Alles rund um die Tanne
-
Musik spielt auch in meinem Leben eine recht große Rolle. Jetzt gerade höre ich sie, weil die Nachbarskinder von oben, ihre Blockflöte-Hausaufgaben machen. Sie begleitet mich auf kurzen und langen Autofahrten, beim Kochen, Putzen und sogar unter der Dusche. Ich kann zwar nicht so gut singen, dafür aber laut und falsch. Zum Glück besteht meine Dreier-WG zu zwei Dritteln aus Katzen, die ich für das meiste Geplärre verantwortlich machen kann.
Jetzt, zur Weihnachtszeit findet man auf meiner Playlist natürlich auch den einen oder anderen Weihnachtskracher. Von „All I want for christmas“ bis zu „Es wird schon glei dumpa“ ist vieles dabei. Als naturliebendes Blumenmädchen, wie ich eines bin, darf eines aber nicht fehlen: „Oh Tannenbaum." (hier bitte eine etwas schiefe Singstimme einfügen) Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter. Blätter? Hä? Wieso Blätter? Seit wann trägt ein Nadelbaum Blätter? Es wird doch nicht sein, dass unser alter Weihnachtsklassiker auf Lügen basiert und mit falschen Behauptungen um sich schmeißt?
-
Tatsächlich: Blätter
Nun ja, botanisch gesehen sind es tatsächlich Blätter. Nadelförmige Blätter, wie sie zum Beispiel auch der Rosmarin und natürlich auch alle anderen Nadelbäume tragen. Und weil wir schon bei Nadeln sind: wie unterscheidet man Fichte und Tanne? Hier gilt der einfache Spruch: die Fichte sticht, die Tanne nicht. Darum ist auch die Tanne um ein vielfaches beliebter an Weihnachten. Die Nadeln der Tanne sind an der Spitze abgerundet, während die der Fichte spitz sind und stechen, was das Schmücken recht schmerzhaft macht. Man möchte fast meinen, die Fichte währt sich gegen den glitzernden Weihnachtsschmuck. Einen weiteren Unterschied sehen wir beim Wuchs der Früchte. Diese werden in beiden Fällen Zapfen genannt. Während die der Fichte hängen, stehen die der Tanne aufrecht nach oben, fast wie Kerzen an dem Weihnachtsbaum. So kann man es sich auch gut merken. Ein weiterer Unterschied ist die Rinde. Die Rinde der Fichte ist etwas rötlich, weshalb sie auch den weniger bekannten Namen Rottanne beschert hat.
-
Zur Autorin
Tamara Seyr ist FNL Kräuterexpertin und Heilpraktikerin. Sie beschäftigt sich oft und auch lange (und oft auch ganz, ganz lange) mit den Kräutern und allem was dazu gehört. Das sind nicht nur die botanischen Namen, die Familienzugehörigkeit und die Inhaltsstoffe, sondern auch die Signaturenlehre.
-
Heilmittel
Etwas weniger bekannt ist die Tanne als Heilmittel. Neben vielen ätherischen Ölen, enthält die Tanne auch Vitamine und Mineralstoffe. Äußerlich aufgetragen, wirkt die Tanne vor allem durchblutungsfördernd und somit auch lockernd auf die Muskulatur. Oral eingenommen wirkt sie hustenstillend, schleimlösend und desinfizierend, was sie zu einem perfekten Gegenspieler des lästigen Hustens macht. Beliebt ist der Hustensirup aus frischen Tannenwipfeln. Jetzt im Winter kann man aber auch gerne auf das ätherische Öl zurückgreifen. Zum Beispiel als Kopfsauna zum Inhalieren, oder als Winterbalsam zum auf-die-Brust-auftragen.
-
Rezept für Winterbalsam (40 ml)
5 g Bienenwachs
5 g Kokosöl
20 ml Ringelblumen-Ölauszug
5 Tropfen Weisstanne ätherisches Öl
2 Tropfen Thymian ätherisches Öl
1 Tropfen Pfefferminze ätherisches Öl
Das Bienenwachs, das Kokosöl und der Ölauszug werden im Wasserbad erhitzt. Sobald alles flüssig ist, wird die Mischung vom Herd genommen. Nun werden die ätherischen Öle hinzugefügt. Das passiert erst jetzt, da sich die Öle mit der Hitze nicht gut vertragen und so viele Wirkstoffe verlieren. Nun wird alles nochmal gut umgerührt und in saubere Gläser gefüllt. Wichtig: der Deckel des Gläschens bleibt offen, bis die Salbe ausgekühlt bzw. fest geworden ist. Haltbarkeit: mindestens 6 Monate. Die Salbe kann man bei Bedarf mehrmals täglich auf die Brust, unter die Nase und auch auf den Fußsohlen (Reflexzonen) auftragen.
-
Klugscheisserwissen
Was nur die wenigsten wissen: das Lied „Oh Tannenbaum“ geht auf ein Lied trinkfester und feierfreudige Studenten aus dem 18Jh. zurück. Nun ja, zumindest die Melodie. Damals nannte sich das Lied noch „Lauriger Horatius“. Erst eine ganze Weile später, schrieb ein Herr namens August Zarnach -wahrscheinlich von Liebeskummer getrieben- den Text zu dem Lied.
Die erste Strophe war damals schon so, wie wir sie heute kennen. In der Zweiten jedoch, ging es um ein untreues Mädchen. Sie wurde wie folgt eingeleitet: „Oh Mägdelein, oh Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte“. Während in der ersten Strophe die Tanne als Sinnbild der Treue verwendet wurde (denn sie behält auch im Winter ihre Nadeln), wurde in der nächsten Strophe die Untreue auf den Punkt gebracht.
Wenige Jahre später dichtete Ernst Anschütz die Verse dann zum heutigen Weihnachtslied um. Es wurde von Jahr zu Jahr beliebter, in Kirchen, aber auch zuhause unter dem Weihnachtsbaum gesungen. Was die Nachbarn wohl sagen, wenn sie erkennen, dass sich die Kinder sich nicht flötend auf Weihnachten vorbereiten, sondern einfach nur ein altes Trinklied spielen?
-
Nicht nur zu Weihnachten
Apropos Weihnachtsbaum: woher stammt dieses Ritual eigentlich? Der Ursprung geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf das keltische Fest der Wintersonnenwende Yule (21. Dezember) zurück. Hier treffen der kürzeste Tag und die längste Nacht aufeinander. Von hier an werden die Tage wieder länger, was auch als Wiedergeburt des Sonnengottes gefeiert wird. Dekoriert wurde mit immergrünen Zweigen, was ein Zeichen dafür war, dass es auch in dieser kalten und dunklen Zeit noch Leben gab. Zudem galten sie auch als Schutz vor den Wintergeistern.
Ich finde, wir sollten der Tanne nicht bloß an Weihnachten Beachtung schenken, sondern auch mal unterm Jahr etwas Begeisterung zeigen. In den Augen der Tanne verhalten wir uns so, die diese eine Freundin, die sich nur dann meldet, wenn sie etwas von einem braucht. Ich für meinen Teil warte nun darauf, dass oben endlich „Jingle Bells“ geflötet wird, damit ich wieder schief und krumm mitsingen kann