Società | EU-Formular

Keine Einreise über den Brenner

Wer nach Italien will, muss nun ein digitales Formular ausfüllen, das die EU entwickelt hat. Für EU-Parlamentarier Dorfmann ein “unsinniges Projekt voller Fehler”.
Sichtkontrollen Brenner
Foto: Hannes Prousch

In Quarantäne muss, wer von Ländern der EU, des Schengenraumes, aus Großbritannien oder Israel nach Italien einreist, nicht mehr. Einen negativen PCR- oder Antigentest, der bei der Einreise nicht älter als 48 Stunden ist, braucht es weiterhin. Und seit dem gestrigen Montag, 24. Mai, auch eine digitale Eigenerklärung. Als erstes und vorerst einziges EU-Land verwendet Italien seit Anfang der Woche das “Europäische digitale Passagier-Lokalisierungs-Formular” (EU dPLF). So der sperrige Name des Dokuments, das vor bzw. bei Einreise online ausgefüllt werden muss. Es dient dazu, die Kontaktpersonen-Nachverfolgung zu erleichtern und soll über kurz oder lang die nationalen Systeme ersetzen. Auf der Webseite heißt es dazu:

“Länder, die das Ausfüllen von PLFs vorschreiben, verwenden derzeit papierbasierte Passagier-Lokalisierungs-Formulare oder haben nationale Online-Systeme entwickelt. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie wurde eine Webanwendung für ein Europäisches digitales Passagier-Lokalisierungs-Formular (dPLF) entwickelt, um die Verwendung von PLFs bei grenzüberschreitenden Gesundheitsbedrohungen in Europa zu erleichtern. Dieses digitale Format soll eine einfachere und schnellere Datenerfassung und einen schnelleren Datenaustausch zwischen allen Beteiligten ermöglichen, wodurch die Kontaktpersonen-Nachverfolgung effektiver und effizienter gestaltet werden soll.”

Genauso sperrig wie der Name des Formulars scheint das Ausfüllen des EU dPLF. “Wer das Formular ausfüllen will, wird den Eindruck nicht los, dass sich Italien hier als Versuchskaninchen missbrauchen lässt”, stellt der Südtiroler EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann fest. Die digitale Applikation sei nicht nur “äußerst kompliziert”, sondern auch “voller Fehler”.

Ein Beispiel: Wer über Land einreist, muss den Grenzübergang angeben. In der entsprechenden Liste scheint jener von Taufers im Münstertal – bzw. Tubre – auf. Der Brenner und Winnebach hingegen sind nicht auffindbar. Einzig “DIVERS” wird gelistet.

 

“Zudem gibt es die Autonome Provinz Bozen nicht – von Südtirol ganz zu schweigen –, sondern nur die Region Trentino-Südtirol”, bemängelt Dorfmann. Er will heute eine dringende Anfrage an die EU-Kommission stellen, “um zu erfahren, wer für die Ausarbeitung dieses Formats und besonders für die grob fahrlässigen Fehler darin ist”, kündigt der EU-Parlamentarier an. Sein Fazit: “Das Ganze wirkt als ein Projekt in Kinderschuhen, das Italien blauäugig übernommen hat. Für Menschen, die nach Italien einreisen wollen, ist dieser Unsinn ein weiterer Hemmschuh.”