Economia | Landwirtschaft

Helfende Hände gesucht

Nur ein Bruchteil der Südtiroler Erntehelfer kommt aus Italien. Wer unterstützt die Bauern, wenn die Grenzen geschlossen bleiben?
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Foto: Südtiroler Bauernbund

Die Südtiroler Landwirtschaft braucht jährlich ca 28.000 Arbeitskräfte. Die strengen Ein- und Ausreiseverbote vieler Länder lassen die Landwirte derzeit um ihre Erntehelfer aus dem Ausland bangen. Die Bauern werden verstärkt auf heimische und italienische Helfer setzen müssen, sowie auf Personen, die normalerweise in anderen Branchen tätig sind. Zur Vernetzung der Bauern und deren Arbeitskräfte hat der Südtiroler Bauernbund die Plattform „AgriJobs“ eingerichtet. Jedoch auch auf staatlicher Ebene wird an Lösungen gearbeitet: Nachbarschaftshilfe, steuerbegünstigte Beschäftigung von Pensionisten und Personen im Lohnausgleich und „aktive Quarantäne“ sollen den Bauern zu Gute kommen.

 

Woher kommen die Erntehelfer?

 

Die ersten Bauern, die die Auswirkungen der Corona-Krise in Südtirol gespürt haben, waren die Terlaner Spargelbauern. Von den ungefähr 28 Erntehelfern, die jedes Jahr aus Rumänien anreisen, kam dieses Jahr niemand. Gleichzeitig haben durch die Krise auch in Südtirol viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren und so hat man sich arrangiert. „Einige sind auch wieder abgesprungen, sobald sie die Rahmenbedingungen der Arbeit erfahren haben. Die Dauer der Ernte und die Arbeit am Sonntag waren dabei ausschlaggebend“, erzählt Alexander Höller, Leiter des Bereichs Spargel der Kellerei Terlan. Ende April neigt sich die Spargelernte bereits dem Ende zu, 30.000 kg Spargel wurden bereits sortiert und mittlerweile hat man sich an die besonderen Umstände gewöhnt.

 

Während der Apfelernte und Weinlese 2019 (August bis Oktober) waren in Südtirol 16.396 Personen, durchschnittlich 31,3 Tage lang, als Erntehelfer beschäftigt. Inländer machten gerade mal 12% der Saisonsarbeitskräfte aus. Der bedeutenste Anteil von Arbeitskräften kam aus Rumänien (35,7%), gefolgt von der Slowakei (17,3%), Polen (13,1%) und Bulgarien (9,6%). Die Erntehelfer aus der Tschechischen Republik machten nur 3,7% aus, der übrige Prozentsatz kommt aus anderen Ländern. Noch nie gab es in Südtirol so viele Erntehelfer wie 2019. 

 

Die Vermittlungsplattform

 

Die Vernetzung zwischen Arbeitssuchenden und Bauern, wie sie in Terlan stattgefunden hat, war auch das Ziel von „AgriHelp“. Jedoch wird die Vermittlungsplattform, die von jungen Ehrenamtlichen entwickelt wurde, Ende April eingestellt. In Zukunft wird nur mehr eine Plattform, nämlich „AgriJobs“ des Südtiroler Bauernbundes, Nachfrage und Angebot zusammenführen. Alle Arbeitskräfte werden vom Bauern entlohnt, angemeldet und pflichtversichert. Mitmachen darf jeder, der über 16 Jahre alt ist und eine gültige Arbeitserlaubnis hat. Das Angebot kommt einerseits den Bauern zu Gute, andererseits kann es für Personen, die aufgrund der Krise nicht ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen können sowie für Studenten, Schüler und Teilzeitkräfte eine interessante Option sein.

Das finden auch die Südtiroler HochschülerInnenschaft und die ASGB-Jugend, daher unterstützen sie die Jobplattform „AgriJobs“ und heben deren Bedeutung für Studierende hervor. Kevin Gruber, Vorsitzender der ASGB-Jugend, verweist darauf, dass junge Menschen durch das Portal unkompliziert nach sinnvollen Ferienjobs suchen können. Weiters erinnert der Vizevorsitzende der sh.asus, Julian Nikolaus Rensi, daran, dass „viele ansonsten übliche Verdienstmöglichkeiten im Zuge der Coronakrise weggefallen sind oder noch ausbleiben“.

 

Maßnahmen aus Rom und Vorschläge aus Brüssel

 

In Rom arbeiten derweil die Parlamentarier Manfred Schullian und Meinhard Durnwalder an Lösungen für den akuten Personalmangel in der Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft benötigt zahlreiche Erntehelfer, die aufgrund der herrschenden Einreisebestimmungen fehlen. Wir haben versucht mit unseren Anträgen zur Nachbarschaftshilfe und zur steuerbegünstigten Beschäftigung von Pensionisten und Personen im Lohnausgleich zur Lösung dieses Problems beizutragen, obgleich sicher noch weitere Maßnahmen folgen müssen“, erklärt Senator Meinhard Durnwalder.

