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Wir brauchen eine Zeitmaschine

„Zurück in die Zukunft“ feiert den 40. Geburtstag. Wer hätte damals gedacht, dass Biff Tannen US-Präsident wird.
Schlimmer als ein Filmbösewicht: Donald Trump.
Foto: Wikicommons: Universal/UIP Deutschland, facebook, The Hollywood Reporter: Screenshot
  • Der Junge im gelben Strahlenschutzanzug gibt Gas. Die libyschen Terroristen in ihrem VW-Bully haben es auf ihn abgesehen. Er sieht sie im Seitenspiegel seines DeLorean. Als der libysche Chefterrorist die Panzerfaust anlegt, beschleunigt der DeLorean auf 88 Meilen pro Stunde und …- landet im Jahr 1955.

  • (c) TM & © Universal Pictures (1985)

  • Vierzig Jahre ist das her. Im Juli 1985 katapultierte Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“ Marty McFly aus dem Jahr 1985 ins Jahr 1955 und Michael J. Fox in den Olymp der Schauspieler-Gilde. 

    Die Trilogie um Marty McFly und Doctor Emmett Brown wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Das liegt nicht nur an ihren fatalistischen Protagonisten, am ikonischen Soundtrack, am Fluxkompensator und am süßen Hund namens Einstein: es liegt auch und vor allem an einem Bösewicht, den man so richtig schön hassen kann: Biff Tannen.

  • Biff – der personifizierte Machtmissbrauch

    Biff ist der personifizierte Machtmissbrauch. Er ist übergriffig gegenüber Nachbarskindern, Mitschülern und natürlich jungen Frauen. Egal, ob als unterbelichteter Oberschüler in Teil 1 oder als schießwütiger Cowboy in Teil 3: Biff – das Böse – ist immer und überall und immer zur falschen Zeit. Robert Zemeckis‘ „Zurück in die Zukunft“ wäre nur ein Science-Fiction-Film unter vielen geblieben, hätte es diesen hassenswerten Angeber nicht gegeben.

  • Damals Biff, heute Trump

    Im Teil 2 der Trilogie reist Marty ins Jahr 2015, wie man es sich in 80er Jahren des letzten Jahrhunderts vorgestellt hat. Autos fliegen und Kinder schweben auf Skateboards ohne Rollen dahin. Smartphones und Social Media gibt es nicht, dafür aber Fernseher, auf denen man 30 Kanäle gleichzeitig schauen kann. Soweit so lustig. Aber: 2015 gibt es auch einen Sport-Almanach, in dem alle Sportergebnisse 1950 bis 2000 verzeichnet sind. Ausgerechnet dieses Heftchen gerät in Biffs Hände und der steigt in die Zeitmaschine, reist ins Jahr 1955 und schenkt das Mitbringsel aus der Zukunft seinem jüngeren Ich.

    Der junge Biff, weil er ja nun alle Sportergebnisse kennt, wettet, gewinnt und wird Millionär. Weil Biff nun reich und mächtig ist, wird das 1985 von Marty McFly zum Sodom und Gomorrha. Nie hat Zemeckis die Zukunft - also unsere Gegenwart heute - besser vorhergesehen als in diesen 40 Minuten Filmgeschichte, in denen er die Gegenwart zeigt, wie sie wird, wenn sie in falsche Hände gerät. Biff der Millionär hat mittlerweile seine Firma Biffco gegründet, die Atomkraftwerke und Giftmülldeponien betreibt. Aus dem Gerichtsgebäude seiner Stadt hat er ein Spielcasino mit Hotel gemacht, in dem er selbst im Penthaus lebt. Seine Frisur erinnert an ein totes Eichhörnchen. Ja: Biff erinnert unheimlich an Donald Trump.

  • Der eine terrorisiert ein kleines Nest namens Hill Valley, der andere die ganze Welt.

    Nun stammt der Teil 2 von „Zurück in die Zukunft“ aus dem Jahr 1989. Zemeckis konnte also nicht wissen, dass Donald Trump eines Tages einer der mächtigsten Männer der Welt werden würde. Verblüffend ist aber, dass Zemeckis seinen Biff mit Eigenschaften bedacht hat, die den Trump in Biff zum Vorschein bringen. 

    Seine Vorliebe für Atomkraft und Glücksspiel, seine Gewaltausbrüche gegen Frauen (O-Ton Trump 2005: „Ich fange einfach an, sie zu küssen. (...) Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu.“) und seine Affären mit Prostituierten (Stormy Daniels lässt grüßen): Biff und Trump bedienen die gleiche Ekel-Palette. Nur: der eine ist ein Filmbösewicht, der andere US-Präsident. Der eine terrorisiert ein kleines Nest namens Hill Valley, der andere die ganze Welt.

    Im Film löst sich das Problem leicht. Marty und Doc reisen zurück ins Jahr 1955, stehlen Biff den Sport-Almanach und verbrennen ihn. Biffs Geldquelle ist damit vernichtet und die Zukunft gerettet. 

    Wenn es nur so einfach wäre. - Wir brauchen dringend eine Zeitmaschine.