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„Lasse ich mir nicht bieten“

Was haben die Freiheitlichen nach 100 Tagen Regierungszeit erreicht? Einen Überblick darüber gab heute Landesrätin Ulli Mair, die auch nicht an Kritik sparte.
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  • Gemeinsam mit der Freiheitlichen Parteispitze hat Landesrätin Ulli Mair heute (10. Mai) im Rahmen einer Pressekonferenz, die unter dem Motto „Wir reden nicht nur, wir handeln“ stand, ein erstes Resümee über ihre Regierungsbeteiligung gezogen. Wie Partei-Obmann Roland Stauder sichtlich stolz verkündete, könne man die ersten 100 Tage dabei durchaus als Erfolgsgeschichte sehen. Man habe einiges bereits auf den Weg gebracht und seinen Prinzipien treu, sich durchsetzen können. 

  • Landesrätin Ulli Mair: „Zu den kurzfristigen Vorhaben zählt unter anderem auch die Reduzierung der Wartezeiten bei der Wohnbauförderung.“ Foto: SALTO

    „Ich kann mich noch gut an die Verhandlungen erinnern und daran, dass es wir Freiheitliche waren, die einen zeitlichen Rahmen abgesteckt haben, innerhalb dessen konkrete Vorhaben umgesetzt werden müssen“, erklärte eingangs Landesrätin Ulli Mair. Die ersten 100 Tage seien eine sehr kurze Zeitspanne gewesen und hätten nicht ausgereicht, effektiv konkrete Vorhaben in Form von Beschlüssen umzusetzen. Während der ersten Phase sei es im Wesentlichen darum gegangen, ein kompetentes Mitarbeiter-Team aufzubauen, um eine solide Grundlage im Ressort zu schaffen. „Die Arbeit ist sehr umfangreich und mein Leben hat sich dadurch vollkommen geändert“, so Mair. So habe es in den letzten Wochen und Monaten einen regelrechten Gesprächs-Marathon in den Bereichen Wohnen, Sicherheit und Prävention gegeben. Es sei dabei in erster Linie darum gegangen, sich einen Überblick zu verschaffen und zu verstehen, wo die Hebel effektiv angesetzt werden müssten, um „kurzfristig, mittelfristig und langfristig die gesteckten Ziele zu erreichen“. Zum Teil sei dies bereits in Ausarbeitung wie beispielsweise der Wohnbau-Omnibus, mit welchem kurzfristig Lösungen geschaffen werden sollen. Mit den mittel- und langfristigen Vorhaben müsse man sich noch ausgiebig auseinandersetzen. „Zu den kurzfristigen Vorhaben zählt unter anderem auch die Reduzierung der Wartezeiten bei der Wohnbauförderung“, betonte Ulli Mair, die geharnischte Worte an die Landesverwaltung richtete. Diese müsse endlich verstehen, dass das Ressort des sozialen und geförderten Wohnbaues als strategisches Ressort wahrgenommen und dementsprechend betreut und ausgestattet werden müsse. 

     

    „Die Digitalisierung muss prioritär behandelt werden so wie dies auch beim Wirtschafts- oder Landwirtschaftslandesrat-Ressort bereits gehandhabt wurde.“

     

    „Die Digitalisierung muss prioritär behandelt werden so wie dies auch beim Wirtschafts- oder Landwirtschaftslandesrat-Ressort bereits gehandhabt wurde“, betonte die Wohnbau-Landesrätin. „Es ist ein Unding, dass wir in dieser sehr komplexen Materie, in der so viele Feinheiten berücksichtigt werden müssen, mit einem Misch-System arbeiten müssen, wo zum Teil schriftliche Unterlagen und völlig veraltete Programme verwendet werden. Das trägt nicht unbedingt dazu bei, dass Dinge schnell vorangehen. Mir reicht es, dass wir von Digitalisierung sprechen und dann jenen Bereichen, die auf der Agenda bei den Wählern und Wählerinnen ganz oben standen, keine Hilfestellung leisten. Hier muss die Digitalisierung vorangebracht werden – alles andere lasse ich mir nicht mehr bieten“, wurde Mair mehr los deutlich und mit einem Seitenhieb Richtung anderer Ressorts: „Ich kenne Beitragssysteme, gerade in der Landwirtschaft, die sehr schnell arbeiten – etwas Ähnliches stelle ich mir auch für das Ressort Wohnen vor.“ 

