Ambiente | Borkenkäfer

Ist der Wald noch zu retten?

Wie kann der Wald in Südtirol gerettet werden? Kann er überhaupt noch gerettet werden oder ist es bereits zu spät?
Bostrico
Foto: Asp
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich gestern der II. Gesetzgebungsausschuss, der eine Anhörung zum Thema Borkenkäfer einberufen hat. Dazu wurden drei namhafte Experten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich eingeladen, die über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse berichteten. Vor allem in einer Aussage stimmten die Wissenschaftler überein: Nur zusehen und hoffen bringt nichts! Will man den Wald retten, muss umgehend gehandelt werden.
 
 
Wie der Vorsitzende des Ausschusses, Franz Locher, erklärte, habe das Borkenkäferproblem im vergangenen Sommer ein Ausmaß angenommen, das zur Verzweiflung Anlass gibt. Im Schnitt könnte in Südtirol jährlich rund eine Million Kubikmeter Holz – zwischen Säge-Einschnittholz und Hackschnitzelholz – aufgearbeitet werden. Inzwischen müsse jedoch davon ausgegangen werden, dass rund fünf Millionen Kubikmeter Holz vom Borkenkäfer befallen sind und aus den Wäldern entnommen werden müssen. Im Hinblick auf die Anhörung erwarte er sich vor allem Erkenntnisse zu den Fragen, wie der Borkenkäferbefall eingegrenzt werden kann, die große Masse an Schadholz verarbeitet werden soll und eine Wiederaufforstung gelingen kann.
 
Wir sprechen hier von Millionen.
 
Klar zu sein scheint mittlerweile, dass die bisherigen finanziellen Mittel, die zur Bekämpfung des Schädlings aufgewendet wurden, bei weitem nicht reichen. „Wir sprechen hier von Millionen“, so Locher, der nicht unerwähnt ließ, dass eine Investition in den Wald bei weitem billiger sei als technische Schutzbauten, die errichtet werden müssen, wenn der Schutzwald verloren geht – in Südtirol sind immerhin 40 Prozent des Waldes als Schutzwald klassifiziert. Angesichts der Situation in einigen Ortschaften wie Velthurns, Villanders, Latzfons oder in Barbian müsse man sich zudem die Frage stellen, ob es nicht bereits zu spät sei – die Wälder in diesen Ortschaften seien rot gefärbt, gezeichnet von den toten Bäumen.
 

Borkenkäfer und Klimawandel

 
„Es war zu erwarten, dass es irgendwann so kommen würde“, erklärte Ralf Petercord, Leiter des Referats für Waldbau, Klimawandel im Wald und Holzwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Bereits vor 20 Jahren habe er darauf hingewiesen, dass im Zuge des Klimawandels nicht nur Dürreperioden und Unwetterkatastrophen an Heftigkeit zunehmen, sondern auch das Borkenkäferproblem dramatische Ausmaße annehmen würde. Organismen wie der Borkenkäfer werden in ihrer Reaktion auf den Klimawandel Veränderungen herbeiführen, was nach einer Anpassung verlangt. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und höheren Temperaturen vermehrt sich der Borkenkäfer innerhalb eines Sommers nicht mehr nur über eine Generation, sondern über zwei und sogar drei.
 
 
 
Damit ist dieses Insekt in der Lage, eine Population aufzubauen, die immense Schäden verursachen kann. Zudem werden die Wälder, die teilweise über hundert Jahre alt sind, mit neuen klimatischen Bedingungen konfrontiert. „Wir erleben gerade eine Vegetationsveränderung, und in welche Richtung diese Entwicklung gehen wird, ist noch nicht geklärt“, so der Wissenschaftler. Es handle sich dabei nicht um eine Verschiebung der Klimazonen, sondern die Veränderung sei wesentlich komplexer. Bereits jetzt könne man davon ausgehen, dass man mit viel stärkeren Niederschlagsereignissen und Dürreperioden rechnen wird müssen, „wie man sie bisher noch nicht kennt“.
 
