Ambiente | Gewässerökologie

Pures Greenwashing

Die Geschichte von der angeblichen Schwallminimierung in der Falschauer sind reines Greenwashing, sagt Alex Festi vom Fischereiverband und hält mit seiner Kritik nicht hinterm Berg.
Falschauer
Foto: Landesfischereiverband
  • Vor einigen Tagen hat die Wildbachverbauung die Arbeiten an der Neugestaltung des Falschauer Bachbettes bei Lana in Angriff genommen. Wie es in der Pressemitteilung (wir haben berichtet) hieß, sollten die verschiedenen Maßnahmen unter anderem dazu beitragen, die negativen Einflüsse des Schwallbetriebes auf das Wasserökosystem und den Fischbestand durch das Kraftwerk Lana abzumildern. Als Greenwashing und völlig nutzlose Maßnahme bezeichnet Gewässerökologe Alex Festi, Geschäftsführer des Südtiroler Fischereiverbandes, die so propagierten Maßnahmen. 

  • Alex Festi, Geschäftsführer des Südtiroler Fischereiverbandes: „Ökologisch wird man hier keine Verbesserung erzielen.“ Foto: FVS

    Seiner Analyse zufolge tragen diese nicht dazu bei, die negativen Auswirkungen durch den Kraftwerksbetrieb wesentlich zu minimieren. „Das Schwallverhältnis, das durch das Kraftwerk Lana produziert wird, liegt bei rund 1:30“, erklärt Festi. Das bedeute für Fische wie auch Wirbellose Extremsituationen, mit denen nur die wenigsten Lebewesen zurecht kommen. Entsprechend arm sei auch der Tierbestand im betroffenen Bach-Abschnitt. Wäre das Schwallverhältnis geringer, wäre der Erfolg mit Sicherheit ein größerer, so Festi. Ab einem Verhältnis von etwa 1:10 seien solche Maßnahmen von keinem Nutzen – unabhängig davon, welche Baumaßnahmen am Bachbett vorgenommen würden, würden diese also keine wesentlichen Verbesserungen bringen. Insofern sei die in der Presseaussendung vermittelte Botschaft nicht zutreffend und komme einer Augenauswischerei gleich, kritisiert der Geschäftsführer des Fischereiverbandes. Als General-Kritik am Amt für Wildbachverbauung wolle er seine Analyse jedoch nicht verstanden wissen, denn „in den allermeisten Fällen führt das Amt die Verbauungen in vorbildhafter Weise durch. Entsprechend sind wir auch voll des Lobes über ihre Maßnahmen zugunsten der Gewässer“. In diesem Fall müsse man jedoch die Aussage kritisieren, dass die Verbauungen etwas an den negativen Folgen des Schwallbetriebes ändern würden. „Ökologisch wird man hier keine Verbesserung erzielen“, wird Festi deutlich und verweist dabei auf einen Projektvorschlag für diesen Abschnitt seitens des Fischereiverbandes. 

  • Unter dem Titel „Die glorreichen Sieben“ wurden Vorschläge ausgearbeitet, wie der Ausbau der Wasserkraft unter ökologischen Gesichtspunkten umgesetzt werden könnte. Im Falle der Falschauer wäre die Ableitung bzw. Weiterleitung vom E-Werk in die Etsch sicher sinnvoll, erklärt der Geschäftsführer des Fischereiverbandes. In der Falschauer würde damit die von Gesetzes wegen vorgeschriebene Restwassermenge verbleiben und durch die Beseitigung der Wasserstand-Schwankungen eine stabile ökologische Funktion entstehen. In diesem Zusammenhang verweist Festi auch auf das im unteren Drittel der Falschauer liegende Biotop und Natura2000-Gebiet. In den diesbezüglichen Richtlinien werde auf Sanierungsmaßnahmen der Schwallverhältnisse direkt  Bezug genommen, die auf ein umweltverträgliches Maß gebracht werden sollten. 

  • Die Falschauer vor den Maßnahmen Foto: Landesfischereiverband
  • Kraftwerk Lana

    Das Kraftwerk Lana wurde 1953 in Betrieb genommen und ist damit das älteste der fünf an der Falschauer (Ultental – Lana) errichteten Kraftwerke. Es wird über einen 6,8 Kilometer langen Druckstollen und am Ende eine 2,5 Meter dicke Druckrohrleitung bei 478 Meter Fallhöhe mit 26,5 m³/s Wasser aus dem Pankrazer Stausee gespeist. Konzessionsinhaber ist die Alperia Greenpower GmbH. 

    „Diese Forderung ist in den vergangenen Jahren nie umgesetzt worden, obwohl von Alperia einige Studien in Auftrag gegeben worden sind – die aber politisch nicht gewollt waren“, kritisiert Festi. „Nicht gewollt“ waren sie vor allem, weil man Auseinandersetzungen mit den Bauern vermeiden wollte, die ein Absinken des Grundwasserspiegels befürchteten. Laut neuester Erkenntnisse – vor rund drei Jahren war zwecks Sanierung das Kraftwerk für längere Zeit abgeschaltet worden – habe man jedoch einen gegenteiligen Effekt beobachten können. Somit könne man bis heute nicht nachvollziehen, weshalb von politischer Seite dieses Projekt abgelehnt worden sei. „Vom wirtschaftlichen Aspekt her mag die Kritik vielleicht begründet sein, vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet, ist ein Projekt zur Schwall-Angleichung jedoch unbezahlbar. Der Artenreichtum im Biotop sucht in Südtirol nämlich seinesgleichen“, so Festi.