Politik | Führungsgehälter

Bitte keine Neiddebatte

Wut und Frustration herrschen derzeit bei den Mitarbeitern, die außen vor gelassen werden, berichtet Maria Elisabeth Rieder und fordert: Es soll gerecht zugehen.
Gehalt Euro
Foto: ©Markus Spiske on Unsplash
  • Die mediale Berichterstattung in den Medien, wonach Gemeindesekretäre bis zu 50.000 Euro mehr Lohn erhalten sollen, hat für einiges Aufsehen gesorgt. „Ich habe mit sehr vielen Angestellten und Führungskräften anderer Ebenen gesprochen, die wütend und frustriert sind“, berichtet die Team K-Abgeordnete Maria Elisabeth Rieder, die dafür plädiert, sachlich und konstruktiv an das Thema heranzugehen und nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Ziel müsse es sein, für alle Führungskräfte und Bediensteten eine gerechte Lösung zu finden. 

  • Andreas Leiter Reber: Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Landtagsabgeordnete der Freien Fraktion. Foto: Seehauserfoto

    Den Stein ins Rollen gebracht hatte vor zwei Wochen der Freie Abgeordnete Andreas Leiter Reber, der in einer Aussendung die Vorschläge, die bei den Verhandlungen zu den Gehältern der Gemeindesekretäre, Generalsekretäre der Bezirksgemeinschaften und den Direktoren der Sozialdienste auf den Tisch liegen, kritisierte. Laut Leiter Reber, der eine Koppelung der Lohnerhöhungen an die unteren und mittleren Gehälter forderte, würde derzeit ernsthaft 50.000 Euro als Lohnerhöhung für einige wenige Spitzenbeamte der örtlichen Körperschaften diskutiert. In der Folge brach eine große Diskussion inklusive Neiddebatte über die Erhöhung der Gehälter in Anwendung des neuen Führungskräftegesetzes aus. Mit der „Regelung der Führungsstruktur des öffentlichen Landessystems und Ordnung der Südtiroler Landesverwaltung“ (Landesgesetz Nr. 6/2022) wurde für die Führungskräfte eine komplett neue Gehaltsstruktur eingeführt. Neben der Gewichtung der Führungspositionen erfolgte mit dem Bereichsübergreifenden Kollektivvertrag (BüKV) der Führungskräfte vom 24.08.2023 die Einstufung der Führungskräfte des Landes, der Sanität, der Seniorenwohnheime, der Gemeinden und der Bezirksgemeinschaften. Für den Großteil der Führungskräfte wurde das Abkommen bereits umgesetzt. Für die Führungskräfte der Gemeinden, der Seniorenwohnheime und der Bezirksgemeinschaften – auch Gemeindesekretäre – laufen derzeit die Verhandlungen für eine notwendige Regelung auf Bereichsebene.

  • Maria Elisabeth Rieder, Landtagsabgeordnete des Team K: „Die Gewerkschaften berichten mir, dass nichts weiter geht.“ Foto: Seehauserfoto
  • Wer bekommt mehr Geld?

    Neben Leiter Reber bringt sich nun zunehmend auch die ehemalige Gewerkschaftlerin Maria Elisabeth Rieder, zu deren politischen Kernbereichen die Themen Lohnerhöhungen und Kollektivverträge gehören, in die Diskussion ein. Für die aktuelle Fragestunde im Rahmen der Juli-Sitzung hat die Team K-Abgeordnete eine entsprechende Anfrage vorbereitet, in der sie wissen will, wie viele Führungskräfte vom LG 6/2022 betroffen sind. Zudem ersucht sie um die Auflistung der Jahresbruttogehälter der genannten Führungskräfte vor der Neueinstufung und das mögliche Jahreshöchtsgehalt nach der Neueinstufung. Wie Rieder erklärt, sei es nämlich eine Tatsache, dass für einen Großteil der Führungskräfte das Gesetz bereits angewendet wurde. Bei weitem nicht alle Führungskräfte bekommen jedoch mehr Geld – abhängig sei dies von der Gewichtung ihrer Aufgabenbereiche, sprich je größer die Gemeinde und damit der Aufgabenbereich, desto höher das Gehalt. Angeblich würden einige künftig sogar weniger Gehalt bekommen. „Tatsache ist, dass über die neuen Gehälter der restlichen Führungskräfte nicht gesprochen wurde“, so Rieder. 

     

    „Tatsache ist, dass über die neuen Gehälter der restlichen Führungskräfte nicht gesprochen wurde.“

     

