Cultura | Salto Afternoon

Von nichts kommt nichts

Die im entstehen begriffene Filmdokumentation über Moussa aus Guinea und Rita aus dem Sarntal dreht sich um Immigration, Integration, Austausch und Akzeptanz. 
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Foto: Taktfilm

„Wir begleiten die Geschichte bereits seit zwei Jahren. Sie hat uns einfach interessiert“, erzählt Filmregisseur Andreas Costa, „vor allem die Kontakte von Moussa mit der Gesellschaft, seine Arbeit und seine Freunde. Auch dieser Parallelismus von seiner Geschichte und jener von Rita am Hof.“
Rita Kienzl – sie ist die andere Hauptprotagonistin des Films Moussa und Rita  lebt auf dem Mairfeldhof im Sarntal. Inmitten einer malerischen Alpenlandschaft liegt ihr Bauernhaus, in welchem sie mit ihrem Mann Johann sieben Kinder großgezogen hat. Seit dem Tod Johanns vor zwei Jahren, lebt sie mit ihrem erwachsenen Sohn Georg alleine dort. 
 

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Andrea und Michele:  Andrea Costa (Regie) und Michele Degiorgis (Produktionsleiter) des Films "Moussa und Rita" / Foto: Salto.bz


Moussa Kouruouma kam als Migrant über Lampedusa nach Europa, wollte eigentlich nach Deutschland oder Frankreich, wurde aber am Brenner zurückgewiesen. Nachdem er über mehrere Monate als Clochard in Bozen (über)lebte, erfuhr er von der Caritas, dass es im Sarntal bei Rita Kienzl (s)eine Arbeitskraft benötige. Moussa kam auf den Hof, sah und arbeitete mit. Ein Jahr lang lebte er auch am Hof, mittlerweile ist er in eine kleine Mietwohnung in Sarnthein gezogen und arbeitet als Magazineur und Holzarbeiter.
 

Rita unterstützte und bestärkte Moussa auf seinem Weg der Integration in die neue Gesellschaft. 
 

Kouruouma ist in Guinea aufgewachsen und spricht neben einem regionalen Dialekt seiner Heimat fließend Französisch und Italienisch. Mittlerweile kann er auch ein wenig Deutsch, sowie Bruchstücke der Sarner Mundart. Nach dem Tod seiner Mutter trennte er sich von seinem Vater und entschied sich im Alter von nur 15 Jahren seine Heimat zu verlassen. In den darauffolgenden Jahren zog er durch Mali, Algerien und Libyen und dann über das Mittelmeer. „Am meisten Angst hätten ihm aber nicht die vielen Gefahren auf seiner Flucht bereitet, sondern letztendlich die Tunnels ins Sarntal“, gibt sich Produktionsleiter Michele Degiorgis im Gespräch mit Salto immer noch verwundert. Im Sarntal lernte Moussa Rita kennen, eine energische, selbstbewusste und tiefgläubige Bäuerin, die – trotz „ihres konservativen Umfelds“ – durch Offenherzigkeit und Empathie glänzt.
 

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Ein Film über Moussa und Rita: Irene Reiserer und Nicolò Degiorgis kümmern sich um Konzept und ebenfalls um die Regie zum Film, Verena Ranzi ist Produzentin / Bildquelle: Taktfilm


Die Dokumentation rückt „alltägliche Begegnungen, kleine Rituale und Gewohnheiten ins Rampenlicht und reflektiert dadurch über das Vertraute und Gewohnte“, meint Degiorgis. Um die Widersprüche und Kontraste der zwei Welten von Rita und Moussa hervorzuheben, wird im Schnitt (Cornelia Schöpf) mit dem Stilmittel der Parallelmontage gearbeitet. „Die Stimmen der Hauptprotagonisten und des Hauptprotagonisten begleiten als Voice Over durch den Film, während sich die Bildebene auf das Hier und Jetzt, den Alltag und das Umfeld fokussiert“, verrät Costa. 
 

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Gegensätze, Nähe und Solidarität: Dreharbeiten zum Film "Moussa und Rita" im Sarntal / Bildquelle: Taktfilm


Mit dem filmischen Portrait über Gegensätze, Nähe und Solidarität möchten die Macherinnen und Macher des Films Mut machen, auf das Unbekannte zuzugehen, Fragen zu stellen und das Gespräch zu suchen. „Wir haben Anfang August mit den Dreharbeiten begonnen. Auch die Gemeinde Sarntal ist sehr begeistert über dieses Projekt und es gibt große Bereitschaft dieser Geschichte Sichtbarkeit zu geben“, freut sich Costa. Demnächst soll für die Filmdokumentation auch beim Sarner Kirchtag gedreht werden.
„Seit wir Moussa mit der Kamera begleiten, scheint sich auch ein anderer Charakter herauszukristallisieren“, beobachtet Degiorgis und erinnert an das Motto der beiden Hauptdarsteller: „Von nichts kommt nichts.“
"Mousse und Rita" soll ein Film werden, in welchem sich neue Freundschaften auftun, neue Arbeitsmöglichkeiten und viele andere neue Wege, die allesamt Mut und nicht Angst machen. 
 

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Moussa Kouruouma: Arbeit auf Hof und Feld / Bildquelle Taktfilm