  • Ulli Mair: „Das, was sich gestern zugetragen hat – diese Methoden dürfen nicht geduldet werden.“ Foto: SALTO
  • Die Landesrätin kündigte zudem eine Durchführungsbestimmungen zum Bereich Wohnen mit Preisbindung an sowie eine Regelung zum Mieterschutz. Bei Letzterem kam Mair auf den Fall der Familie zu sprechen, die sich selbst in einer Meraner Wobi-Wohnung einquartiert hatte. Der Fall war gestern durch alle Medien gegangen, nachdem ein Räumungsbefehl von Seiten der Sicherheitskräfte vollstreckt werden sollte, die weiteren Glieder in der Kette – Gemeinde Meran und die Sozialdienste –, die für die weitere Unterbringung zuständig wären, sich aber nicht darauf vorbereitet hatten. Landesrätin Mair wurde denn auch mehr als deutlich, als sie erklärte, dass sie enttäuscht sei und sich das nicht bieten lasse. „Das, was sich gestern zugetragen hat – diese Methoden dürfen nicht geduldet werden“, so Mair, die damit die widerrechtliche Besetzung der Wohnung ansprach. Die einheimische Familie, die bereits vorher zigtausende Euro an Mitschulden bei einem privaten Mieter angehäuft hatte und in der Folge aus der Wohnung geflogen war, hatte sich illegal Zutritt zu einer leer stehenden Wohnung des Wobi verschafft und die Schlösser ausgetauscht. Wie Landesrätin Mair berichtete, seien die Wobi-Mitarbeiter in Meran im Anschluss regelmäßig vom Familienvater persönlich bedroht und gefrotzelt worden. Bereits im Oktober habe es einen Räumungsversuch gegeben, der jedoch aufgrund der Schwangerschaft der Frau verschoben worden war und gestern hätte durchgeführt werden sollen. „Die Behauptung des Bürgermeisters Dario Dal Medico, er habe von nichts gewusst, ist schlichtweg gelogen“, betonte Mair. Sie erwarte sich, dass man Manns genug sei, Verantwortung zu übernehmen. 

     

    „Die Behauptung des Bürgermeisters Dario dal Medico, er habe von nichts gewusst, ist schlichtweg gelogen.“
     

    Grundsätzlich zum Thema Sicherheit könne sie berichten, dass sie bei allen Ordnungskräften offene Ohren finde. Es habe bereits zahlreiche Gespräche gegeben, in denen die Sicherheitskräfte auch ihrerseits von Schwierigkeiten berichtet hätten wie beispielsweise das Wohnungsproblem. Nachdem das Heer über rund 2.000 leer stehende Wohnungen in Südtirol verfügt, wolle man auf dieser Schiene tätig werden, aber auch Wobi-Wohnungen könnten für das Ordnungspersonal zur Verfügung gestellt werden. Auch im Bereich Prävention gebe es eine enge Zusammenarbeit mit den Streetworkern, derzeit könne eine geplante Stelle jedoch nicht besetzt werden, da die rechtlichen Voraussetzungen dafür fehlen. Diese sollen mit dem Omnibus nachgeholt werden, der demnächst im Landtag behandelt wird. 

