Società | Best of 2014

Wie es Euch gefällt

Was kam im abgelaufenen Jahr besonders gut auf salto.bz an? Ein gefälliger Jahresrückblick 2014.

Wir sagen es uns regelmäßig wie ein Mantra vor: Klicks sind nicht alles. Immerhin gibt es genügend Stücke, die zwar nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten, aber dennoch geschrieben gehören. Zu Jahresende darf die Quantität jedoch noch einmal ungeniert in den Vordergrund rücken - bei einem Streifzug durch die 50 meistgeklickten Stücke des Jahres.

Konkrete Zahlen nennen wir keine – zumindest solange in Südtirols Medienlandschaft weiterhin Konkurrenz statt Kooperation die Oberhand hat.  Sicher ist jedoch: Wenige Stücke ziehen so gut, wie jene über den größten Konkurrenten der meisten Südtiroler Medien. Und so findet sich das Medienhaus Athesia mit gleich mehreren Geschichten auf der Bestseller-Liste des Jahres 2014. Allen voran mit einem Kommentar unseres Autors Christoph Franceschini. „Schweigen ist Gold“ ist die Kritik an der Berichterstattung über den brutalen Überall in Meran im vergangenen September betitelt. Dabei wurde in den Dolomiten fast eine Woche lange verschwiegen, dass der Hauptverdächtige des Übergriffs ein Südtiroler statt ein anfänglich vorgeführter Kosovare war. Auf reges Interesse stieß im Zuge des Rentenskandals auch ein Bericht über die (schein)heilige Familie Ebner, die über ihr Medium in Sachen Politikerrenten den Volkszorn schürte, doch selber gleich drei Politpensionen kassiert.  Fast ebenso begehrt: Das Erstaunen von Mals Bürgermeister Ulrich Veith über die wiederholten Versuche der Athesia, das Ani-Pestizid-Referendum für null und nicht zu erklären, oder die unglaubliche Geschichte über die Zensur in einer Todesanzeige des  im Frühjahr verstorbenen Wirtschaftsberaters Rudolf Rimbl.

Absolute Nummer Eins des Jahres 2014 war jedoch keine Geschichte. Die wurden allesamt von den unglaublichen Luftaufnahmen überholt, die das Trio von Tareom im vergangenen Jänner vom Steinschlag in Tramin gemacht hat.  Die Bilder vom gewaltigen Felsbrocken, der sich nur wenige Meter vor dem Freisingerhof einbremste, gingen um die ganze Welt. Und zeigten uns einmal mehr, welchen Sog Informationen im Internet entwickeln können, wenn sie über Soziale Netwerke geteilt werden. Ein Phänomen, das auch zum Erfolg ganz unterschiedlicher anderer Beiträge beigetragen haben dürfte: L'Italia vista dagli stranieri, einer interaktiven Landkarte, die Italiens Regionen größenmäßig nach ihrem Tourismusaufkommen  darstellt;  dem Angriff Bruno Vespas auf Südtirol im vergangenen Jänner und die darauf folgende Solidaritätswelle über Facebook. Oder auch ein Interview mit der 18-jährigen Pia Tscholl, die eine Online-Petition für die Erhaltung der Geburtenstationen von Sterzing, Innichen und Schlanders startete.

"In Südtirol wird viel vertuscht"

Auf vollen Anklang gestoßen sind auch einige weitere Stücke über eine Generation, die zumindest für traditionelle Medien als schwer erreichbar gilt.  So das Interview mit einem 19-Jährigen, der Einblicke in Südtirols Neonazi-Szene gibt und erklärt: „In Südtirol wird viel vertuscht“. Vielgelesen war im vergangenen Sommer auch die Berichterstattung unserer – ebenfalls jungen - Lisa Maria Gasser über das Festival Miracle Hill. Absolute Nummer Eins ihrer Stücke über das beliebte Musik-Event, dem in letzter Sekunde die Genehmigung für eine Abhaltung in Völs entzogen worden war: Vom "Miracle" zum Albtraum?, ein Stück, in dem der Völser Bürgermeister Othmar Stampfer seine Gründe für die Absage erklärt.

Sichere Erfolge waren auch im vergangenen Jahr „Big Names“ – insbesondere in pikanten wie interessanten Zusammenhängen. Paradebeispiel für ersteres bleibt nach wie vor Hans Kammerlander und der von ihm verursachte tödliche  Verkehrsunfall im November 2013. Hans Kammerlander trägt die Unfallschuld, ein Bericht vom Juli über den Abschluss der Ermittlungen gegen den Extrembergsteiger, blieb das gesamte zweite Halbjahr ein Dauerbrenner. Interessant dagegen der Aspekt, an den zum allseits gefeierten Siebziger eines noch weit bekannteren Extrembergsteigers auf salto.bz erinnert wurde. Die schweren Attacken, die Reinhold Messner vor 30 Jahren als vermeintlicher Heimatverräter über sich ergehen lassen musste, als er einen ersten und wichtigen Impuls zur Aufarbeitung der Option gab. Publikumsträchtig auch die Kombination von Hans Peter Munter, Marie Måwe und dem SVP-Wahlkampf in Munters Pin-up Girl  oder ein Sager von Leitner-Chef Michl Seeber nach dem Referendum in Brixen: „Dann bauen wir eben in Mexiko City“.

Luis Durnwalder und der Rentenskandal

Ein bekannter Name führt neben jenem über die Familie Ebner auch die Berichte über das tiefgreifendeste politische Ereignis des Jahres 2014 an: Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalders Worte haben immer noch Gewicht – ob er erklärt, unter welchen Bedingungen er seine Politrente teilen würde oder warum er  Rekurs gegen die Rentenreform seiner Nachfolger einlegt.  Unter die 50 meistgelesenen Artikel schafften es zum Rentenskandal darüber hinaus nur der Song zum Rentenskandal der Pusterer Michael Leitner und Markus Huber sowie ein offener wie provokanter Brief von Brunecks Theatermacher Klaus Gasperi an Sabina Kasslatter Mur.

Großer Beliebtheit auf salto.bz erfreute sich last but not least auch der Südtiroler Bauernstand – oder besser seine (gesetzlich legitimierten) schwarzen Schafe: Ob in Form eines 55-jährigen Jungbauern oder der fotografischen Veranschaulichung, welche Auswüchse die Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Regelung nehmen kann.  

Nein, Klicks sind nicht alles. Doch wie auch dieser Jahresrückblick zeigt, muss Quantität keineswegs im Widerspruch zu Qualität stehen.  Ganz im Gegenteil: Wie es Euch gefällt, das ist in vielen Fällen auch, was uns selbst beim Schreiben Freude macht. In diesem Sinne: Ein Prosit auf alle salto-LeserInnen und ihre Vorlieben - und auf ein spannendes weiteres gemeinsames Jahr.