Società | Tag der Autonomie

Südtirol zieht den Hut

Die Autorin Francesca Melandri, der Diplomat Helmut Tichy und FUEN-Ehrenpräsident Hans Heinrich Hansen bekommen am 5. September den Großen Verdienstorden verliehen.
Palais Widmann
Foto: LPA/ohn

Francesca Melandri, Helmut Tichy und Hans Heinrich Hansen.
Das sind die Namen jener Personen, die am 5. September den Großen Verdienstorden verliehen bekommen.
Es ist dies die höchste Auszeichnung des Landes Südtirol, die jeweils am 5. September, dem Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Vertrages, von der Landesregierung verliehen wird. Mit dem Großen Verdienstorden werden Persönlichkeiten geehrt, die die Geschicke Südtirols – von außen – maßgeblich mitgestaltet haben. Die Zahl der lebenden Träger des Großen Verdienstordens ist auf hundert beschränkt, erstmals verliehen wurde er 2008 – unter anderem an Giulio Andreotti, Otto Habsburg und Alois Mock –, weitere Verleihungen fanden 2010, 2012 und 2013 statt.

Fünf Jahre später reihen sich nun die römische Autorin Francesca Melandri, der österreichische Diplomat Helmut Tichy und FUEN-Ehrenpräsident Hans Heinrich Hansen in die Liste der Träger des Großen Verdienstordens ein. Die Beweggründe für die Ehrung der drei Persönlichkeiten wurden nun, wenige Tage vor der offiziellen Zeremonie, bekannt gegeben.

 

Francesca Melandri (geboren 1964 in Rom) ist eine italienische Autorin mit besonderem Bezug zu Südtirol. 2010 veröffentlicht Melandri ihren ersten Roman “Eva dorme” (“Eva schläft”), den sie im Südtirol der 1960er und 1970er Jahre ansiedelt. Die Geschichte Südtirols in Romanform erzählend, hat Melandri nicht nur einen besonders tiefsinnigen Zugang zu deren Auseinandersetzung und Aufarbeitung, sondern auch neuen Interpretationsspielraum für die Gegenwart und die Zukunft Südtirols geschaffen. Melandri, die seit 15 Jahren viel Zeit in Südtirol verbringt, legt in ihrem Roman eine tiefe Kenntnis der Südtiroler Realität an den Tag und nutzt ihre Beobachterrolle, um zugleich einfühlsam und kritisch besonders schwierige Jahre Südtirols zu beleuchten. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in einem komplexen Gesellschaftssystem und trägt zum besseren Verständnis Südtirols weit über die Grenzen hinaus bei.

 

 

Helmut Tichy (Jahrgang 1958) ist österreichischer Staatsbürger und einer der ranghöchsten Diplomaten der Republik. Er ist seit 1983 im diplomatischen Dienst im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten (heute Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres) tätig. Als Leiter des Völkerrechtsbüros ist er stets die erste Ansprechperson auf Beamtenebene, wenn es um die Lösung völkerrechtlicher Fragen betreffend Südtirol geht. Wann immer Südtirol um rechtliche Unterstützung ersuchte, war Botschafter Tichy zur Stelle. Helmut Tichy ist mit seinen umfassenden Fachkenntnissen im Völkerrecht und zusätzlich auch im Europarecht ein unverzichtbarer Berater und rechtspolitisch gewichtiger Unterstützer des Landes Südtirol. Dank seines Einsatzes konnten für Südtirols Autonomie wichtige Weichen gestellt werden.

 

 

Hans Heinrich Hansen (Jahrgang 1938) wohnt in Ekensund (Dänemark) und ist Angehöriger der deutschen Minderheit in Dänemark. Beruflich war er Tierarzt. Als langjähriger Vizepräsident (1994-2007) und Vorsitzender (2007-2016) der FUEN (Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen und Nationalitäten), galt Hansens überzeugter und überzeugender Einsatz Europa, sein Auftrag sind die Minderheiten und Volksgruppen. Das, was Südtirol aber ganz besonders mit Hans Heinrich Hansen verbindet, ist die Minority Safepack Initiative (MSPI), die europäische Bürgerinitiative für mehr Minderheitenrechte in Europa: eine Initiative, die 2018 nach erfolgreichem Abschluss gefeiert wurde und zu der Hans Heinrich Hansen einen entscheidenden Beitrag geleistet hatte. Es war Hansen, der diese Initiative als FUEN-Präsident und als Vorsitzender der MSPI auf den Weg und damit Europa in die Verantwortung für Minderheiten brachte.