    „Die Stimmung in der Regierung ist eine gute“, berichtete Mair und erklärte, dass man auch mit der Opposition zusammenarbeiten wolle. So kündigte sie die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum Thema Wohnen an, in denen einige Oppositionsfraktionen eingebunden werden sollen. „Es ist das Beste für das Land, wenn wir einen breiten Konsens finden“, so Mair, die kein böses Wort über ihren ehemaligen Partei-Kollegen Andreas Leiter Reber verlor, der kurz nach der Regierungsbildung aus der Freiheitlichen Partei ausgetreten und die Freie Fraktion gegründet hatte. „Andreas Leiter Reber ist sehr wohl bereit, mitzuarbeiten und hat bisher sein Wort gehalten.“ 

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laurin B. Fr., 10.05.2024 - 13:38

Nachdem das Heer über 2.000 leer stehende Wohnungen verfügt, könnte es wohl auch eine davon der armen 5 köpfigen Familie abtreten, schließlich hat das Heer vor 100 Jahren nicht nur eine Wohnung sondern ganz Südtirol völkerrechtswidrig besetzt und besetzt es immer noch, fährt gratis Bus und Bahn ohne Südtirol- oder Doppeladlerpass. Abgesehen von den 2.000 leer stehenden Wohnungen, bauen wir weiterhin Wohnungen für das Heer, Sicherheitskräfte und alles wögliche, nur nicht für Südtiroler und das lassen wir uns auch immer noch bieten.

Fr., 10.05.2024 - 13:38 Permalink
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Dietmar Holzner Fr., 10.05.2024 - 13:54

Immer unter der Voraussetzung, das das alles so geschehen ist: Aber Leute, die ihre Miete nicht bezahlen und sich gewaltsam Zugriff zu einer fremden Wohnung verschaffen, wären jetzt nicht die ersten, denen ich eine Wohnung (im Besitz des Staates) zuweisen würde.

Fr., 10.05.2024 - 13:54 Permalink
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Peter Gasser Fr., 10.05.2024 - 15:11

Zitat: „Wir reden nicht nur, wir handeln“:
... sagen alle Politiker aller Richtungen gerne, es hört sich ja gut an, das auch:
“... wo die Hebel effektiv angesetzt werden müssten, um „kurzfristig, mittelfristig und langfristig die gesteckten Ziele zu erreichen“.

Standardsätze - die bei jedem gleich (einschläfernd) klingen.

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Zitat: „Das, was sich gestern zugetragen hat – diese Methoden dürfen nicht geduldet werden“:
warum “duldet” die Landesrätin, die jetzt in der Regierung (Exekutiv-Organ) ist, dann?
„Die Stimmung in der Regierung ist eine gute”, warum dann Un-Rechtes “dulden”?

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Man liest immer wieder von “können”, “sollen”, “müssen” - aber kaum von “wir haben”, “wir werden”.

Fr., 10.05.2024 - 15:11 Permalink
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opa1950 Fr., 10.05.2024 - 15:16

Geehrte Frau Mair . Sie werden sich in Zukunft noch viel mehr bieten lassen müssen.Sie haben effektiv in den letzten 5 Monaten in der neuen Landesregierung nur für Werbung gesorgt,aber keine effektive Leistung vollbracht.Darum brauchen sie jetzt nicht die Beleidigte zu spielen.Wir möchten Fakten sehen und nicht nur große Worte,denn von denen haben wir die letzten 10 Jahre leider schon genug gehört.Hören sie manchmal auch auf das Volk und nicht immer nur auf ihre Mitarbeiter, welche ihnen unter anderem auch viele Lügen erzählen um eine gute Figur zu machen,und viele Dinge unter dem Teppich kehren.

Fr., 10.05.2024 - 15:16 Permalink
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Salto User
opa1950 Fr., 10.05.2024 - 15:51

Möchte mich bei Salto für die Veröffentlichung herzlich bedanken.Habe bei SN denselben Kommentar geschrieben,er wurde veröffentlicht aber nach 40 Minuten wieder gelöscht. Hat Frau Mair besondere Beziehungen zu SN?

Fr., 10.05.2024 - 15:51 Permalink