Für Anschuldigungen und Vorhaltungen haben wir keine Zeit. Eine Lösung ist nur gemeinsam möglich.
 
„Es wird etwas vollkommen Neues entstehen“, ist Petercord überzeugt und betont, dass die Natur nicht Zeit haben wird, sich anzupassen. Dafür seien die natürlichen Abläufe zu langsam. Deshalb sei eine „aktive Waldgestaltung“ und die Überlegung notwendig, welche Baumarten zukünftig in dieser Region überleben können. „Die Tanne hat sicher bessere Chancen, dem Klimawandel zu begegnen als die Fichte“, so Petercord, der in diesem Zusammenhang auch auf die Wild-Verbissschäden hinwies. Die Auseinandersetzung mit den Jägern wegen einer höheren Abschusszahl könne aber nicht die Antwort auf dieses Problem sein, betonte der Wissenschaftler und forderte eine Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren, „denn für Anschuldigungen und Vorhaltungen haben wir keine Zeit. Eine Lösung ist nur gemeinsam möglich“. „Zunächst müsse man jedoch retten, was noch zu retten ist“, erklärte der Sachverständige, der dabei auch den punktuellen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht ausschloss. „In manchen Situationen, die man natürlich genau abwägen muss, halte ich es für sinnvoll und notwendig“, betonte der Wissenschaftler und verwies auf den Freistaat Bayern, wo die Schutzwaldfunktion wie in Südtirol eine große Rolle spielt. Investition in den Schutzwald sei gleichzeitig Daseinsvorsorge. Denn, wenn bei Starkregenereignissen kein Wald mehr vorhanden ist, der das Wasser aufnehmen könnte, werden die Muren zu Tal donnern und am Ende auch Menschenleben kosten. „Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir das schaffen können, aber wir müssen es anpacken“, betonte Petercord, der darauf verwies, dass in Nordrhein-Westfalen 60 Prozent des Fichtenbestandes aufgrund von Borkenkäferbefall verloren gegangen seien und „das teils deshalb, weil wir zugewartet und auf Regen gehofft haben“.
 

Schutz des Waldes hat oberste Priorität

 
„Wir mussten erfahren, wie wichtig die Schutzfunktion des Waldes ist“, erklärte der Schweizer Experte Marco Vanoni, Bereichsleiter für Schutzwald & Waldökologie im Amt für Wald und Naturgefahren des Schweizer Kantons Graubünden. Mittlerweile wendet die Schweiz rund fünfeinhalb Millionen Franken, was in etwa 5,6 Millionen Euro entspricht, jährlich auf, um Waldschäden zu verhüten oder zu beheben. Denn wie Berechnungen ergeben haben, ist der Schutz des Waldes bei weitem kostengünstiger als die Errichtung von technischen Schutzbauten. Im Schnitt seien diese 20 Mal teurer als der Unterhalt des Waldes.
 
 
Während die klimatischen Bedingungen in Graubünden und Südtirol sehr ähnlich sind, und auch Graubünden in der Folge von Windwurf- und Schneedruckereignissen mit dem Borkenkäfer zu kämpfen hatte, gibt es grundlegende Unterschiede in der Gesetzgebung und Verantwortlichkeit. So sind 85 Prozent des Waldes im Besitz der Gemeinde, welche verpflichtet werden kann, befallene Bäume aus dem Wald zu entfernen. Einen weiterer Unterschied besteht darin, dass die Gemeinden teilweise sogar eigene Waldarbeiter beschäftigen. Wird ein Borkenkäferbefall festgestellt, so wird vorort über die weitere Vorgehensweise entschieden.
 
Wenn man weiß, dass die finanziellen Mittel und die Waldarbeiter fehlen, dann muss man versuchen, die beste Lösung umzusetzen, welche die größte Wirkung hat.
 
