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“Ich trage Frauenschuhe”

Die Laaser Bürgermeisterin Verena Tröger spricht darüber, wohin sich Laas entwickeln könnte, welche Baustellen sie angehen möchte – und die Fußstapfen ihres Vorgängers.
Verena Tröger
Foto: vinschgerwind

Verena Tröger ist seit Herbst 2020 Bürgermeisterin von Laas. Zuvor war sie mehr als 17 Jahre lang Referentin. Tröger sagt, dass man als Referentin – wenn’s brenzlig wurde – zu den Leuten sagen konnte, geht's zum Bürgermeister. Das geht jetzt nicht mehr. Tröger spricht darüber, wohin sich Laas entwickeln könnte, welche Baustellen sie angehen möchte und dass die großen Fußstapfen ihres Vorgängers machbar sind.

Vinschgerwind: Frau Bürgermeisterin, nach mehr als 17 Jahren als Gemeindereferentin haben Sie sich entschieden, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren und sind seit Herbst 2020 Bürgermeisterin von Laas. Ihre Vision: Wohin soll sich die Gemeinde Laas entwickeln?

Verena Tröger: Die Gemeinde Laas hat ein besonderes Flair und eine besondere Ausstrahlung. Es gibt Vieles, das gut funktioniert. Es gibt auch einige Sachen, bei denen es sich lohnt, etwas genauer hinzuschauen. Wir haben im kulturellen Bereich viele Stärken, die Landwirtschaft ist sehr gut aufgestellt, wir haben einen wunderbaren Sonnenberg, wir haben aktive Kaufleute im Dorf. Aber wir haben auch einige Baustellen. Zum Beispiel die Leerstände. Die möchten wir in nächster Zeit erheben und wir sind dabei, ein Konzept auszuarbeiten, wie man Leerstände auch in kleinem touristischem Rahmen nutzen könnte. Wir denken da an Leute, die die Ruhe, die Ausstrahlung und den kulturellen Rahmen schätzen und sich wohlfühlen können.

Sind Leerstände im Ort Laas zu finden, oder betrifft dieses Thema auch Eyrs und Tschengls.

Leerstände finden sich in allen Fraktionen. Natürlich gibt es im Ort Laas und in Eyrs mehr davon. Man wird sehen, wie sich das entwickelt.

Laas ist auch Bauerndorf. Mit der ALPE und der OVEG gibt es zwei Genossenschaften. Ihr Vorgänger war Bauer. Sie sind mehr im Kulturellen beheimatet. Wie regiert es sich unter Bauern?

(lacht) Laas ist ein Bauern- und ein Arbeiterdorf. Ich finde, dass man da einen Mittelweg finden muss, dass ein gemeinsamer Weg notwendig ist, um weiterzukommen. Dies hat mein Vorgänger Andreas Tappeiner, der aus dem Bauernstand kommt, gut gemeistert. Ich bin Lehrerin und im kulturellen Bereich tätig. Natürlich sind mir kulturelle Anliegen wichtig und darauf werde ich auch mein Augenmerk legen. Aber ein Miteinander ist das Wichtigste.

Haben Sie das Gefühl, eine starke Opposition im Gemeinderat gebändigt zu haben?

Gebändigt? Ich finde eine Opposition sehr wichtig. Wenn Inputs und Vorschläge Kopf und Fuß haben, dann bin ich für solche Vorschläge offen. Eine konstruktive Opposition tut gut. Man wird kritisch begleitet und auch gefordert. Durch konstruktive Anregungen kann sich auch das Blickfeld weiten, darin sehe ich eine Chance.

Die Fußstapfen meines Vorgängers Andreas Tappeiner waren anders

Der Wunsch der Lasa Marmo ist es, an der Jennwand Probebohrungen durchführen zu können, mit dem Ziel, die Jennwand mit einer Straße und neue Brüche zu erschließen. Welche Rolle spielt die Gemeinde Laas beim Marmorabbau und bei den Genehmigunswegen?

Eigentümerin der Marmorbrüche ist die Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte. Wir als Gemeinde spielen hier eine untergeordnete Rolle. Es finden derzeit intensive Gespräche statt, bei denen sowohl die zuständige Gemeindereferentin Elfi Kirmair als auch ich mit dabei sind. Wir nehmen da eher die Rolle der Vermittlerinnen ein und sind bestrebt, vor allem beim Abbau und beim Abtransport die Interessen der Laaser Bevölkerung zu wahren: landschaftsschonend - umweltbewusst und einer verkehrsberuhigenden Wirkung auf Schmidgasse – Schießsstandstraße und Kugelgasse. Unser Augenmerk liegt darin, die Rahmenbedingungen in einem Gesamtkonzept zusammen mit der Eigenverwaltung so zu verschriftlichen, dass wir als Laaser auf den Marmor stolz sind und durch das Unternehmen Lasa auch für Kultur und Soziales ein Mehrwert entsteht. Sobald dieses Gesamtkonzept steht, werden wir es der Bevölkerung vorstellen.

