Economia | Woher?

Transparente Milch

Ab April müssen alle Milchprodukte eine Herkunftsangabe führen. Für Südtirols Milchhöfe wird sich “de facto nichts ändern”, erklärt die Direktorin des Sennereiverbands.
Milchlieferung
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Was für Eier und Honig bereits vor 13 Jahren eingeführt wurde, wird in Kürze auch für Milch gelten. Ab 19. April müssen sämtliche Milchprodukte, die in Italien hergestellt werden und für den italienischen Markt bestimmt sind, mit einer Herkunftsangabe versehen werden. Sowohl das Land, in dem die Milch gemolken (“paese di mungitura”) als auch das Land, in dem die Milch verarbeitet wurde (“paese di condizionamento o trasformazione”), müssen auf der Verpackung aufscheinen. Finden beide Produktionsphasen im selben Land statt, reicht die einmalige Angabe des Herkunftslandes 8 (“origine del latte”). Wird Milch aus mehreren EU- oder Nicht-EU-Ländern in Italien verarbeitet, so lautet die entsprechende Angabe “Milch aus EU-Ländern” beziehungsweise “Milch aus Nicht-EU-Ländern”.
Die Kennzeichnungspflicht gilt für alle Arten tierischer Milch, wie Kuh-, Ziegen- Schafs- und Büffelmilch und sowohl für Frischmilch als auch für ultrahocherhitzte Milch (H-Milch) und die daraus hergestellten Produkte: Butter, Joghurt, Käse Molke, Buttermilch, Käsebruch und ähnliche – sofern es sich um vorverpackte Produkte handelt.

Soweit die Neuerungen, die mit einem Dekret der italienischen Regierung im Jänner 2017 eingeführt wurden. Vor allem der nationale Landwirtschaftsverband Coldiretti hatte sich seit Jahren für die Einführung der verpflichtenden Herkunftsangabe eingesetzt, um Transparenz im Handel zu garantieren. Laut Coldiretti-Präsident Roberto Moncalvo werde 75 Prozent der in Italien verkauften H-Milch und 50 Prozent der in Italien produzierten Mozzarella aus Milch aus dem Ausland hergestellt. In Südtirol begrüßt neben der Verbraucherzentrale auch der Sennereiverband die neue verpflichtende Herkunftsangabe. “Der Kunde hat das Recht zu wissen, wo der Rohstoff herkommt und wo er verarbeitet wird”, sagt Direktorin Annemarie Kaser. Für die 10 Milchhöfe, die sich im Sennereiverband zusammengeschlossen haben, wird sich allerdings nicht viel ändern. Auch, weil Südtirol in Sachen Milch praktisch Selbstversorger ist. Nur knapp 3 Prozent der gesamten Menge an Milch, die an die Milchhöfe geliefert wird, stammt aus dem Ausland, und zwar aus dem nördlichen Wipptal. 11,3 Millionen Kilogramm Milch lieferten die Nordtiroler Bauern im Jahr 2015 nach Südtirol, die restlichen 367,2 Millionen Kilogramm Milch stammten von den Südtiroler Milchbauern.

“Bei jenen Produkte, die das Qualitätszeichen Südtirol tragen, kommt der Rohstoff heute schon aus Südtirol”, erklärt Kaser, “und auch die Verarbeitung findet hier statt”. “Nun müssen bei diesen Produkten zusätzlich die vom Dekret vorgesehenen Angaben auf der Verpackung angeführt werden.” 180 Tage, also drei Monate, haben die Milchhöfe Zeit, um ihre Verpackungen umzugestalten und mit der Herkunftsangabe zu versehen. In der Zwischenzeit dürfen Restbestände an alten Verpackungsmaterialien verwendet werden. Auch wenn sich für Südtirols Milchhöfe “de facto nichts ändern wird”, wie Kaser betont, fände sie es doch wünschenswert, dass die verpflichtende Herkunftsangabe EU-weit umgesetzt werde, “da solche Umstellungen auch mit Kosten verbunden sind, weil die Verpackungen abgeändert werden müssen”.

Von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind übrigens Bio-Produkte –  6,9 Millionen Kilogramm Biomilch wurden 2015 in Südtirol angeliefert und verarbeitet – sowie Produkte mit den Angaben “g.g.A.” und “g.g.U.”. Bei diesen ist die Rückverfolgbarkeit nämlich bereits gegeben. Ein Beispiel dafür: der Stilfser G.U. – “der einzige Südtiroler Käse mit Ursprungsschutz”, so Kaser.

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Martin B. Mer, 03/29/2017 - 23:58

Wieso nur für Milch und scheinbar nur in Italien? Die EU soll endlich für alle Lebensmittel die Herkunft der Rohprodukte und die Verarbeitungsorte verpflichtend machen. Ich ärgere mich insbesondere über Bio Produkte mit der Herkunftsangabe "Non EU" oder sonstige fehlende, unklare oder allgemeine Herkunftsangaben. Sehr unbefriedigende Situation für interessierte Verbraucher. Der Industrielobby sei Dank...

Mer, 03/29/2017 - 23:58 Collegamento permanente