Befallene Bäume werden gefällt und entrindet, müssen aber nicht entfernt werden, sondern können im Wald verbleiben, „denn auch diese Bäume können eine gewisse Schutzfunktion entfalten“, so Vanoni, der betont, dass man rechtzeitig agieren müsse, will man eine Ausbreitung verhindern. Dafür müssen die Gebiete permanent überwacht und potentiell befallene Stellen kontrolliert werden. Fehlen die Ressourcen, müsse eine Priorisierung erfolgen. „Wenn man weiß, dass die finanziellen Mittel und die Waldarbeiter fehlen, dann muss man versuchen, die beste Lösung umzusetzen, welche die größte Wirkung hat“.

 

Aufarbeitung nicht möglich

 

„Von 2018 bis 2021 sind in Osttirol gut zwei Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen, in einem Jahr mit Normalnutzung fielen etwa 200.000 Kubikmeter an. Doch allein 2021 sind in dem Gebiet 105.000 Kubikmeter Schadholz auf den Borkenkäfer zurückzuführen gewesen“, erklärte Christian Schwaninger, Leiter der Abteilung Waldschutz des Tiroler Landesforstdienstes. Es sei unmöglich gewesen, das gesamte Schadholz aufzuarbeiten. Mit einer Verordnung auf Bezirksebene, welche besagte, dass den Anordnungen des Bezirksforstinspektorats Folge zu leisten ist, versuchte man auf verwaltungstechnischer Ebene das Problem zu lösen. Dennoch gestaltete sich die Umsetzung enorm schwierig, da sich die Schneedruckereignisse zwischen 2019 und 2021 flächendeckend über Osttirol erstreckten. In der Folge blieb viel Brutmaterial im Wald liegen und es kam zur Borkenkäferplage.
 
 
 
Die einzelnen Waldbesitzer waren mit einer derart großen Menge recht bald überfordert und die Aufarbeitungskapazität der vorhandenen Spezialfirmen stieß an ihre Grenzen. Nachdem das Schadholz aufgearbeitet worden war, musste es zur Straße gebracht und abtransportiert werden, wofür wiederum ein anderes Unternehmen zuständig war. Das letzte Glied in der Kette schließlich bildet das Sägewerk. „Drei verschieden Partner müssen alle unter einen Hut gebracht werden, wobei das Nadelöhr der Abtransport des Holzes ist“, so Schwaninger. Bis die Larven des Borkenkäfers sich vollständig entwickelt haben, bleibt nämlich nur eine kurze Zeitspanne. Die Baumstämme an Ort und Stelle zu entrinden, ist dagegen aufgrund der Masse nicht möglich.
 
Käfer und Fichte passen somit nicht mehr zusammen.
 
Wie bereits Petercord nannte auch Schwaninger den Klimawandel ursächlich für die explosionsartige Vermehrung des Borkenkäfers. Mittlerweile stehe man vor der Situation, dass man Borkenkäferbefall bis zur Waldgrenze nachweisen könne, während vor wenigen Jahrzehnten die Grenze noch bei 1.000 Metern Seehöhe lag. Die schnellste Entwicklung – vom Ei bis zum flugfähigen Käfer – konnte man in tiefen Lagen mit sechs Wochen datieren. Nun lässt sich diese „Rekord-Entwicklung“ auch im Kerngebiet der Fichte nachweisen. „Käfer und Fichte passen somit nicht mehr zusammen“, so Schwaninger, der betonte, dass es nun gelte, in diesen Wäldern ein Höchstmaß an Mischung mit verschiedenen Baumarten zu schaffen. „Wir setzen zunächst auf die Aufforstung mit Birke, Ahorn, Vogelbeere, Tanne, Lärche und Fichte und natürlich auch auf eine Naturverjüngung, die weniger anfällig für Trockenperioden ist“, erklärte der österreichische Sachverständige.
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Josef Fulterer Gio, 11/24/2022 - 07:00

Gegen der möglichen Explosions-artigen Vermehrung der Borkenkäfer unter optimalsten Bedingungen (Sommer 2022), ist die chemische Keule zum Leidwesen der Chemie-Industrie und zum Glück der Natur nicht anwendbar.
Da bleibt nur die Hoffnung, dass wie bei den Insekten durchaus möglich, der außergewöhnlichen Vermehrung unter optimalen Bedingungen, unter hoffentlich nicht mehr so extremen Bedingungen wie im vergangenen Sommer, ein sehr schwaches Reprduktions-Verhalten folgt.

