Abkapselung: die auffallend gestalteten architektonisch-grafischen Raumelemente verbinden und manifestieren zugleich das Spezielle der autochtonen Minderheiten in Deutschland: etwa das Pompeblêd, ein stilisiertes Seerosenblatt und Symbol der friesischen Seelande, oder das Grammophon/Megaphon als Zeichen für den musikalischen Einfluss der Sinti und Roma auf die europäische Klassik sowie für die politische Bedeutung ihrer Bürgerrechtsbewegung nach 1945. Das Element „Ø” steht für den markanten Buchstaben des dänischen Alphabets; das dreieckige Möbel verweist auf die Sorben und das geteilte historische Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz der Sorben und Wenden.
Vincze Loránt am Podium: Er ist Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) Foto: SALTOVincze Loránt, Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsident der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), betrat anschließend das Podium und hob hervor, wie wichtig Zusammenarbeit unter kleinen Gemeinschaften sei: Wenn Minderheiten ihre Kräfte bündeln, können sie ihre Interessen noch wirksamer vertreten, mit Regierungen kooperieren und ihre kulturelle Herkunft noch sichtbarer machen, meinte er. Nach den Grußworten von Landeshauptmann-Stellvertreter und Vizepräsident der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten Daniel Alfreider, einem Vortrag von Sara Mičkec sowie einem Rundgang mit Judit Šołćina und Karl-Peter Schramm durch die Ausstellung, eilten einige FUEN-Delegierte in die Bozner Industriezone, wo im Kongresszentrum der Messe Bozen nebenan der 69. Kongress der FUEN eröffnet wurde. Bis Sonntag steht dort ebenfalls das Thema Minderheiten und Volksgruppen im Zentrum. Die Ausstellung im Waltherhaus bleibt hingegen noch bis zum 2. Dezember zu sehen.
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