    Was den Stand der Verhandlungen anbelangt, so gibt darüber das Antwortschreiben zu einer Anfrage Auskunft, das die Team K-Abgeordnete vor Kurzem eingereicht hatte. Darin ist zu lesen, dass obgleich der „alte“ bereichsübergreifende Kollektivvertrag für den Zeitraum 2019-2021 noch nicht abgeschlossen war, im vergangenen Herbst veranlasst wurde, mit dem Ersten Teilvertrag für die Erneuerung des bereichsübergreifenden Kollektivvertrages für den Zeitraum 2022-2024 ein Vorschuss auf die Erhöhungen der Entlohnung für den Dreijahreszeitraum 2022-2024 zu gewähren. „Gemäß Richtlinienbeschuss Nr. 352 vom 14.05.2019 ist derzeit der Vertragsentwurf des bereichsübergreifenden Kollektivvertrags in Ausarbeitung, welcher den Dreijahreszeitraum 2019-2021 abschließt. Dieser Vertrag enthält Änderungen bzw. Anpassungen in Bezug auf die Elternzeit, die Außendienstregelung im Bereich der Vergütung der Verpflegungskosten, und andere kleine Abänderungen wie z.B. die Anerkennung der Berufserfahrung und eine Aufgabenzulage für den ersten Mitarbeiter. Nächste Treffen mit den Gewerkschaftsvertretern sind geplant, um den vorbereiteten Entwurf zu besprechen, mit dem Ziel den Vertrag so bald wie möglich zu unterzeichnen“, heißt es im Schreiben. Ob der Vertragsabschluss tatsächlich bald erfolgt, ist ungewiss, denn wie Rieder erklärt, sind die Verhandlungen insbesondere aufgrund unterschiedlicher Positionen beispielsweise in der Frage der Elternzeit ins Stocken geraten. „Die Gewerkschaften berichten mir, dass nichts weiter geht“, so Rieder. Somit sei es kein Wunder, wenn die Angestellten verärgert regierten. „In den Medien hören sie 50.000 Euro für Gemeindesekretäre und sie selbst werden vertröstet.“

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Salto User
opa1950 Sa., 15.06.2024 - 15:22

Warum erhält der Direktor des WOBI in Brixen einen Jahresgehalt von Euro 75.000? Erhält dieser Herr eine Sonder Belohnung, für sein seltsames Benehmen gegenüber der Mietern des WOBI oder als zusätzliches Trinkgeld.

Sa., 15.06.2024 - 15:22 Permalink
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Peter Gasser Sa., 15.06.2024 - 16:36

Zitat: “In der Folge brach eine große Diskussion inklusive Neiddebatte über die Erhöhung der Gehälter in Anwendung des neuen Führungskräftegesetzes aus”:

Wieso ist eine Diskussion über die unterschiedliche Anhebung der Gehälter zwischen der Führungsebene und der Mitarbeiterebene eine “Neid-Diskussion”?

Es bleibt eine Diskussion auf der Sachebene auch dann, wenn die proportional weit großzügiger ausfallende Anhebung der Gehälter der Führungsebene thematisiert wird.

Nicht der Überbringer einer Nachricht ist zu beurteilen, sondern die Nachricht selbst.

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Frage: um wieviel in % ausgedrückt haben sich durchschnittlich die Gehälter auf Direktorenebene in den letzten 10 Jahren erhöht und um wieviel in % jene der Mitarbeiter?
Dies ist eine klare Sachfrage zur Darstellung einer Entwicklung.

Auch der Vergleich der durchschnittlichen Direktorengehälter in Südtirol mit einem Vergleich anderer nationaler und internationaler Regionen ist eine reine Sachfrage.

Gibt es für diese beiden Fragen bereits erhobenes Datenmaterial?

Sa., 15.06.2024 - 16:36 Permalink
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K V Sa., 15.06.2024 - 17:58

Wie kann sich die Politik vor einem Heer unzufriedener öff. Bediensteter schützen? Man schafft eine Brandmauer gut bezahlter Führungskräfte, die nach unten treten und nach oben schleimen.
Reale Begebenheiten sind rein zufällig und der Gedanke entspringt lediglich der Fantasie eines Verschwörungstheoretikers.

Sa., 15.06.2024 - 17:58 Permalink
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K V Sa., 15.06.2024 - 20:37

Antwort auf von Simonetta Lucchi

Die Gehaltsanpassungen in den staatlichen Schulen entsprechen nicht der realen Inflation in Südtirol. Das Personal lebt seit vielen Jahren mit einem stetigen Kaufkraftverlust. Dem Landespersonal geht es diesbezüglich etwas besser, siehe BÜKV. Zudem werden Gehaltsvorrückungen verzögert, indem geleistete Dienstjahre einfach nicht oder erst nachträglich anerkannt werden. Über ein gesamtes Berufsleben summiert sich schlussendlich einiges bzw. fehlt in der Kasse und auf dem Pensionskonto.

Sa., 15.06.2024 - 20:37 Permalink
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Stereo Typ So., 16.06.2024 - 12:51

Antwort auf von K V

Danke @ K V - Kann ich voll und ganz unterschreiben. Um das Heer an "niederen" Arbeitskräften bei Laune zu halten, ist es am besten, deren Vorgesetzte fürstlich zu entlohnen und damit das wirtschaftliche Gefälle zu verstärken. Es zeigt sich wieder einmal, dass es in Südtirol keine Sozialdemokratie gibt. Wo sind eigentlich die Gewerkschaften und die sog. Arbeitnehmer in der SVP?

So., 16.06.2024 - 12:51 Permalink
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Josef Fulterer Sa., 15.06.2024 - 20:38

Für sich selber+ für die überfütterten Altpolitiker, denen es teilweise nicht zu schäbig war, "die falsch berechneten viel zu hohen Renten-Kürzungsabstattungen nicht zurück zu geben," haben es unsere edlen Volksvertreter schon verstanden, dass der EURO in der letzten an Wert verloren hat.
... + jetzt auch für die Spitzenbeamten, die mit mehr als einem Jahreslohn eines:r gewöhnlichen Arbeiters:in "aufgebessert" wurden, wahrscheinlich damit sie ihrem Mitarbeiterstab besser erklären, wei sie mit ihrem schäbigen Gehalt bis zum 28. / 29. 30. / 31. auskommen sollen.

Sa., 15.06.2024 - 20:38 Permalink