Cultura | Occupy Museion
Rave mit Pausen
Foto: Othmar Seehauser / Museion
Es hätte ein Techno-Marathon auf den Talferwiesen werden sollen - nicht allein das, aber auch das. Statt zwölf Stunden Musik und Tanz von 10 bis 22 Uhr bleiben nun neuneinhalb. Von Seiten der Gemeinde waren der Musik bei dem Event Unterbrechungen verordnet worden, zwischen 13 und 14, sowie zwischen 17 und 18 Uhr und eine halbe Stunde früher als geplant, bereits um 21.30 muss Schluss sein.
Dabei wird die Veranstaltung nicht nur um gut ein Fünftel gekürzt, sondern auch in ihrem Charakter verändert: Das Event des Museion Art Club Forum, der als ein Bindeglied zwischen dem Museion und der Öffentlichkeit fungiert, reiht sich ein in den großen Themenschwerpunkt Bart van der Heides, den „Techno Humanities“ ein, deren Kern drei große Themenausstellungen bilden. Die erste dieser Ausstellungen, „Techno“. die bis Mitte März zu sehen war, hatte sich im Parcours durch das Museion an den Etappen eines Raves orientiert. Das Format ist für die Techno-Kultur zentral, auch wenn Raves in Südtirol eher ein Fremdwort als ein Teil der Veranstaltungslandschaft sind. Pausen sind dem Rave-Charakter dabei jedenfalls das, was die Nachtschwärmer am Obstmarkt dem Schlaf der Anrainer sind. „Das ist schade. Es ist mehr die Platzierung der Ruhemomente, welche die Veranstaltung in verschiedene Blöcke schneidet.“, bestätigt der Direktor des Museion Bart van der Heide meinen Eindruck. Dass die Unterbrechung eines Techno-Events für Pausen problematisch sei, erkennt auch das Team K in einer von Thomas Brancaglion und Matthias Cologna gezeichneten Presseaussendung an und weist darauf hin, dass die Rigidität der Vorschriften leicht mit einer Ausnahmegenehmigung seitens der Gemeinde oder einem Beschluss auf Provinzebene hätte umgangen werden können. Auch sei man nie auf den Gedanken gekommen, den Weihnachtsmarkt oder das Altstadtfest zu einigen Stunden Ruhe zu zwingen.
Überraschend klare Worte findet auch etwa der bei Lärm zuständige Umweltlandesrat Giuliano Vettorato mit einem Facebook-Post:
Was tun also mit den entstanden Leerstellen? Ist die erste Pause am Vortag des Events noch einfach als Pause deklariert, gibt man sich in der zweiten Pause, sowie am Ende so kämpferisch, wie es eben im Format eines Talks geht: Ab 17 Uhr findet der Programmpunkt „L'influenza delle ordinanze sulla cultura negli spazi pubblici e la loro gestione del tempo“ statt, an welchem neben der Techno-Gemeinschaft und kulturellen Akteuren wie Jazzfestival und Transart auch Vertretung der Politik für und wieder vorgeschriebener Ruhezeiten teilnehmen werden. „Die Gemeinde ist dazu auch eingeladen und die Diskussion wird geführt von einer unabhängigen Moderatorin.“, betont Bart van der Heide. Von der Gemeindepolitik erhielt man zu diesem Zeitpunkt noch keine Rückmeldung, nur die Absage des Bürgermeisters.
„Man kann diese Regelungen natürlich einführen, aber die Jugend, die sollen irgendwo hin und die gehen irgendwo hin. Wenn man sagt es soll Ruhe sein, dann bedeutet das nicht, dass die Leute nach Hause gehen.“, weiß van der Heide. „Das hat einen Einfluss auf die junge, kreative Gemeinschaft, die entweder unsere Stadt verlässt, oder in den Untergrund geht.“
Zum Abschluss der Veranstaltung wird, nachdem um 21.30 die Musik zum Schweigen gebracht wird, ein gemeinsames „Manifest der Kollektive der Subkultur Südtirols“ verlesen. Diese beiden Programmpunkte sind jedoch nicht das geplante Herzstück der zweiten Auflage von „Occupy Museion“, vielmehr sind es die teilnehmenden Künstler und Kollektive: Atract, Basis, Culture Assault, Hospiz, La Famiglia, Meranderground, Mik, Raum, Revoltekk, Riot Club Culture, Ritual Tekno, Scum, Tanzen ist auch Sport, sowie Virus.
