Società | Corona-Schicksal

Eiszeit für das Rote Haus

Die Corona-Pandemie bedroht die Existenzgrundlage des Südtirolers Robert Peroni in Grönland. Doch viele helfen mit, das schwierige Jahr zu überbrücken.
Das Rote Haus
Foto: Ulrike Fischer/the-red-house.com

Vierzig Jahre ist es her. 1980 betrat Robert Peroni erstmals Grönland. Der Südtiroler Bergsteiger und Extremsportler nahm an einer Expedition teil. Die Begegnung mit der Insel und den Menschen veränderte sein Leben. 1986 beschloss Peroni, nach Ostgrönland zu ziehen. In der Ortschaft Tasiilaq baute er ein Projekt auf, das heute für nachhaltigen Tourismus und zugleich soziales und kulturelles Engagement steht: Das Rote HausThe Red House. Peroni – er stammt ursprünglich aus Klobenstein – beherbergt dort Touristen, Expeditions- und Filmteams, Weltenbummler. Er beschäftigt 74 einheimische Mitarbeiter und bietet ihnen und ihren Familien somit ein gesichertes Einkommen und eine Perspektive “in einem Land, das bis dahin keinen Tourismus kannte”, wie es auf der Webseite des Roten Hauses heißt. Häufig war und ist es eine Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen.

 

Doch seit Monaten steht das Leben im Roten Haus still. Aufgrund der Corona-Pandemie bleiben die Touristen aus. Einreiseverbote und der Flugstopp von Island, von wo aus die Insel normalerweise am einfachsten zu erreichen ist, machen es unmöglich, nach Grönland zu gelangen. Im März musste die Struktur schließen. Die Mitarbeiter habe er entlassen müssen, sagt Robert Peroni im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AGI, die jüngst über sein Schicksal berichtet. Mit den Gästen bleiben auch die Einnahmen aus. “Im letzten Winter haben wir größere Investitionen gemacht, die nach den vielen Stornierungen ein großes Loch in unseren Finanzen hinterlassen haben.” Wie es weitergeht, weiß der 76-Jährige nicht: “Ich bin hier alleine, träume von einer besseren Zukunft und bereite die touristischen Angebote für 2021 vor.” Die Versorgung ist schwierig. “Ich habe einen Container mit vielen Vorräten, ich esse auch verfallene Lebensmittel. Ich muss mich begnügen. Es ist anders als in Italien, hier müssen wir froh sein, wenn ein Hubschrauber kommt – das Meer ist zugefroren und die Schiffe mit dem Nachschub für den einzigen Supermarkt vor Ort können nicht anlegen.”

 

Ganz alleine ist Robert Peroni aber doch nicht. Seit Mai läuft eine Kampagne auf gofundme.com, mit der Gelder gesammelt werden,damit Das Rote Haus dieses Jahr ohne Gäste übersteht und seine Türen im nächsten Jahr wieder für Besucher aus aller Welt öffnen und somit vielen Menschen in Tasiilaq ein Anker sein kann”, wie die beiden Reiseleiterinnen, die die Kampagne gestartet haben, schreiben. Knapp 60.000 Euro sind bereits zusammengekommen.