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Politik | EU-Bürgerinitiative

Tax the Rich!

Die Europäische Bürgerinitiative “Tax the Rich!" fordert eine EU-Vermögenssteuer. Bis 9. Oktober 2024 kann diese überaus wichtige Initiative online unterschrieben werden.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Tax Shutterstock
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  • Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt fast die Hälfte des gesamten Reichtums und stößt zugleich mehr CO2 aus als die ärmere Hälfte. Die 5 Reichsten Milliardäre der EU haben seit 2020 ihr Vermögen um 76% erhöht. Diese extreme Vermögenskonzentration schadet der Wirtschaft und Gesellschaft und gefährdet unsere Demokratie. Zudem gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Reichtum und Klimaschäden. In Deutschland ist ein Mensch, der zum reichsten Prozent der Bevölkerung gehört, durchschnittlich für mehr als fünfzehnmal so viele CO2-Emissionen verantwortlich wie ein Mensch aus der ärmeren Hälfte der Bevölkerung. Die Bedrohung durch den Klimawandel und die extreme Ungleichheit auf der Welt hängen zusammen; eine Lösung muss an beiden Problemen gleichzeitig ansetzen. 

    Deshalb schlägt diese EBI eine europäische Steuer auf große Vermögen vor, die zur Finanzierung von sozialer Absicherung und Klimaschutz genutzt wird. Eine EU-Vermögenssteuer kann zwar nicht Steuersümpfe aus der Welt schaffen, aber dem schädlichen Steuerdumping zwischen den EU-Staaten einen Riegel vorschieben. 

    Diese Steuereinnahmen würden in die Eigenmittel der Union fließen und die von den Mitgliedstaaten kofinanzierten EU-Maßnahmen für den ökologischen und sozialen Wandel sowie für die Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich und nachhaltig flankieren. Das Geld könnte der sozialen Abfederung der Folgen der Energiewende und der Klimaschutzmaßnahmen dienen und würde eine gerechtere Beteiligung der Menschen in Europa an der Verwirklichung dieser Ziele ermöglichen.

    Mit der Einführung einer europäischen Vermögenssteuer würde die EU-Kommission den zahlreichen Forderungen aus Bürgergesellschaft, Wissenschaft und Politik nachkommen. Erst kürzlich haben über 100 EU-Abgeordnete, unterstützt von Wirtschaftswissenschaftlern, die EU aufgefordert, eine progressive Vermögenssteuer einzuführen. Die künftige Richtlinie zur Einführung einer globalen Mindestbesteuerung für multinationale Konzerne in der EU zeigt, dass sich die EU durchaus für mehr Steuergerechtigkeit einsetzen kann. Es geht um eine EU-Steuer auf große Vermögen, ergänzend zu den nationalen Vermögenssteuern. In Italien ist die Vermögenssteuer derzeit lächerlich gering. Näheres zu diesem Vorschlag hier.

    Zu den  Initianten dieser EBI zählen der französische Ökonom Thomas Piketty, der ehemalige EU-Kommissar Laszló Andor, die österreichischen Millionenerbin Marlene Englhorn, die ihr Vermögen Solidaritätsorganisationen gespendet hat. Damit die EBI von der EU-Kommission und dann vom Parlament behandeltz wird, muss sie von mindestens einer Million EU-Bürgern und EU-Bürgerinnen unterzeichnet werden. In Italien müssen mindestens 56.000 Menschen online unterschreiben. Es genügt die Angabe der Ausweisnummer. Hier geht’s zur Unterschrift.

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Salto User
Oliver Hopfgartner Mo., 01.07.2024 - 21:03

Also ich kann mich mit Ideen von Vermögenssteuern nicht anfreunden. Der PE-Sektor finanziert viele tolle Projekte. Auch die Aktion von Marlene Engelhorn in Österreich, bestätigt letztlich meine Zweifel: Sie hatte unlängst etwa 25 Millionen Euro an diverse Organisationen gespendet. Diese werden das Geld nun in kurzer Zeit für Aktionen verprassen und das Kapital ist dann futsch.

In den Händen eines nachhaltig denkenden Investors, hätte diese Summe viel mehr bewegen können, z.B. indem man sie in einer Stiftung anlegt und dann nachhaltig tolle Projekte finanziert, anstatt eine Einmalzahlung zu leisten.