Gio, 11/24/2022 - 07:00 Collegamento permanente
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G. P. Gio, 11/24/2022 - 13:02

So wie schon beim Wolf schläft die SVP, schläft Herr Schuler, schlafen die Amtsdirektoren und zu guter Letzt auch die Förster. Alle glänzen nur durch Nichtstun. Den Borkenkäfer wird's freuen ... der lacht uns aus.
Und den Experten aus dem Ausland, erinnere mich an einen Förster aus der Schweiz, hat man nicht geglaubt, weil wir sind ja die Besten.

Gio, 11/24/2022 - 13:02 Collegamento permanente
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Louis de Funès Gio, 11/24/2022 - 20:01

Je kleiner das Tier umso gefährlicher ist es.
Warum haben die Waldbesitzer das Schadholz nicht aus den Wäldern geholt?
Hat man also die vielen Forstwege umsonst gebaut.
Warum verpflichtet man die Waldbesitzer nicht das zu tun?

Gio, 11/24/2022 - 20:01 Collegamento permanente
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m s Ven, 11/25/2022 - 08:27

Der beste Waldbewirtschafter und Waldheger wäre der Wolf. Warum? Weil er die viel zu hohe Wilddichte reduzieren würde und das Wild generell besser verteilen würde.

Ven, 11/25/2022 - 08:27 Collegamento permanente
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Karl Trojer Ven, 11/25/2022 - 10:56

Bei solchen Umständen und soviel Hilflosigkeit erscheint mir eine umfassende chemische Bekämpfung des Borkenkäfers durchaus gerechtfertigt und notwendig. Die "Hoffnung" auf bessere Zeiten hilft da nicht weiter. Das Land und seine Behörden müssen sich zum Handeln entscheiden und dringend die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung stellen.

Ven, 11/25/2022 - 10:56 Collegamento permanente
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Hanspeter Staffler Ven, 11/25/2022 - 12:38

Unser Wald ist in Krise, insbesondere die Fichtenwälder. Ursache dafür ist die Erderhitzung, Erderhitzung erzeugt Wetterkapriolen und Wetterkapriolen hatten wir genug in den letzten Jahren: 2018 Vaia, die Aufräumarbeiten waren eine Meisterleistung, 2019 massive aber kapillar verteilte Schneedruckschäden, welche selbst mit viel Geld und Einsatz nicht rechtzeitig aufgeräumt werden konnten. Zu steiles Gelände, zu gefährlich, zu wenig Zeit. Damit gab es auf einen Schlag Unmengen an Brutholz, der Borkenkäfer nahm es dankend an und traf im Sommer 2022 auf trockengestresste Fichtenwälder. Damit war die Welle nicht mehr zu bremsen.

Ven, 11/25/2022 - 12:38 Collegamento permanente
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Dietmar Nußbaumer Ven, 11/25/2022 - 21:00

Auch die chemische Bekämpfung gelingt nicht so leicht. Zumindest Bannwälder und Trinkwassergebiete müssten vom Totholz befreit werden, auch auf Kosten der Allgemeinheit, wenn es nicht anders geht, immerhin ist die Allgemeinheit Nutznießer (und bei 2,3 Mio. da und 40 Mio. dort sollte das eigentlich kein Problem sein, die Bobbahn noch gar nicht dazugerechnet).

Ven, 11/25/2022 - 21:00 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Sab, 11/26/2022 - 22:45

In risposta a di Dietmar Nußbaumer

Aus den abgestorbenen Bäumen ist der Borkenkäfer schon längst ausgezogen und zu frischen Bäumen unterwegs, die hoffentlich unter besseren Wetterbedingungen durch starke Harzaustritte den Angriff abwehren können.
Als Hoffnung bleibt "eine Reproduktions-Schwäche des Borkenkäfers, die auch der Vergangenheit öfters zu zu einer Unterbrechung des massnhaften Befalles von lebenden Bäumen geführt hat."
Die schnelle Rodung beseitigt nur mehr das ästhetische Problem (... im Wald will Niemand dürre Bäume sehen), die abestorbenen Wurzeln halten den Boden zusammen, bis allerlei Sträucher diese Aufgabe zum Schutz der nachwachsenden Bäume übernehmen, bis diese den Boden durchwurzelt haben.

