Economia | Zukunftsmusik

Getrennte Wege

Nun ist es offiziell: Die IDM hat ausgedient. Ein Teil der Aufgaben wird dem NOI übertragen. Und mit Thomas Aichner kommt ein namhafter Angestellter abhanden.
IDM & NOI Techpark
Foto: IDM Südtirol

"Man kann es offen zugeben: Es wird zurückgerudert." Es ist der 11. April als Thomas Aichner diese Worte kundtut. Der Kommunikationschef der IDM ist in Meran zu Gast, bei einer Diskussion über die Zukunft des Tourismuslandes Südtirol. Die Nachricht, dass die IDM neu organisiert werden wird, ist damals schon durchgesickert. Jetzt, eineinhalb Monate später ist es offiziell beschlossen: Die IDM, so wie sie konzipiert wurde, hat nach nur zweieinhalb Jahren ausgedient. Und auch Thomas Aichner macht sich zu neuen Ufern auf.

 

Nach zweieinhalb Jahren getrennte Wege

Mit großem Tamtam wird im Oktober 2015 der neue Sonderbetrieb IDM präsentiert. In der Mega-Gesellschaft "Innovation Development Marketing" fusionieren die vier Wirtschaftsdienstleister BLS, EOS, SMG und TIS. Das Ziel: "Kräfte und Mittel im Sektor Wirtschaft vereinen und straff bündeln, um Südtirols Unternehmen wettbewerbsfähiger und das Land zum begehrtesten Lebensraum Europas machen", so Landeshauptmann Arno Kompatscher damals. Für Standort-Marketing, Tourismusmarketing, Innovation und Technologietransfer sowie Export-Unterstützung sollte es ab 1. Jänner 2016 einen einzigen Ansprechpartner geben: die IDM, an der das Land Südtirol 60 und die Handelskammer 40 Prozent hält.

Es sollte das Vorzeigeprojekt von Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher werden. Doch alsbald wurden erste Probleme offensichtlich, organisatorischer und personeller Art. "Es wurde zu schnell zu groß gedacht", meint Thomas Aichner schon im April ohne Umschweife. "Der Verwaltungsapparat ist nicht imstande, die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Daher ist es sinnvoll, die Aufgaben zu trennen."

Genau das wird nun geschehen. In den vergangenen Monaten arbeiteten die IDM-Eigentümer – Land und Handelskammer – mit dem Verwaltungsrat und den Südtiroler Wirtschaftsverbänden intensiv an der Neuausrichtung des Sonderbetriebs. Am vergangenen Samstag wurde auf einer Klausurtagung der letzte Feinschliff verpasst, am gestrigen Montag das Ergebnis dem Verwaltungsrat präsentiert.

In einer gemeinsamen Aussendung erklären Land und Handelskammer am Dienstag: "Die Eröffung des NOI Techpark in Bozen im Jahr 2017 und die Tourismusreform, mit Aufnahme der drei neuen Destinations Management Einheiten (DMEs) bei IDM im Jänner 2018 erfordern eine Neuorientierung der Tätigkeit und eine sinnvolle Aufgabenverteilung zwischen IDM und NOI Techpark, um die Dienste noch effizienter und wirtschaftsnah zu erbringen."

 

Tourismus und Landwirtschaft – Forschung und Innovation

Ab 1. Jänner 2019 soll der Umbau, den Landeshauptmann Kompatscher eher als "Nachjustierung" bezeichnen will, abgeschlossen sein: "IDM bleibt die Marketingorganisation Südtirols und erhält dazu einen gezielten Auftrag als Dienstleister für Betriebsentwicklung, wofür die allgemeinen Beratungen von Export bis zu Innovation bei IDM verbleiben. Hingegen wird die restliche Innovationsabteilung mit den spezifischen Leistungen in den NOI Techpark eingeliedert."

IDM kümmert sich also weiterhin um sämtliche Aktivitäten und Dienstleistungen rund um das Marketing im Bereich Tourismus und Agrarwirtschaft, um Export- und Innovationsberatung. Spezifische Beratungen für Unternehmen und der gesamte Bereich technologische Innovation hingegen werden beim NOI Techpark angesiedelt, der weiterhin zu 100 Prozent in den Händen des Landes bleibt.

 

Aichner geht

Von einer "Spaltung", einem "völligen Umbau" des Sonderbetriebs will neben dem Landeshauptmann auch Thomas Aichner nicht sprechen. "Die IDM fliegt nicht auseinander", verneint er. Die Gründe für die Umstrukturierung seien "organisatorischer und technischer, nicht ideologischer Art", so der IDM-Kommunikationschef. Doch neue Ideen und Visionen werden unweigerlich in der IDM Einzug halten. Denn neben den organisatorischen stehen auch personelle Veränderungen an.

Mit der Neuausrichtung von IDM und NOI verfallen nämlich auch die Führungsaufträge – angefangen bei der Position des Direktors. Hansjörg Prast führt seit ihrer Entstehung die IDM als Generaldirektor. Sein Posten wird mit 1. Jänner 2019 neu vergeben. Und noch eine Stelle wird frei: Thomas Aichner kehrt der IDM den Rücken. Er wolle nach der Schaffung des Sonderbetriebs und der neuen Tourismus-Struktur "keine dritte Reform mehr mitmachen", erklärt Aichner im RAI Mittagsmagazin am Dienstag. Seit längerer Zeit sei in ihm die Entscheidung herangereift, einen Schlussstrich unter seine Laufbahn im öffentlichen Dienste zu ziehen, so Aichner. Er will in die Privatwirtschaft wechseln, in ein "Unternehmen, das in weiterem Sinne mit Tourismus zu tun hat", so der Tourismusfachmann. Mehr will er am heutigen Tag nicht verraten.