Liegen der Gemeinde Laas Ansuchen vor, Probebohrungen machen oder eine Straße errichten zu können?

Die Genehmigungswege gehen über die Autonome Provinz und über den Nationalpark. Uns liegt kein Ansuchen vor. Es hat jedoch kürzlich eine Begehung vor Ort gegeben: Es laufen diesbezüglich Erstgespräche, Konkretes liegt nichts vor.

Ist es für Sie ein Widerspruch, dass im Dorf Laas vieles für den lokalen Handel getan wird und in Eyrs ein Handelszentrum entstehen wird?

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich bin eine Verfechterin unserer kleinen Geschäfte. Ich kaufe selbst das Meiste vor Ort ein. Wir haben eine rührige Kaufleutemannschaft. Wir haben schöne Geschäfte. Ich finde die Nahversorgung vor Ort wichtig. Für das Handelszentrum in Eyrs sind die Weichen gesetzt worden. Von der Vorgängerverwaltung sind klare Richtlinien vorgegeben worden und wir müssen auf Einhaltung dieser pochen.

Wir wollen ein Gesamtkonzept so verschriftlichen, dass wir als Laaser auf den Marmor stolz sind und durch das Unternehmen Lasa auch für Kultur und Soziales ein Mehrwert entsteht

Zu Ihrer kulturellen Ader: Wird es demnächst ein neues Kulturhaus in Laas geben?

Das Thema Kulturhaus schwirrt seit Langem in den Köpfen. Der Tausch Apotheke-Alberhaus geht demnächst über die Bühne. Wir haben viele Vereine und ein Kulturhaus bzw. ein größerer Saal fehlt. Es geht in Richtung Kulturhaus.

Kann man davon ausgehen, dass am Ende der Legislaturperiode Standort, Konzept und Planung stehen werden?

Der Standort und das Konzept werden hoffentlich feststehen. Die Planung wird sich daraus ergeben.

Bleiben wir bei der Kultur. In der Bezirksgemeinschaft Vinschgau sind Sie neben anderen Bereichen für die Kultur zuständig. Haben Sie eine Vorstellung, wie Kultur bezirksweit bzw. gemeindeübergreifend organisiert werden kann?

Meine Vorstellung ist noch nicht ausgereift. Aber einiges schwebt mir vor. Es passiert in unseren Dörfern und Gemeinden sehr viel und oft überschneiden sich größere Veranstaltungen. Ich finde es wichtig, dass einzelne Veranstaltungen breiter, also auch gemeindeübergreifend, aufgestellt sein können. Ich sehe das etwa beim Franz-Tumler-Literturpreis. Je breiter eine solche Veranstaltung aufgestellt ist, umso mehr Gewicht, umso mehr Wertschätzung in der Bevölkerung hat sie. Mit Schloss Goldrain sind wir in Gesprächen. Gemeinsam wollen wir ein Konzept ausarbeiten. Es laufen also Gespräche über kulturelle Konzepte und über finanzielle Absicherungen.

Natürlich sind mir kulturelle Anliegen wichtig und darauf werde ich auch mein Augenmerk legen

Sie sind im Bezirk auch für die Eisenbahn zuständig. Die Bezirksgemeinschaft verhält sich sehr passiv, was mögliche Eisenbahnverbindungen ins Engadin oder über den Reschen anbelangt.

Die Bezirksgemeinschaft verhält sich bedeckt. Es hat kürzlich Treffen und Gespräche zwischen der Tauferer Bürgermeisterin Roselinde Gunsch und dem Malser Bürgermeister Josef Thurner und der Initiative in der Schweiz und auch Gespräche mit der Initiative Pro Reschenbahn gegeben.

Warten Sie als zuständige Bezirksreferentin auf den richtigen Moment, in dem Sie sich einklinken können?

(lacht) Ich muss mich schon erst vortasten und informieren. Ich muss da erst hineinwachsen.

 

Erlauben Sie uns an die Eingangsfrage anzuknüpfen. Nach mehr als 17 Jahren Referentin und nun als Bürgermeisterin. Wie groß ist diese Veränderung?

Zu Beginn war das unwirklich und man muss in die Rolle hineinwachsen. Die Menschen sprechen einen im Laufe der Zeit anders an – eben als Bürgermeisterin und somit als Entscheidungsträgerin.

Ist die Tonlage rauer geworden?

Nein, das nicht. Ich spüre immer eine bestimmte Wertschätzung.

Ihre Einschätzung: Sind die Fußstapfen Ihres Vorgängers sehr groß?

Ich würde eher sagen, die Fußstapfen meines Vorgängers waren anders. Andreas Tappeiner war 17 Jahre lang Bürgermeister, hat viel bewegt, auch in unterschiedlichen Bereichen. Als Bezirkspräsident war er auch in anderen Bereichen aktiv und bekannt. Er trug Männerschuhe, ich trage Frauenschuhe.