Sab, 11/26/2022 - 22:45 Collegamento permanente
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Albert Mairhofer Sab, 11/26/2022 - 22:24

Zu diesem Thema erlaube ich mir, folgenden Briefwechsel zu veröffentlichen:
"Sehr geehrter Herr Landesrat Arnold Schuler,
auf dem Weg zur Heumahd auf der Plätzwiese sind mir zwei Sachen ins Auge gefallen: kranke Bäume, Erosionsrinnen und Schotterberge neben der frisch geräumten Straße.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ganze Bäume, Baumwipfel und andere Pflanzenteile (Äste, Wurzeln usw. ) in Erosionsrinnen verbaut, die Bodenerosion stark verringern, wenn nicht aufhalten kann. In einem Kongressbericht aus Wallnöfers Zeit wurde bemängelt, dass solche natürlichen Mittel zu wenig eingesetzt werden auch weil mit den geringen Geldmitteln mehr erreicht werden könnte. Entnommen aus „Hochwasser- und Lawinenschutz in Tirol“. Ein liegender Baum in einer Erosionsrinne kann mehr bewirken als eine teure Mauer und wenn er an einer Abbruchstelle steht, wird er bei Wind und Wetter sogar zum Auslöser von Muren!
Ich ersuche Sie daher, nun dies in Erwägung zu ziehen und kranke Bäume und Schadholz notfalls per Hubschrauber in die nächstgelegene Erosionsrinne zu transportieren und dort nach dem Prinzip „Wehrt den Anfängen“ zu platzieren. Da kranke Bäume in unwegsamen Gelände stehen und auch die Erosionsrinnen nicht verkehrsmäßig erschlossen sind, müsste ein solches Vorgehen sich rechtfertigen lassen.

Sehr geehrter Herr Mairhofer,

vielen Dank für Ihren Vorschlag, der als „Raubaummethode“ bei der Bekämpfung von Erosionserscheinungen geringeren Ausmaßes schon länger verwendet wird, auch in Südtirol.

Wie Sie jedoch auf den Fotos erkennen können, welche vor wenigen Tagen angefertigt wurden, wäre diese Methode auf der Plätzwiese nicht zielführend, da die Raubäume hier, weil im Verhältnis zur Erosion sehr klein, viel zu schwach wären und beim nächsten Regen vermutlich zu Tal geschwemmt und die Durchlässe verstopfen würden. Durch Verklausungen würden sich möglicherweise noch zusätzliche Erosionsrinnen bilden. Abgesehen von der Breite, sind in diesem Graben unterhalb des Dürrensteins bei einem der periodischen Murgänge Kräfte am Werk, die auch mit „harten“ Verbauungen kaum zu bändigen wären.

Beste Grüße

Der Landesrat
Arnold Schuler

Danke für die angefügten Bilder, die ganz eindeutig zeigen, wie es nicht geht. „Wehrt den Anfängen“ will heißen, dass man oben damit anfängt. Die verbauten Bäume und Wurzeln würden in diesem Fall nicht gleich im Bach zu Verklausungen führen, sondern etwas darunter und spätestens im Wald zum Stehen kommen und sich auch dort wieder der Erosion entgegenstellen. Das geht gar nicht anders.
Da sich die Waldgrenze nach oben verschoben hat, könnte man große Teile dieser Hänge durch Aufforstung und mit widerstandsfähigen Pflanzen wieder begrünen. Harte Verbauungen sind in diesem Gelände nicht realisierbar, aber sorgfältige Kleinarbeit wäre sinnvoller Erosionsschutz.

Mit freundlichen Grüßen
Albert Mairhofer

Sab, 11/26/2022 - 22:24 Collegamento permanente