Fast Fashion im Fadenkreuz

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Sonnenbrillen für unter 3 Euro, T-shirts für 8 Euro oder Sneaker für 15 Euro – auf Webseiten wie „Shein“ gibt es kein Kleidungsstück, das nicht zu unterdurchschnittlichen Preisen zu finden ist. Das Phänomen von „Fast Fashion“, also billig produzierte und schnell konsumierte Mode, hat sich in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil des globalen Textilmarkts entwickelt. Die Anbieter bringen im Wochentakt Tausende neue Artikel auf den Markt – meist ohne Rücksicht auf ökologische oder soziale Standards.
Fast Fashion steht damit sinnbildlich für ein Wirtschaftssystem, das auf maximale Geschwindigkeit und minimalen Preis setzt – und das nicht ohne Folgen für Mensch und Umwelt. Angesichts dieser Entwicklungen versuchen immer mehr Staaten, der Verantwortungslosigkeit in der Modeindustrie gesetzlich entgegenzuwirken.
„Wer es mit Nachhaltigkeit und fairem Handel ernst meint, darf bei Fast Fashion nicht länger wegsehen.“
Ein aktuelles Beispiel liefert Frankreich, das mit einem neuen Gesetz einen internationalen Präzedenzfall schafft. Ziel ist es, umweltschädliche Modepraktiken von Plattformen wie „Shein“ oder „Temu“ einzuschränken und nachhaltige Alternativen zu fördern. Kern des Gesetzes ist eine Umweltabgabe auf besonders billig produzierte Kleidung: Ab 2025 sollen für jedes betroffene Kleidungsstück 5 Euro fällig werden – mit einer schrittweisen Erhöhung auf bis zu 10 Euro im Jahr 2030. Gleichzeitig wird Werbung für solche Ultra-Fast-Fashion-Produkte verboten, auch Influencer dürfen sie nicht mehr bewerben. Unternehmen, die dagegen verstoßen, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen. Ein verpflichtendes Umweltlabel („Eco-Score“) soll zudem die Transparenz für Verbraucher erhöhen. Die Einnahmen aus der Abgabe sollen gezielt in die Förderung nachhaltiger Mode und Reparaturangebote fließen. Das Gesetz wurde bereits von der Nationalversammlung und dem Senat Frankreichs verabschiedet beziehungsweise gebilligt. Aufgrund einiger fehlender Schritte ist das Gesetz derzeit noch nicht rechtskräftig, könnte jedoch noch in diesem Jahr zum Abschluss kommen.
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Vorbild für Europa?
Mit dem Gesetz übernimmt Frankreich eine Vorreiterrolle in Europa und setzt ein klares Zeichen gegen den Massenkonsum in der Modeindustrie. Der Südtiroler Wirtschaftsverband hds begrüßt diesen Vorstoß ausdrücklich – und sieht darin ein mögliches Modell für Italien und andere EU-Staaten. „Es braucht eine rasche politische Reaktion auf die anhaltende Fast-Fashion-Welle, die den stationären Textilhandel in Europa zunehmend unter Druck setzt“, betonen hds-Präsident Philipp Moser und der Präsident der Fachgruppe Fashion im hds, Markus Rabanser, unisono in einer Mitteilung an die Medien.
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Ungleicher Wettbewerb
Auch hierzulande wird die Kritik an unfairen Marktbedingungen immer lauter. „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass europäische Textil- und Schuhunternehmen strengen Umwelt-, Sozial- und Transparenzauflagen unterliegen, während internationale Onlineanbieter unter Umgehung dieser Standards massive Wettbewerbsvorteile erzielen“, unterstreichen Moser und Rabanser. Die Folge: Immer mehr mittelständische Modehändler in Europa würden aufgeben, beziehungsweise Opfer eines ungleichen Wettbewerbs werden, der durch fehlende Regulierungen auf nationaler und EU-Ebene befeuert werde.
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Zollfreigrenze soll abgeschafft werden
„Konkret fordern wir gemeinsam mit anderen europäischen Handelsverbänden die Abschaffung der Zollfreigrenze für Warensendungen aus Drittstaaten, die Einführung einer verpflichtenden Bearbeitungsgebühr für jede Sendung beim Zoll sowie eine verpflichtende Anmeldung aller Importe – unabhängig vom Warenwert – über das EU-System „Import-One-Stop-Shop“ (IOSS)“, so Moser und Rabanser weiter. Dieses elektronische Portal dient als Anlaufstelle für die Einfuhr von Waren aus Drittländern in die EU. Nur so ließen sich faire Wettbewerbsbedingungen wiederherstellen. Sollte die EU bei der Umsetzung zögern, sei auch ein nationales Gesetz nach französischem Vorbild in Italien zu prüfen.
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Appell an die Politik
Der hds appelliert an die Politik in Rom und Brüssel, zu handeln. „Wer es mit Nachhaltigkeit und fairem Handel ernst meint, darf bei Fast Fashion nicht länger wegsehen“, heißt es aus dem Wirtschaftsverband. Zum Schutz der Umwelt, der Verbraucher sowie der heimischen Modewirtschaft sei jetzt ein starkes politisches Signal notwendig.
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Wie viele gibt es denn davon? Die gesamte Modebranche lässt in Fernost produzieren. Und unsere hds-Heinis reden groß von Nachhaltigkeit. War da nicht einmal ein Bozner Laubenkaufmann, der auf dem Weihnachtsmarkt Ware aus China angeboten hat? Lächerlich dieser hds.
Nur Was zu teuren Preisen in…
Nur Was zu teuren Preisen in den Geschäften Südtirols verkauft wird hat laut den beiden Herren Substanz und Qualität. Die Schneider in Südtirol fertigen sowieso nur auf Nachfrage. Wieviele Schneidereien oder Schuster gibt es bei Uns überhaupt?