Leider ist es so, dass die meisten Politiker eben auch nicht nachhaltig denken, eben weil sie ohnehin nur für einige Jahre gewählt sind und kurzfristig an die Wiederwahl denken. Daher würden Vermögenssteuern meiner Meinung nach dem Standort Europa eher schaden.

Sinnvoller wäre es, das Steuersystem dahingehend umzubauen, alle Einkommen bis 50.000 € massiv zu entlasten und dafür die Ausgabensseite anschauen.

Mo., 01.07.2024 - 21:03 Permalink
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Profil für Benutzer Johannes Engl
Johannes Engl Di., 02.07.2024 - 13:49

"Diese werden das Geld nun in kurzer Zeit für Aktionen verprassen und das Kapital ist dann futsch."
Ich frage mich, wovon Sie diese Ihre Annahme ableiten.
Es soll auch weniger Reiche gegeben, die ihr Geld gut und nachhaltig verwalten können und damit Sinstiftendes anfangen.
So hat zum Beispiel der österreichische Verein für Gemeinwohl-Ökonomie etwas von dem Geld von Frau Engelhorn erhalten. Ich bin überzeugt, dass das Geld nicht "verprasst" wird, sondern dem Aufbau des Gedankens "Gemeinwohl statt Eigennutz" dienen wird. Frau Engelhorn hat sich dafür entschieden, auf die Machtausübung zu verzichten, die dadurch entsteht, dass sie oder ein Stiftungsrat (der meistens wieder von Gutbetuchten besetzt ist) über die Verwendung des Geldes entscheidet. Sie hat stattdessen die Entscheidung über das Geld einem ausgelosten Bürgerrat übertragen. Eine kluge und mutige Entscheidung.

Di., 02.07.2024 - 13:49 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Mi., 03.07.2024 - 06:39

Antwort auf von Johannes Engl

Das liegt doch auf der Hand. Stell dir vor, du machst in Bruneck eine Stiftung mit 7 Millionen Euro auf mit dem Zweck Jugendliche mit psychischen Problemen kostenlos oder für einen geringen Selbstbehalt zu unterstützen: 7 Millionen mal 3% sind 210.000 € im Jahr. Damit kannst du ein kleines Büro mieten und konequent 20h Psychotherapie pro woche plus vielleicht 10h Sozialarbeit pro Woche finanzieren, vorbehaltlich Miete und halbwegs marktgängigen Honoraren. Damit hast du dann etwas geschaffen und die Versorgungsqualität erhöht.

Im Median hat sie etwa 205.000€ pro Institution gespendet. Versteh mich nicht falsch, das sind sicher Summen, sie den Gruppen helfen. Die Nachhaltigkeit ist aber nicht gegeben, da das Budget dieser Gruppen langfristig nicht geändert wird. Die können damit vielleicht zeitlich begrenzte Projekte finanzieren oder einmalig in Arbeitsmittel investieren, z.B. Fahrzeuge oder IT-Infrastruktur, die letztlich auch mit der Zeit verkonsumiert wird.

Die Gesellschaft wird damit im Gegensatz zu meinem Alternativvorschlag nicht reicher.

Mi., 03.07.2024 - 06:39 Permalink
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Profil für Benutzer Johannes Engl
Johannes Engl Mi., 03.07.2024 - 13:42

Antwort auf von Oliver Hopfgartner

@Hopfgartner Ich meine, es gibt auch Investitionen in Projekte, die dadurch aus den Startlöchern kommen. Das Projekt wirft dann die "Zinsen" ab, welche sich nicht in %en sondern in Wirkung messen lassen. Menschen kommen ins Tun, ermächtigen sich selbst und eine wertvolle Initiative kann ins Laufen kommen.
Ich sage nicht, dass Ihr Beispiel von der Beratung über Zinsen finanziert nicht auch eine Variante sein kann. Es bleiben dabei halt immer die Bedürftigen auf der einen und diejenigen, die "wissen wie es geht", auf der anderen Seite.
Vertrauen in Menschen kann auch "Zinsen" abwerfen.
Dass die Gesellschaft durch das Zinssystem reicher wird, wage ich zu bezweifeln. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mi., 03.07.2024 - 13:42 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Mi., 03.07.2024 - 06:26

BENCO hat auch Stiftungen.
Hoffentlich gelingt es den Gerichten, "den BENCO davon zu befreien" + auch die Handwerker die für -i h m- gearbeitet haben zu bezahlen!

Mi., 03.07.2024 - 06:26 Permalink