„Natürlich wird auch getanzt, aber der ganze Raum wird gestaltet von kreativen Menschen, es gibt dort Architektur, Vermittlung, Filmvorführungen und beim letzten Mal gab es auch eine Meditation-Sitzung.“, meint Bart van der Heide, betont aber auch: „Wir sind keine Partyraum, wir sind eine kulturelle Organisation und vertreten hier die Bedürfnisse einer jungen, professionellen Generation, eines kreativen Sektors zwischen 20 und 35 Jahren.“
„Natürlich wird auch getanzt, aber der ganze Raum wird gestaltet von kreativen Menschen, es gibt dort Architektur, Vermittlung, Filmvorführungen und beim letzten Mal gab es auch eine Meditation-Sitzung.“, meint Bart van der Heide, betont aber auch: „Wir sind keine Partyraum, wir sind eine kulturelle Organisation und vertreten hier die Bedürfnisse einer jungen, professionellen Generation, eines kreativen Sektors zwischen 20 und 35 Jahren.“
In diesem Sinne sieht auch Thomas Bua vom Scum-Kollektiv die morgige Veranstaltung und was ab der ersten Pause um 13 Uhr passieren wird: „Man wird eher schauen ein Statement von Seiten des Publikums zu geben, dass gesehen wird, dass die Leute trotzdem dort sind, zwar leise, aber doch dort stehen.“, eine Geste, die ich persönlich - nicht das Kollektiv - als stummer Protest interpretieren könnte. Bua wünscht sich „dass die Personen, die pro Restriktionen sind darauf aufmerksam werden, dass es andere Leute auch gibt; dass alle Personen, die für Techno ein Interesse haben, dadurch sichtbar werden, weil sie so, im Alltag, einfach nicht auffallen.“ Auf mehr Empathie für die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse bleibt zu hoffen.
Ironischerweise erhält „Occupy Museion“ also gerade durch die Restriktionen durch die Gemeinde einen stärkeren Protestcharakter. Was ebenfalls nicht außer acht gelassen werden sollte: Die Veranstaltung ist als Geste der Öffnung gedacht, bei der es auch darum geht, Berührungsängste mit der Institution Museion und moderner Kunst als solcher abzubauen. Wem morgen um das Museion zu viel Lärm ist, der kann sich bei freiem Eintritt von 10 bis 18 Uhr in das Gebäude flüchten. Abschließend findet der Direktor des Museion noch versöhnliche, aber auch leicht mahnende Worte: „Ich glaube am Ende wollen wir und die Gemeinde das gleiche. Wir spielen beide eine Rolle, wenn es um den Lebensstandard in der Stadt geht. Die Frage ist immer für wen. Ich glaube, in diesen Entscheidungen fühlt sich die junge Generation nicht mehr vertreten und wir sind darin solidarisch. Genau diese Generation sollten wir in Bozen halten. Das sehen wir im Interesse der Gemeinde.“
Morgen, am Samstag 27. August, erscheint auf Salto Music ein Interview mit dem Mitglied des Museion Art Club Forum und DJ Philipp Kieser.
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Questa è diventata una città
Questa è diventata una città intollerante, che non permette la diversità. Io la definisco una città per vecchi (di mentalità). Tramite la politica e le forme democratiche vanno sostituite certe persone e cambiato il sistema.
In risposta a Questa è diventata una città di Massimo Mollica
In Bozen leben sicher mehr
In Bozen leben sicher mehr Menschen über 65 als Junge zwischen 10 und 30 Jahren. Da ist es richtig, wenn man auf uns Alten Rücksicht nimmt. Aber auch unter den Jüngeren gibt es viele, die keine Dauer-Beschallung mit lauter Musik mögen.
In risposta a In Bozen leben sicher mehr di Sepp.Bacher
Se non si inverte il trend
Se non si inverte il trend Bolzano Bozen in futuro dimezzerà i suo cittadini. Ma allora forse risulterà più viva di ora e meno chiusa e "razzista".