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„Es wäre schade“

Angelika Fleckinger, Direktorin der Südtiroler Landesmuseen, spricht über die möglichen Folgen der angekündigten Boykott-Maßnahmen von Südtirols Lehrpersonen.
Angelika Fleckinger - Landesmuseen
Foto: privat
  • SALTO: Frau Fleckinger Was war Ihre Reaktion auf die geplanten Boykottmaßnahmen von Lehrpersonen im kommenden Schuljahr?

    Angelika Fleckinger: Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich Verständnis dafür habe, dass auch Lehrepersonen wie alle anderen öffentlich Bediensteten um eine längst überfällige Gehaltserhöhung kämpfen. Aber natürlich ist es auch so, dass es die Museenlandschaft trifft, wenn in den kommenden Schuljahren tatsächlich keine Schulausflüge stattfinden sollten. So wie ich es aus den Medien verstehe, ist derzeit jedoch Bewegung in dem Verhandlungsprozess und man kann das Ganze hoffentlich noch abwenden. Deswegen bin ich hoffnungsvoll, dass doch noch eine Lösung gefunden wird.

    Ich kann nur für die Landesmuseen sprechen, also die zehn Museen, die dem Land gehören. Die Südtiroler Schulkinder können seit dem letzten Schuljahr kostenlos die Landesmuseen besuchen. Das heißt, die Lehrausflüge kosten der Schule kein Geld, sodass wir jetzt aufgrund von dem Umstand nicht eine wirtschaftliche Einbuße haben. Jetzt kommt aber ein großes Aber: Die Schulklassen gehen aus dem Grund kostenlos in die Landesmuseen, weil das ein ungemein wichtiger zusätzlicher Bildungsort für die Schüler und Schülerinnen ist. Sie können dort sehr viel über die eigene Geschichte, die eigene Kultur, über die Natur und so weiter kennenlernen. Und es ist sicherlich sehr schade, wenn ihnen das verwehrt bleibt.

  • Südtirols Landesmuseen

    In Südtirol gibt es insgesamt 10 Landesmuseen. Darunter das Südtiroler Archäologiemuseum, das Naturkundemuseum sowie das Touriseum auf Schloss Trauttmansdorff. Seit letztem Jahr können Südtiroler Schulklassen dort gratis hingehen.

  • Wie ist das bisher gelaufen, seitdem die Eintritte für Schulklassen kostenlos sind? Und wie wichtig sind Schulklassen für die Museen, auch wenn der wirtschaftliche Faktor wegfällt?

    Schulklassen sind grundsätzlich eine Zielgruppe, um die wir uns sehr bemühen. Alle Museen bieten ungemein viele Workshops und verschiedene Formate an, auch als Anreiz, dass Schüler und Schülerinnen öfter ins Museum kommen und das Museum als zusätzlichen Lernort und Erlebnisort nutzen.

    Man muss aber auch sagen: Die Landesmuseen – und die Südtiroler Museen generell – werden nicht nur von Südtiroler Schulklassen besucht. Es ist also nicht so, dass, wenn die Südtiroler Schüler fehlen, keine Schulklassen in den Museen wären. Viele kommen aus anderen Provinzen und Regionen Italiens oder auch aus dem Ausland, besonders aus Österreich oder Deutschland.

    Wie viele Schüler:innen besuchen die Museen besuchen jährlich?

    Im vergangenen Schuljahr haben ca. 30.000 Südtiroler Schüler und Schülerinnen unsere 10 Landesmuseen besucht.

     

    „Wir müssen auf jeden Fall abwarten.“

     

    Gibt es bestimmte Landesmuseen, die besonders stark mit Schulklassen zusammenarbeiten?

    Grundsätzlich finden sich in allen Landesmuseen Angebote für Schulklassen, die inhaltlich eng mit dem Unterrichtsstoff verbunden werden können. Es geht den Lehrpersonen oft darum, Themen aus dem Unterricht im Museum anschaulich zu vertiefen. Besonders beliebt ist natürlich das Naturmuseum, in dem u.a. Themen aus den Fachbereichen Zoologie, Geologie, Biologie oder Botanik aufbereitet werden. Schüler können dort vieles, was sie in der Schule lernen, auf eine andere Art und Weise erleben. Aber auch in den anderen Landesmuseen werden historische, volkskundliche und archäologische Themen angeboten, die gerne gebucht werden – auch zeitgenössische Aspekte fehlen nicht.

    Wird es ein Problem sein, wenn Schulklassen nicht mehr kommen?

    Ich würde es so beantworten: Es wäre schade. Es wäre schade für beide Seiten.

  • Schloss Trauttmansdorff: hier befindet sich eines der 10 Landesmuseen, das Touriseum, welches die Kulturgeschichte des regionalen Tourismus erforscht. Foto: Oswald Stimpfl
  • Rechnen Sie bereits mit vielen Absagen, oder muss man da noch abwarten?

    Wir müssen auf jeden Fall abwarten. Unsere Erfahrung ist, dass die allermeisten Reservierungen ab dem 1. September getätigt werden, wenn das neue Schuljahr beginnt und die Lehrer wissen, welche Klassen sie übernehmen und das Schuljahr planen. Es ist eher selten, dass schon im Vorjahr für das kommende Schuljahr reserviert wird. Die große Reservierungswelle startet also ab 1. September. Deswegen kann ich Ihnen am 26. August noch nicht sagen, wie es aussehen wird.

    Wird es zeitlich ein Problem, wenn die Boykott-Maßnahmen doch nicht umgesetzt werden und alle Schulen kurzfristig buchen?

    Wir haben einen fixen Personalstand und können uns auf alle Situationen einstellen. 

    Möchten Sie abschließend noch etwas hinzufügen?

    Mir ist wichtig zu betonen, dass ich positiv gestimmt bin, dass trotzdem noch eine Einigung gefunden wird – sonst bleibt es leider bei dem Schade. Schade für beide Seiten.