Cultura | Salto Afternoon

Südtiroler Sound in Südamerika

Das DJ-Duo Subsurface ist in Südtirol bereits eine eingesessene Größe und erlangt jetzt auch in Südamerika Bekanntheit. Ein Interview über ihren ersten Auftritt in Peru.
Subsurface Titelbild
Foto: Subsurface

Die elektronische Musiksszene ist auf dem Vormarsch. Festivals wie das Boom.Festival oder das Love Electro zeigen immer mehr, wie sehr elektronische Musik auch in Südtirol Fuß fasst. Ganz vorne mit dabei ist das DJ-Duo Subsurface. Nach einem Auftritt auf dem „Electric Love“ in Salzburg, einem der größten Festivals im Bereich der elektronischen Musik in Europa, zogen sie im Januar los und legten auf einem peruanischen Festival auf.

salto.bz: Wie wurden die Veranstalter auf euch aufmerksam?
Subsurface:
Es hat sich herausgestellt, dass einer der Veranstalter unsere Videos auf Youtube abonniert hatte und somit auf uns aufmerksam wurde. Unser Aftermovie vom Electric Love Festival 2016 war dann der ausschlaggebende Punkt, warum er uns gebucht hat.  

Welche Klischees hattet ihr von Peru im Kopf? Haben sie sich bestätigt?
Anfangs waren wir sehr skeptisch, ehrlich gesagt, war unser erster Gedanke, dass die Peruaner nur an unseren Organen interessiert seien. Später merkten wir dann aber, dass auch ein DJ aus Amsterdam auf dem Festival spielen wird, das hat uns etwas beruhigt. Trotzdem waren wir nach wie vor etwas skeptisch, da Peru ein verhältnismäßig armes Land ist und wir ja nicht wussten, was uns dort erwarten wird. Am meisten Sorgen hat uns bestimmt die lange Reise bereitet, da Clemens an großer Flugangst leidet. Das war dann auch der Grund, dass einer von uns alleine die Reise antreten musste. Aber nein, unsere Ängste haben sich nicht bestätigt. Alle Organe sind noch am rechten Ort.

Welche Eindrücke habt ihr von Peru bekommen?
Man merkt schon, dass es gewisse Unterschiede gibt. Die Menschen dort sind sehr viel entspannter, manche Gesetze sind viel lockerer und die Leute schätzen viel mehr, das was sie haben, als wir es hier tun. Vor allem in Ayacucho, wo das Festival stattfand, gab es sehr viele schöne Momente. Menschen kamen auf uns zu, fragten, ob sie Fotos machen und ob sie ein Autogramm haben dürften. Auch wenn sie kein Englisch sprachen, versuchten sie sich mit uns zu unterhalten und gaben uns das Gefühl, bei ihnen sehr willkommen zu sein. Auch die Veranstalter gaben alles, damit wir uns stets wohl fühlten. Sie zeigten uns die Stadt, deren Traditionen und auch das Essen.

Wie feiert das peruanische Publikum? Habt ihr Unterschiede feststellen können?
Uns wurde gesagt, dass es dort noch nie ein Festival dieser Art gegeben hatte. Generell sei dort elektronische Musik noch sehr wenig verbreitet. Daher war das Publikum umso mehr motiviert. Sie feierten vom Anfang bis zum Ende mit – egal, welche Musik gerade lief und egal, ob sie die Lieder kannten oder nicht.

Wie kamen eure Remixe beim peruanischen Publikum an?
Sehr gut! Wir verbrachten zwei Tage lang damit, mit einem Auto durch die Stadt zu fahren, wo Lautsprecher auf dem Dach montiert waren und wo ständig in sehr hoher Lautstärke unsere Musik lief. Später erfuhren wir, dass dies eine vorher mitgeschnittene Radiosendung aus einem der meistgehörten Radiosender der Stadt war. Als wir dann in diesem Radiosender ein Interview gaben, sagte man uns, dass ständig Musikwünsche zu unserem Lied 'Mr. Magician' eingingen. Das war irgendwie sehr unerwartet. Die Leute haben sich also ziemlich auf das Festival gefreut.

Ihr habt auch auf dem Electric Love in Salzburg oder auf dem Boom.Festival in Neumarkt gespielt. Hab ihr große Unterschiede zum Festival in Peru feststellen können?
Naja, das ist kaum zu vergleichen, jedes Festival ist total unterschiedlich. Die Location in Ayacucho war super, mitten in der Stadt im Freien bei mega Lautstärke - in unserem ach so tollen Land Südtirol würde man sowas sofort verbieten. Generell hatten wir den Eindruck, dass in Peru alles erlaubt sei, was Spaß macht, sollte mal ein Problem sein, dann konnte man darüber diskutieren und man fand eine Lösung. Bei uns hier ist das Gegenteil der Fall. Festivals und deren Veranstalter sind der Willkür der Politiker, Ordnungshüter und Anwohner ausgesetzt und haben kaum Möglichkeiten ihre Ideen erfolgreich umzusetzen. Es scheint, als wolle man den Jungen das Feiern verbieten.

Wie sieht die Musikszene in Peru aus? Könnt ihr Parallelen zu der in Südtirol ziehen?
Wir hatten den Eindruck, elektronische Musik sei in Peru noch relativ Neuland. Unsere Reisebegleiterin aus Lima hat mir erzählt, dass Coldplay ihre absolute Lieblingsband sei und dass sie fast ausschließlich Coldplay hören würde. Nach meinem Auftritt am Festival kam sie dann zu mir und meinte: "Ich habe solche Musik noch nie in meinem Leben zuvor gehört. Wie nennt sich diese Art von Musik? Sie steckt voller Energie! Ich war immer so überzeugt von Coldplay, aber das was ihr heute gespielt habt, das hat Gänsehaut in mir erzeugt. Du musst mir unbedingt mehr davon zeigen!" Gemeint war damit vor allem Dubstep. Prinzipiell würde ich sagen, man kann es nur schwer mit Südtirol vergleichen.

Wie fühlt es sich an in einem Land fern der Heimat zu spielen?
Es gab einen unglaublichen Moment, da standen wir am Abend inmitten der Stadt auf einem großen Platz, als plötzlich Leute zu uns kamen und fragten, ob wir Fotos mit ihnen machen konnten und ob sie Autogramme bekämen. Der Gedanke, wie ich zuhause sitze und am Computer ein Lied mache, dann einmal um die Welt reise und Menschen wollen dort ein Foto mir dir machen, weil sie deine Musik gut finden, war überwältigend - das war immer das, wovon ich geträumt hatte.

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Mensch Ärgerdi… Mer, 03/01/2017 - 10:18

"Festivals und deren Veranstalter sind der Willkür der Politiker, Ordnungshüter und Anwohner ausgesetzt und haben kaum Möglichkeiten ihre Ideen erfolgreich umzusetzen. Es scheint, als wolle man den Jungen das Feiern verbieten."
Mich würde mal wirklich ein objektiver Vergleich mit anderen Regionen die gleich ländlich strukturiert sind wie hier. Ist es wirklich so, dass nur bei uns in Südtirol so schlimm ist? Ist es denn wirklich so schlimm?

Mer, 03/01/2017 - 10:18 Collegamento permanente