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Monthly (bi)cycle

Monatliches Radfahren oder Tabu gespickt mit Vorurteilen? Der Übersetzungsfehler im ORF zeigt einmal mehr, dass Menstruation noch immer wenig Gesprächsthema ist.
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Foto: Pixabay

„I‘m kind of in an unfortunate time of my monthly cycle“. Die Aussage der amerikanischen Skifahrerin Mikaela Shiffrin wird im ORF dank Übersetzungs-Fehler zu „Ich komme nicht mal zum Radfahren, was ich immer mache, jeden Monat“. Dabei wollte die erfolgreiche Skifahrerin ihre Müdigkeit aufgrund der Menstruation erklären.

Der Ausrutscher verrät weniger die Bravour des Simultanübersetzers als vielmehr die allgemeine Haltung gegenüber der Menstruation. Da springt die weit verbreitete Ignoranz (im Sinne von Unwissenheit) zu diesem Thema ins Auge. Mal ganz ehrlich, wer von den Lesern und Leserinnen kann aus dem Stegreif Begriffe wie Menstruation, Amenorrhö, Menarche, Spotting oder Klimakterium definieren? Es sind zwar allgegenwertige Phänomene (sie betreffen ja schließlich die Hälfte der Bevölkerung für durchschnittlich 40 Jahre ihres Lebens), und doch werden sie einfach totgeschwiegen oder ignoriert. Dem liegt neben mangelndem Interesse vor allem ein großes Tabu, gespickt mit allerhand Vorurteilen, zugrunde. Wovon sprechen denn sonst die Bemühungen, ein Tampon oder eine Binde auf dem Weg zum Bad möglichst unsichtbar in der Handfläche zu verstecken, verräterische Flecken auf der Hose unbedingt zu vermeiden, ganz zu schweigen von Profisportlerinnen, die ihren Zyklus mit Hormonen ausschalten? Was frau nicht alles in Kauf nimmt, um mit ihren Körperflüssigkeiten nicht als anstößig zu gelten?! Schon bei der Bezeichnung fängt es an, da gibt es die „die Preiselbeerwoche“, „DIE Tage“, „das Unwohlsein“, „den Besuch vom roten Baron“, „die rote Zora“… Sogar die Werbung für die entsprechenden Produkte stellt das weibliche Blut vorwiegend blau dar. Während das männliche in Strömen aus heldenhaften Wunden fließen darf und rot bleibt!

Wen wundert das eigentlich, wenn wir die mit der Menstruation verbundenen Vorurteile berücksichtigen: die Blutung sei eklig, die Frau während der Menstruation emotional instabil, unzuverlässig, eingeschränkt und limitiert. Wusstet ihr, dass den Frauen in Italien bis 1963 jegliche gerichtliche Befugnis gesetzlich verboten war, mit der Begründung „Fisiologicamente fra un uomo e una donna ci sono differenze nella funzione intellettuale, e questo specie in determinati periodi della vita femminile“? Dabei steht die Umschreibung „determinati periodi della vita femminile“ für die Menstruation, ganz so, als könnten Frauen bspw. in einer Position als Richterinnen durch die körperlichen Umstände keine unbefangenen Entscheidungen treffen (by the way, als ob männliche Richter nie schlechte Laune, Kopf- oder Bauchschmerzen hätten). Dieser Nonsens ist mittlerweile zumindest gesetzlich ausgeräumt. Aber in den Köpfen der Menschen halten sich die Vorurteile nach wie vor. In einer Welt ganz nach männlichen Standards sind die Bemühungen, sich vom natürlichsten Vorgang im weiblichen Körper zu distanzieren, nachvollziehbar.

Dabei kann es sehr ermächtigend sein, den eigenen Körper wahrzunehmen, hormonelle Veränderungen zu erkennen und die Stärke und Kreativität des eigenen Menstruationszyklus zu nutzen! Der erste Schritt zur Überwindung des negativen Stigmas ist, das Tabu zu brechen und davon zu sprechen, zu einem neuen Bewusstsein zu gelangen und zur Möglichkeit, im Einklang mit dem eigenen Körper zu leben. „Normalisieren“ wir also die Menstruation, sprechen wir darüber, laut und deutlich. Irgendwann wird dann auch ein männlicher Dolmetscher seinen Job ordentlich machen.