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Um die Ecke gedacht

Kreisläufe und Gemeinschaft stärken: Das haben die von Raiffeisen und Plattform Land prämierten Projekte auf ihre Weise geschafft – in Mals, Bruneck und im Eggental.
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Foto: Raiffeisenverband Südtirol
Gestern (30. März) hat auf der Haselburg in Bozen die Prämierung der Siegerprojekte des Innovationswettbewerbs „Gemeinsam für unsere Zukunft“ stattgefunden. Der von den Südtiroler Raiffeisenkassen und der Plattform Land erstmals organisierte Wettbewerb mit einem Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro soll das Engagement für die Stärkung des ländlichen und urbanen Raums in Südtirol würdigen.
Es ist höchste Zeit, dass solche Projekte in unserer Gesellschaft anerkannt werden.

Hochwertige Arbeitsplätze

 
Die drei Siegerprojekte werden diesem Anspruch mehr als gerecht: Der erste Preis zu 15.000 Euro geht an das Bistro Vinterra in Mals. Die 2014 gegründete Sozialgenossenschaft schafft im Obervinschgau Arbeitsplätze für Menschen aus Randgruppen: „Rund die Hälfte unserer Mitarbeiter*innen sind sozial benachteiligt, mit unserer Genossenschaft bieten wir ihnen vielfältige Arbeitsmöglichkeiten“, erklärt Martina Hellrigl, Gründungsmitglied und Vorsitzende der Sozialgenossenschaft Vinterra. Die Genossenschaft baut auf über vier Hektar Land biologisches Gemüse an und verarbeitet ihre Produkte im 2019 eröffneten Bistro weiter.
 
 
Nun den ersten Preis des Innovationswettbewerbs zu erhalten, ist für die Menschen hinter Vinterra eine große Freude: „Es ist höchste Zeit, dass solche Projekte in unserer Gesellschaft anerkannt werden. Viele Menschen sind an nachhaltigen und innovativen Projekten interessiert und auch die Raiffeisenkassen sowie die Plattform Land haben sich auf die Suche nach genau solchen Projekten gemacht“, sagt Hellrigl.
Die Gründung der Sozialgenossenschaft Vinterra fiel vor mittlerweile fast zehn Jahren mit der Umfrage zu einer pestizidfreien Gemeinde in Mals zusammen, das sei laut der Vorsitzenden kein Zufall: „Unter den besten fünf Projekten des Wettbewerbs sind drei aus dem Obervinschgau. Viele Menschen haben sich in der Zeit des Pestizid-Streits nicht nur auf das Reden konzentriert, sondern auch auf das Tun. Sie haben versucht, das umzusetzen, was sie sich für unsere Region gewünscht haben.“ Mit dem Preisgeld will Vinterra nun eine Photovoltaik-Anlage installieren, das war für die Fachjury auch ein Grund, ihr Projekt als Gewinner zu küren.
 

 

Ein Garten für alle

 
Das Projekt, das mit einem Preisgeld von 10.000 Euro den zweiten Platz im Wettbewerb „Gemeinsam für unsere Zukunft“ erhalten hat, heißt Umwelt.Klima.Garten. Es wurde von der Stadtgemeinde Bruneck eingereicht und steht für einen Garten im Außenbezirk St. Georgen, der unter Einbindung von Kindern und Jugendlichen konzipiert wurde. „Die Idee war, in der Gestaltung dieser 2.500 Quadratmeter großen Fläche im Dorfzentrum von St. Georgen der Zukunft von morgen Sprache und Stimme zu verleihen“, erklärt der Brunecker Gemeinderat Lukas Neumair.
 
 
Beim Partizipationsprozess mit der jungen Generation kam heraus, dass sie die Natur in den Mittelpunkt stellen wollen. „Der Garten befindet sich zwischen Schule, Kindergarten, Kita und dem Haus der Vereine, so können ihn viele Generationen nutzen“, sagt Neumair. Durch den Bodenaufbau des Gartens werden die Erfordernisse des Klimawandels berücksichtigt, außerdem wurde Wert auf eine hohe Biodiversität gelegt. „Das Regenwasser, das auf das Dach der naheliegenden Turnhalle fällt, wird in den Garten abgeleitet und dort unterirdisch aufgefangen, um es für Trockenzeiten zu speichern.“ Gleichzeitig dient der Bodenaufbau mit Schotter und Feinmaterial wie Sand und Aktivkohle auch als Hochwasserschutz, da bei starkem Niederschlag große Mengen Wasser aufgenommen werden können.
 

 

Vom Acker auf den Teller

 
Das drittplatzierte Projekt mit einem Preisgeld von 5.000 Euro befindet sich im Eggental und ist ein Zusammenschluss von elf landwirtschaftlichen Betrieben und knapp 30 Gaststätten der drei Gemeinden Welschnofen, Deutschnofen und Karneid. Das vom Tourismusverein Eggental eingereichte Projekt hat zum Ziel, die regionalen Kreisläufe zu stärken, die Belastung für die Umwelt zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. „Jede*r redet von der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus und wir haben versucht das umzusetzen“, erklärt Stefanie Völser, die bei der Eggental Tourismus Genossenschaft unter anderem für Nachhaltigkeit zuständig ist.
 
 
Dabei lautet das Motto des vor einem Jahr gestarteten Projekts: „Was im Eggental wächst, bleibt im Eggental.“ Zwar können die Bauernhöfe derzeit nicht den gesamten Bedarf der Gastbetriebe abdecken, aber es gilt das Prinzip, erst beim Bauer oder der Bäuerin zu bestellen und den Rest dann zuzukaufen. „So kann der landwirtschaftliche Betrieb seine Produkte zu einem fairen Preis verkaufen, der im Voraus festgelegt wird“, erklärt Völser. Die Kommunikation zwischen Lieferanten und Gastbetrieben erfolgt über WhatsApp.
 

 

Hintergrund

 
Beim Ideenwettbewerb der Raiffeisenkassen und der Plattform Land wurden insgesamt 51 Projekte eingereicht, 15 davon von Genossenschaften. Das sieht Raiffeisen als Zeichen dafür, „dass Genossenschaften zu den treibenden innovativen Kräften im Land zählen“.
Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol betont: „Die Entscheidung über die Siegerauswahl war nicht einfach, denn es waren viele interessante und innovative Projekte dabei. Daran kann man einmal mehr sehen, dass wir in Südtirol ein großes Potential an engagierten und kreativen Menschen und Unternehmen haben, welche zu einem lebenswerten Südtirol beitragen.“ Dem pflichtet der Geschäftsführer der Plattform Land, Ulrich Höllrigl bei: „Wir sind erfreut, dass der Wettbewerb ein so großes Echo erfahren hat. Die Förderung und das Sichtbarmachen von innovativen Ideen tragen auch zukünftig zu einem lebendigen ländlichen Raum bei.“