Cronaca | Plose Seilbahn

"Das Politschauspiel war nicht gut für die Bürger"

Versäumnisse räumt Brixens Bürgermeister, Albert Pürgstaller, im salto.bz Interview ein. Er will nun nach vorne schauen: "Es muss Visionen für Brixen geben."

Herr Pürgstaller, das Referendum vom Sonntag, 21. September zur Seilbahnverbindung Plose spaltet die BrixnerInnen mehr denn je. Intensive Tage für den Bürgermeister von Brixen?
Albert Pürgstaller: Ich hab mich jetzt drei Tage versucht etwas zurück zu ziehen, aber es gelingt nur bedingt. Es gibt die unterschiedlichsten Kommentare und die unterschiedlichsten Haltungen. Einmal gibt es die, die sofort gekommen sind und gesagt haben, wir müssen an einen neuen Standort für die Seilbahn denken. Andere sagen, wir schmeißen jetzt alles hin. Es gibt viele Enttäuschte, dann jene, die ein politisches Kapital daraus schlagen. Ein Spektrum von 360 Grad – alles ist drinnen. Jetzt geht es darum die Leute wieder zusammenzuführen.  Emotionen, haben bisher den Dialog bestimmt. Und das war nicht einfach.

War das Nein am Sonntag ein Denkzettel an die Politik, die sich mit einer „friss oder stirb“ Fragestellung an den Bürger gewandt hat?
Dazu kann ich folgendes sagen: Wir haben alles mögliche unternommen, eine Fragestellung zusammenzustellen, um einen Konsens der 20 Gemeinderäte zu erreichen. Keine andere Fragestellung ist angenommen worden. So haben wir uns auf die drei bekannten Auswahlmöglichkeiten festgelegt.

„Alles soll so bleiben wie es ist“, das war auch eine Möglichkeit zu entscheiden. Viele BürgerInnen haben das als Affront gesehen, denn dass sich in Brixen etwas ändern muss steht doch für die allermeisten fest.
Ich kann das verstehen, aber diese dritte Antwortmöglichkeit, die ist im Regelment zur Volksabstimmung vorgesehen. Die musste auf den Wahlzettel draufkommen. Das konnten wir im Gemeinderat gar nicht entscheiden.

Wurden Fehler gemacht, beim Referendum zur Ploseseilbahn in Brixen?
Ich hab das schon einmal gesagt. Ganz am Anfang, als wir durchgestartet sind, da hab ich versucht alle Parteien mit einzubinden in die Lösungsfindung. Und das ist sehr politisiert worden. Ein politisches Schauspiel ist daraus geworden, sehr ungut für die BürgerInnen. Ja, das war ein Versäumnis meinerseits, das möchte ich klar sagen. Ein anderer Aspekt ist der, ob man solch wichtige Fragestellungen zur Abstimmung bringen lassen will. Wenn man über die Mebo eine Abstimmung hätte machen lassen, dannn wäre das nie durchgegangen. Das Volk will mitbestimmen, das ist zu berücksichtigen, aber die Frage ist, wie sinnvoll sind die demokratischen Instrumente, die wir derzeit anbieten.

Jetzt geht es darum die Leute wieder zusammenzuführen.  Emotionen, haben bisher den Dialog bestimmt. Und das war nicht einfach.

Von „arroganten Politikern und manchen Mitinteressierten“ ist auf Facebook die Rede, vertrauen viele BrixnerInnen ihren gewählten VertreterInnen nicht?
Das kann jeder Einzelne für sich bewerten wie er es will. Am Sonntag haben sich die BürgerInnen klar geäußert. Und diesem Willen wollen wir jetzt Rechnung tragen. Ob das mit einem Mißtrauen gegenüber den Politikern gleichzusetzten ist, das ist Spekulation. Vorschnell Schlüsse will ich keine ziehen, bald sind ja Gemeinderatswahlen. Da kann diese Frage nach dem Vertrauen besser beantwortet werden.

Ganz am Anfang, als wir durchgestartet sind, da hab ich versucht alle Parteien mit einzubinden in die Lösungsfindung. Und das ist sehr politisiert worden. Ein politisches Schauspiel ist daraus geworden, sehr ungut für die BürgerInnen. Ja, das war ein Versäumnis meinerseits.

Und wie interpretieren Sie die Anzahl der NichtwählerInnen? 
58 Prozent haben sich bei der Wahl zur Seilbahn Plose beteiligt und ich finde das ist eine hohe Wahlbeteiligung. Allgemein ist, ich wiederhole, die Frage groß, wie die BürgerInnen zu Volksabstimmungen stehen. Meine Interpretation ist die, dass jene nicht abstimmen gegangen sind, die meinen, dass die Politik und nicht die BürgerInnen bestimmte Entscheidungen treffen solllen.  Aber dazu gibt es eine gespaltene Haltung.

Wie geht es nun weiter?
Morgen, am Freitag (Anm. d. Red. 26. September) werde ich wieder in der Gemeindestube sein, und versuchen die doch sehr erhitzten Gemüter an einen Tisch zu bringen. Ein Schreiben an die Landesregierung hab ich schon geschickt. Mit den Verantwortlichen der Ploseseilbahn wollen wir nun schauen, welche konkreten Maßnahmen umgesetzt werden können, um die Wirtschaft in Brixen zu stärken. Dass etwas getan werden muss, ist klar. Wir müssen neue Visionen ausarbeiten. Die muss es für Brixen geben.

Meine Interpretation ist die, dass jene nicht abstimmen gegangen sind, die meinen, dass die Politik und nicht die BürgerInnen bestimmte Entscheidungen treffen sollen.

Maßnahmen, die in Richtung Verbesserung einer Busverbindung nach Andrä gehen?
Ja, und hier sag ich ganz klar. Jene Protagonisten, die die Busverbindung wollten, die müssen jetzt ein Konzept ausarbeiten und die Verantwortung dafür auch übernehmen.

Ein anderer Standort für die Seilbahn in Brixen ist definitiv vom Tisch?
Wir haben schon in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Standorte geprüft. Zu keiner Zeit war ein Investor  bereit, an einem anderen Standort als dem Bahnhof in Brixen, sein Geld zu investieren. Und wenn es vorher keinen Investor gab, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass es den jetzt plötzlich gibt.