Während der Apfelernte und Weinlese 2019 waren in Südtirol 16.396 Personen als Erntehelfer beschäftigt. Inländer machten gerade mal 12% aus.

EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann hingegen spricht sich für die Einführung der „aktiven Quarantäne“ für landwirtschaftliche Saisonarbeiter aus. In einem Brief an Landwirtschaftsministerin Teresa Bellanova apelliert er, sich an Lösungsansätze anderer europäischer Mitgliedsstaaten wie Deutschland, zu orientieren. In Deutschland können Saisonarbeiter im Sinne der „aktiven Quarantäne“ sofort nach ihrer Ankunft mit der Arbeit beginnen und müssen nicht vorher 14 Tage in Quarantäne. Dabei gelten bestimmte Richtlinien, wie die separate Unterbringung von den anderen Angestellten, die Arbeit in Kleingruppen, wodurch im Falle eines Ansteckungsverdachts die Personen isoliert und dem Nationalen Gesundheitsdienst gemeldet werden. Bereits in einem für Ende April bzw. Anfang Mai zu erwartenden weiteren Dekret des Ministerpräsidenten könnten die rechtlichen Voraussetzungen für die „aktivenQuarantäne“ geschaffen werden.

Zu guter Letzt darf aber nicht vergessen werden, dass auch die betroffenen Länder zustimmen müssen. 

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Frei Erfunden Mer, 04/29/2020 - 13:12

Für die heurige Ernte würden Ausnahmeregelungen für Asylsuchende mit Sicherheit eine win-win Situation darstellen. Ich bin überzeugt , dass viele dieser Menschen froh um eine Beschäftigung und einen Verdienst wären. Der Staat würde etwas einsparen, die Bauern hätten wohl fleissige Zuarbeiter und das sinnlose Warten auf Asylbescheid o.ä. würde für die meisten wohl erträglicher.
Zudem würden Möglichkeiten der Integration geschafft und wir Südtiroler könnten einen neuen Zugang zu Flüchtlingen finden.
Bezüglich Coronadistanzregelung bleib ich bei meinem Vorschlag , die contact tracing App für die Südtiroler Bevölkerung vorerst landesweit verpflichtend einzurichten. Diese funktioniert mit Bluetooth _ ohne 'geo-tracking, die Daten werden auf dem Handy gespeichert.
Bei Erkrankungsfall werden alle stattgehabten Kontakte (im Radius von 2 m über 10 min) bis auf 2 Tage zurückverfolgt ; dzt. wohl die vernünftigste und alternativlose Möglichkeit um die Infektionsketten effizient und schnell zu unterbrechen, denke ich. Gibt es hierzu schon konkrete Umsetzungsstrategien von Seiten des Landes?

Mer, 04/29/2020 - 13:12 Collegamento permanente
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Klemens Riegler Gio, 04/30/2020 - 00:46

In risposta a di Frei Erfunden

Bitte keine große Hoffnung auf diese Tracing App. Wenn's gut geht kommt die deutsche mit dezentraler Speicherung im Juni (Megaleistung ... und nur wenn Apple + Google mitspielen). Zudem noch nicht klar ob die mit der italienischen Immuni-App kommunizieren kann. In unserer Grenzregion wäre (auf längere Zeit gesehen) überhaupt nur eine EU-Tracing-App sinnvoll. Sehr unklar ob die kommt.
Und viele weitere technische Fragen offen: Akkulaufzeit, Kommunikation zwischen Android und ios, anfangs wohl jede Menge Bugs, Bluetooth-Qualität, Nutzeranzahl usw.

Gio, 04/30/2020 - 00:46 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Ven, 05/01/2020 - 09:51

In risposta a di Frei Erfunden

Gute Idee: Da haben wir schon Tausende Menschen bei uns, die per Gesetz als "illegal" angesehen werden, oder deren Status "ungeklärt anhängig" ist, und die nichts lieber tun würden, als "legalisiert" irgendwo zu arbeiten! Was es dafür braucht? Ein Stück Papier und eine Bestimmung darauf geschrieben. Ganz einfach! Und am besten die Staatsbürgerinnenschaft noch dazu, dann können sie noch besser an unserer Gesellschaft teilhaben.

Ven, 05/01/2020 - 09:51 Collegamento permanente
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Salto User
Sepp.Bacher Ven, 05/01/2020 - 15:06

Mich wundert, dass bei so vielen kooperierenden Organisationen niemand die arbeitslosen Zuwanderer ins Spiel bringt?! Viele kommen auch von ländlichen Gegenden oft auch aus der Landwirtschaft und haben Erfahrung mit dem Arbeiten in und mit der Natur.
Ein anderes Problem ist das mit der Versorgung, Unterbringung und Bezahlung bei Erntehelfern von auswärts. Es geht um die Hygiene- und Distanzbestimmungen. Auch kann man nicht erwarten, dass sie um 4 € in der Stunde arbeiten, wie bei der Tomatenernte in Süditalien!

Ven, 05/01/2020 - 15:06 Collegamento permanente