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Gesellschaft | Prävention

Ein Rezept gegen die niedrige Impfquote

Südtirol hat im Vergleich zu seinen Nachbarn im Süden und Norden niedrige Impfquoten. Woran kann das liegen?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Impfung
Foto: (c) unsplash
  • Bereits seit Jahren wird immer wieder berichtet, dass wir in Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen in Italien, Österreich und Deutschland verhältnismäßig niedrige Impfquoten haben. Als Gründe dafür werden teilweise kuriose Aspekte herangezogen, vom haspinger'schen Hass gegen die bayrische Aufklärung, der uns angeblich seit Generationen anhaftet bis hin zum pseudonaturverbundenen Südtiroler, der zwar fleißig Pestizide verwendet, aber gleichzeitig die Segnungen der modernen Pharmaindustrie als widernatürlich ablehnt.

    Meine Erklärung ist viel einfacher: Südtirol hat im Vergleich zu anderen Regionen ein recht kompliziertes Impfsystem. In Österreich werden die Kinder einfach ganz normal im Rahmen der kinderärztlichen Untersuchungen geimpft und die Erwachsenen können sich die laut Impfplan vorgesehenen Impfungen jederzeit niederschwellig bei ihrem Hausarzt machen lassen - meist sogar ohne Termin und ohne Bürokratie.

    Impfen ist eine präventive Maßnahme. Prävention funktioniert nur, wenn sie niederschwellig angeboten wird. Die Notwendigkeit einen Termin bei einem "Dienst" des Sanitätsbetriebs auszumachen mag zumutbar sein, es ginge aber noch niederschwelliger- wie ein Blick nach Österreich zeigt.

    Allerdings ist auch nördlich des Brenners nicht alles optimal: In Österreich werden Impfungen zwar niederschwellig durch Hausärzte angeboten, allerdings müssen Erwachsene die meisten Impfstoffe selbst bezahlen, was meist einen Betrag zwischen 30 und 80€ ausmacht.

    Die Erfahrung zeigt aber, dass viele Patienten bereit sind, solche Beträge zu zahlen, wenn der Arzt die Impfung klar empfiehlt und die Impfung direkt am selben Tag erfolgen kann.

    Wir Südtiroler müssen nicht das Rad neu erfinden - manchmal würde es reichen, über unsere Landesgrenzen hinweg zu schauen. Daher schlage ich vor, das Impfen selbst wieder vermehrt an die Allgemeinmediziner auszulagern, sodass sich der Dienst für Hygiene stärker auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren kann, also das Angebot von Spezialimpfungen und die Planung und Durchführung von Informations- und Sensibilisierungskampagnen. Auf diese Weise könnte man das verlorengegangene Vertrauen meiner Erfahrung nach am ehesten zurückgewinnen.

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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Fr., 29.03.2024 - 13:48

Antwort auf von Wilhelm B.L

“Gutmensch”:
“Zur Strategie der Moralisierung:
Politische Machtfragen erhalten durch die Verwendung des Begriffes „Gutmensch“ eine moralisch polarisierende Form, die dazu geeignet ist, die Achtung vor dem politischen Gegner zu mindern und ihn zu diskreditieren. In der politischen Rhetorik gibt es Strategien, politische Fragen entweder auf der Sachebene oder auf einer moralischen Ebene zu verhandeln. Fremdzuschreibungen des politischen Gegners durch Stigmatisierungen wie „pc“ (für engl. political correctness) oder „Gutmensch“ moralisieren die Kommunikation. Damit ist die Position des politischen Gegners diskreditiert, und er ist gezwungen, sich auf die eine oder andere Seite zu stellen, wenn er sein Ansehen nicht (weiter) verlieren will. Besonders offensichtlich wird diese Strategie, wo es (tatsächliche oder auch nur behauptete) Tabus gibt. Die Kunst der Rhetorik besteht dabei darin, mit stigmatisierenden Begriffen wie „Gutmensch“ oder „Moralkeule“ den politischen Gegner in der Auseinandersetzung in Situationen zu bringen, in denen die Alternative lautet: „meine Ansicht oder die tabuisierte“. Diese Rhetorik erweist sich oft als sehr wirkungsvoll, da hier nur unter schwierigen Umständen über Sachfragen analytisch gesprochen werden kann. Auf diesen Zusammenhang verweist der Sprachwissenschaftler Clemens Knobloch (Universität Siegen)”.
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Wer diesen Begriff verwendet, moralisiert (selbst). Eigentor?
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im Zweifel ob Gutmensch oder Schlechtmensch - bin ich lieber Gutmensch.

Fr., 29.03.2024 - 13:48 Permalink
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Profil für Benutzer Wilhelm B.L
Wilhelm B.L Fr., 29.03.2024 - 14:41

Antwort auf von Peter Gasser

Wohl eine Binsenwahrheit, Die Frage, ob eine "kriegerische" Auseinander setzung moralisch gerechtfertigt ist, darf auch meiner Meinung nach nicht ausschliesslich an Hand der Hauefigkeit und Schwere von "Nebenwirkungen" beurteilt werden, sondern mit Blick auf die konkrete, aktuelle Angemessenheit

Fr., 29.03.2024 - 14:41 Permalink