Cultura | Salto Return

#270217

In Salto Return geht es nicht um das Welterbe „Egetmann“ oder Fehler beim „Oscar“, sondern um drei an den Haaren herbeigezogenen Themen. Im Dienste der Etymologie.
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Foto: Video: Alex Martinis Roe

Videone
Unter dem relativ neuen Begriff Videone ist in der zeitgenössischen Kunst nichts anderes gemeint, als ein groß installiertes Video. Wort und Herkunft von Videone war mir lange nicht klar, aber bei der Eröffnung, der von Emanuele Guidi kuratierten Ausstellung „To Become Two“ (25.02. – 06.05.2017), in der Galerie arge/kunst, stand auch ich vor ihm: Einem Videone.

Das große Video der Künstlerin Alex Martinis Roe bildet den Schlusspunkt einer erzählerischen Ausstellung, die sich aus mehreren miteinander verknüpften Geschichten zusammensetzt. Es sind Geschichten feministischer Gruppen, die ab den 1970er Jahren angefangen haben, Gemeinschaften um eine „Beziehungs-Praxis“ aufzubauen.
Eindrücke und Dialoge mit den Hauptpersonen der verschiedenen Frauen-Kollektive und Orte (u.a. La cooperativa della Libreria delle donne di Milano) hat Alex Martinis Roe zusammengetragen und zu Kunst verwebt. Sie unternimmt den Versuch, eine Verwandtschaft des feministisch, „neu-materialistischen“ Gedankenguts und des „geschlechtlichen Unterschieds“ aufzustellen, costruendo una profonda relazione nel tempo, per poi tradurla in cinque dei sei film che compongono la mostra. Alles sehr lehrreich und anspruchsvoll installiert. Doppelt sehenswert.

Bartellone
Der eigentlich mittelhochdeutsche Begriff Bartellone bedarf einer Erklärung, wurde er doch im fernen Mittelalter, für alte Männer „die kuen Bart dragn tun“ oder junge Männer, die „ohne Bartell sind“ verwendet. Es war eine Gegenbewegung zu den weitaus bekannteren Langobarden. In krassen Hipster-Zeiten kaum vorstellbar.
Das frühmittelalterliche Bartellone hat sich im italienischen Sprachraum als Nachnamen erhalten, und steht heute, der Zufall will es so, für Menschen die Schmuck tragen, designen und ausstellen.
Der mehrfach ausgezeichnete Bozner Schmuckdesigner Gian Luca Bartellone stellt von 1. bis 5. März 2017 als „erster Südtiroler“ im Norton Museum of Art in West Palm Beach aus. Die Ausstellung „Bijoux! Contemporary Art Jewelry” zeigt zeitgenössischen Schmuck von 39 internationalen Künstlern. Bartellone, der auch Schmuck für Schuhe kreiert, ist derzeit in verschiedenen europäischen Galerien vertreten und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Brontolone
Es ist allgemein bekannt, dass die italienische Bezeichnung Brontolone für einen nörgelnden Zeitgenossen steht. Laut den sprachwissenschaftlichen Forschungen von Cristian Kollmann und Ettore Tolomei, steht der Begriff zudem Pate für das im süd-“teutschen“ Sprachraum gebräuchlich` Wort: Brottler.
Die einsprachige Überetscher Zeitung Der Brottler – sie erscheint einmal jährlich, meist im Februar – steht zwar gegenwärtig nicht auf dem Lügenpresse-Index von Donald Trump, druckte aber in der aktuellen Ausgabe eine Karikatur mit Salto Return-Garantie. In der Zeichnung verewigt die spitze Feder des Architekten und Künstlers Rainer Kainrath, den Salto-Chefredakteur Christoph Franceschini. 
 

Damit dürfte die Zeitung Der Brottler (engl. The Brottle) in den USA mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr einreisen.
Salto Return hält sie – mit stets aktuellen Fake-News – auf dem Laufenden.