Christian Niccoli
BAU hat den Künstler Christian Niccoli in seinem Atelier besucht.
salto.bz Artstore: Beschreibe bitte den Arbeitsplatz wo dieses Kunstwerk entstanden ist.
Ich arbeite in einer Bürogemeinschaft in Berlin-Neukölln, in der unterschiedliche kreative Figuren eine Fabriketage teilen. Dieser Ort ist nun seit fast sieben Jahren der Ausgangspunkt meiner Filmprojekte und seit anderthalb Jahren auch ein Ort des Zeichnens.
Wie würdest du den kreativen Prozess, der diesem Kunstwerk zugrunde liegt beschreiben? Beginnt alles mit einer Idee, die du im Kopf hast und die sich dann in Form einer Arbeit materialisiert oder entsteht der Inhalt beim Arbeiten?
Meine Zeichnungen entstehen, wenn ich es so zusammenfassend ausdrücken kann, auf zweierlei Arten. Die eine Art ist autobiografisch, impulsiv und direkt. Oft hat ein inneres Gefühl bereits eine gewisse Form oder ist bereits ein Bild, das ich lediglich auf dem Papier nachzeichne. Die andere Ausdrucksweise ist dagegen das Entwickeln eines Motivs über einen längeren Zeitraum und in unterschiedlichen Variationen. Formen und Objekte können sich neu definieren lassen, unterschiedliche Objekte können verschmelzen usw.
Man kennt dich vor allem als Videokünstler, deine Videoarbeiten wurden in internationalen Kunstinstitutionen und auf zahlreichen Festivals gezeigt. Hier sowie auch in der Ausstellung „RESSENTIMENT. Ein Gefühl der Gegenwart?“ in Kunst Meran, die am 06.März eröffnet präsentierst du Zeichnungen aus den letzten zwei Jahren. Was hat dich dazu bewegt vermehrt mit dem Medium der Zeichnung zu arbeiten und gibt es für dich Parallelen in der Konzeption eines Filmes und der Entstehung einer Zeichnungen?
Ich habe immer schon viel gezeichnet, aber mehr als ein Festhalten eines Gedankens, eines Gefühls oder einer Beobachtung. Auch das Storyboarden war und ist immer noch ein zeichnerisches Utensil in meiner Filmarbeit. Irgendwie wurde mir in den letzten zwei Jahren klar, dass mein Zeichnen einen anderen Stellenwert bekommen muss. Darauf hin habe ich mich mit befreundeten Künstlern, Kuratoren und Galeristen über meine Zeichnungen ausgetauscht, auch um zu verstehen, wo ich mit diesem Medium stehe. Das war der Anfang einer Auseinandersetzung mit einem neuen Medium, und daher auch damit, was ich auch ästhetisch im Zeichnen suche. Ich mache seit fast zwei Jahrzehnten Filmprojekte, oft sehr aufwendige, minuziös geplante Inszenierungen. Der Prozess von der Idee bis hin zum Werk dauert meistens 1-2 Jahre. Zeichnung dagegen ist ein Medium, das ich allein, ohne dem technischen und finanziellen Apparat des Films, gestalten und mir im Moment grossen Spass macht.
CHRISTIAN NICCOLI
ohne Titel
Ölkreide auf Papier
jeweils 40 x 30 cm
2020
600 €
(exkl. Steuern / exkl. Versand)
Christian Niccoli. Geboren 1976 in Bozen. Er lebt und arbeitet in Berlin. 2006 war er Stipendiat der Cittadellarte – Fondazione Pistoletto in Biella und 2008-09 des Künstlerhaus Bethanien in Berlin. Seine Werke wurden international präsentiert, u. a. im Kunsthaus Graz, Phönix Art - Sammlung Harald Falckenberg in Hamburg, Cinematheque quebecoise in Montreal, Berlinische Galerie und Haus der Kulturen der Welt in Berlin, 4th Bienal del Fin del Mundo in Valparaiso, 8th Baltic Biennal for Contemporary Art in Stettin, Musée de la Chasse et de la Nature in Paris, Socartes Sculpure Park in New York, Para Site / Art Space in Hong Kong und im Fabrika Centre for Creative Industries in Moskau.