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Auf ins Theater

Am Vormittag präsentierten die Vereinigten Bühnen Bozen ihre neue Spielzeit. Sie wird bunt und schrill wie das Leben. Und zeigt internationale Größen und lokale Heroes.
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Foto: SALTO
  • Klassiker & Stars

    Den Anfang der neuen VBB-Spielzeit wird im Herbst 2024 das Stück Die 7 Tage von Mariahaim machen. Es spielt im Südtirol des Jahres 1965, die Bauerstochter Anna-Lisa befindet sich gerade mitten in den Vorbereitungen für ihre Hochzeit. Doch sie wird von der Vergangenheit eingeholt. Zwei ungebetene Gäste erscheinen und mit ihnen das Wissen um ein grauenvolles Verbrechen. "Mariahaim" ist queeres Volkstheater und eine Gemeinschaftsproduktion von Vereinigten Bühnen Bozen und Transart Festival. Premiere im Gemeinschaftszentrum Maria Heim wird am 27. September sein. 
    Im Oktober präsentieren die VBB das Stück Vor Sonnenaufgang von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann. „Es geht hier um eine Familie, die eigentlich eine Bauernfamilie ist, die zu Geld gekommen ist und durch Alkohol einfach in eine innere Zerrüttetheit“, meinte Daniel Theuring. Zu sehen sein wird auch der aus der Netflix-Serie Freud bekannte Schausspieler Robert Finster
    Um eine Wiederaufnahme handelt es sich beim VBB-Novemberstück Ein ganzes Leben nach dem Roman von Robert Seethaler. Worum es geht? Hauptprotagonist Andreas Egger ist allein in seinem Bergtal, aus dem er ausbrechen will. Doch das Leben sieht für ihn etwas anderes vor.

  • Die 7 Tage von Mariahaim: Rudolf Frey (VBB), Elisabeth Thaler (VBB), Martina Kreuzer (Transart) und Daniel Theuring (VBB) bei der Pressekonferenz am heutigen Donnerstag. Foto: SALTO
  • Kinder & Jugend

    Zu sehen sein wird auch die Wiederaufnahme von Titus ( Theaterstück ab 11 Jahren). „Sensibel, nachdenklich und witzig blickt Jan Sobrie in seinem Theaterstück auf die Nöte, Träume und Glücksmomente eines Jungen, der unverblümt seine Gedanken mit uns teilt.“ Das Stück will Mut machen, die Einsamkeit und Leerstellen in bunten Farben auszumalen. „Wir sind damit im Studio und an vier Standorten in Südtirol zu sehen, zweimal im Vinschgau, in Gossensatz und in Kaltern“, ergänzte Rudolf Frey
    Im Dezember folgt Das Traumfresserchen von Michael Ende ein Theaterstück ab 6 Jahren, in welchem Ende „mit viel Poesie“ eine Geschichte über die Angst vor dem Einschlafen erzählt, über die Kraft der Träume und das Geheimnis eines Zauberspruchs. „Wir hatten letztes Jahr mit Ente, Tod und Tulpe bereits ein Bilderbuch auf dem Plan und auch dieses Jahr haben wir uns wieder für ein Bilderbuch entschieden“, meinte dazu Elisabeth Thaler.

  • Satire & Musical

    Das Jahr 2025 beginnen die VBB mit Die Guten von Rebekka Kricheldorf, wo exzessiver Hedonismus und patriarchale Strukturen entlarvt, verbannt und gecancelt werden, denn es ist nicht mehr cool, „Lastern zu frönen, sich gehen zu lassen und verwahrlost Todsünden zu begehen“, denn es geht vielmehr um Selbstoptimierung, Petitionen und Work-Life-Balance. Daniel Theuring meinte dazu abschließend, dass heutzutage sogar Justitia „Psychopharmaka nehmen muss, weil es einfach ganz schrecklich ist, was in der Politik so stattfindet.“  
    Im Februar ist hingegen Rent fest eingeplant. Das 1996 uraufgeführte Broadway-Musical von Jonathan Larson eroberte New York im Sturm und wurde schlagartig zu einem Welterfolg. Musik und Handlung sind von Puccinis Oper „La Bohème“ inspiriert. Die Musik und Songs, mit denen ein Großteil der Geschichte erzählt wird, zeichnen sich durch ihre zeitlosen Grunge-Rock Balladen aus. Regie führt Hausherr Rudolf Frey. Dazu wurde eine Ausschreibung gemacht mit über 600 Bewerbungen von Sängerinnen und Sängern. Es gab sogar drei Castingrunden (Bozen, Wien, Hamburg). 

  • Programmvorstellung: Rudolf Frey (VBB), Elisabeth Thaler (VBB) und Daniel Theuring (VBB) legten einiges vor. Foto: SALTO
  • Amygdala & Harvey

    Im März ist erneut ein Stück der in Sterzing aufgewachsenen Regisseurin und Autorin Anna Gschnitzer zu sehen. Nach einem Fahrradunfall liegt Gschnitzers Hauptprotagonistin (Barbara Romaner) bewusstlos auf der Straße, wird von ihrer Amygdala entführt und vergisst ihr Muttersein, die Kinder, den Mann, den Kredit für die Immobilie, die gläserne Decke. Der Monolog von Anna Gschnitzer, die bereits mit dem Auftragswerk „Fanes“, für die Vereinigten Bühnen Bozen einen großen Erfolg einfahren konnte, zeigt eine Frau, deren Leben am seidenen Faden hängt und die eine radikal neue Perspektive erprobt. Dafür hat Anna Gschnitzer einen ebenso wütenden, überforderten und drängend-rasanten Ton gefunden, den Barbara Romaner auf die Bühne bringen wird „die diesen Text liebt und die sich jetzt schon vorbereitet und darauf freut“, meinte Theuring
    Mit Mein Freund Harvey starten die VBB mit einer Komödie in den April 2025. Das in Vergessenheit geratene Stück feierte seine Premiere 1944, wurde zum großen Erfolg und sogar mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Die kärntner-slowenische Regisseurin Mira Stadler wird die Komödie für das Stadttheater Klagenfurt und die Vereinigten Bühnen Bozen auf die Bühne bringen.

  • Hund & Küche

    Eine Uraufführung zum jüngsten Romanerfolg von Sepp Mall findet am 3. Mai 2025 statt. Ein Hund kam in die Küche erzählt die Geschichte der Familie des 11-jährigen Ludi, die im Zuge der Option 1942 ins Deutsche Reich auswandern. Neben Ludi gibt es noch den körperlich und geistig beeinträchtigen jüngeren Bruder Hanno. Eines Tages wird der Familie in einem Brief mitgeteilt, ihr Sohn Hanno sei an einer Lungenentzündung gestorben. Doch stimmt das? Aus der Perspektive eines Kindes blickt Mall auf historische Ereignisse in Zeiten von Krieg und Nationalsozialismus. Dabei stehen Heimatsuche, das Abschiednehmen und das Finden von etwas Neuem im Zentrum der Geschichte. Malls Roman war 2023 auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.