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Angekündigte Sieger

Nach dem Abgang von Patrizia Nogler soll das Organisationsamt des Landes neu besetzt werden. Damit der Richtige die Ausschreibung gewinnt, fährt man einen Sonderweg.
Öffentlicher Dienst
Foto: LPA/Fabio Bruccoleri
  • Amtsdirektorin Patrizia Nogler: Seit 1. Juli im Ruhestand Foto: LPA

    Die Frau ist eine Institution. 23 Jahre lang stand Patrizia Nogler dem Amt für Organisation des Landes als Direktorin vor. Nogler hat noch unter Landeshauptmann Luis Durnwalder und Generaldirektor Adolf Auckenthaler jene Agenden bearbeitet, die ein Herzstück der Landesverwaltung sind. Auch in den vergangenen Jahrzehnten war Nogler mehr oder weniger in alle größeren Reformvorhaben in der Landesverwaltung involviert. So wurde die Amtsdirektorin im vergangenen Jahr von der Landesregierung auch in die siebenköpfige Führungskräfte-Kommission entsandt, deren Aufgabe ist es, den einheitlichen Führungsstellenplan auf Landesebene zu verwalten und für dessen Aktualisierung zu sorgen.
    Nogler gilt allgemein nicht nur als kompetente Beamtin, sondern auch als Frau, die sich getraut, ihren Vorgesetzen notfalls Paroli zu bieten. Als Leiterin des Organisationsamtes hat sie mehrere Sträuße mit dem Generalssekretär der Landesregierung Eros Magnago aber auch mit dem Generaldirektor der Landesverwaltung, Alexander Steiner, offen ausgefochten. „Sie ist eine, die sich getraut auch der Politik Nein zu sagen“, beschreibt ein Abteilungsdirektor Nogler.
    Jetzt aber ist die Ära der unbequemen Amtsdirektorin zu Ende gegangen. Denn seit 1. Juli 2024 ist Patrizia Nogler in Pension. 

  • Die Verabschiedung

    Dass man Patrizia Nogler am Ende ihrer Karriere aber alles andere als mit Glacéhandschuhen angefasst hat, geht aus den Personalentscheidungen der letzten 18 Monaten hervor.
    Anfang 2023 wird in der Generaldirektion des Landes eine neue Abteilung geschaffen: Bereichsübergreifende Dienste. In dieser Abteilung werden das Organisationsamt, das Ökonomat, das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) und das Amt für Personalentwicklung zusammengefasst. 

  • Abteilungsdirektor Peter Kinzner (mit Volksanwältin Gabriele Morandell): Fast ein Jahr bis zur Berufung vergangen. Foto: Volksanwaltschaft

    Im Juni 2023 leitet hat man einen öffentlichen Aufruf zur Besetzung der Direktion dieser neuen Landesabteilung ein. Patrizia Nogler ist in das Führungskräfteverzeichnis der ersten Ebene eingeschrieben und sie bewirbt sich unter anderem für diese Abteilungsdirektion. Die Amtsdirektorin mit jahrzehntelanger Erfahrung wäre eigentlich prädestiniert für diesen Job. Zudem wäre die Beförderung die Krönung einer langen Laufbahn für die Beamtin.
    Doch es kommt anders. Zuerst dauert es fast fünf Monate bis per Dekret des Landeshauptmannes die Auswahlkommission ernannt wird. Es sind Alexander Steiner, Generaldirektor des Landes, als Vorsitzender, Manuela Defant, Direktorin der Abteilung Wirtschaft und Giulio Lazzara, Direktor der Abteilung Finanzen. Danach vergehen weitere fünf Monate bis zur Ernennung. 
    Erst am 9. April 2024 nominiert die Landesregierung Peter Kinzner zum Direktor der Abteilung Begreifsübergreifende Dienste. Der studierte Jurist Kinzer arbeitet zuerst in der Stadtgemeinde Sterzing, dann als Verwaltungsleiter des Krankenhauses Sterzing und als Abteilungsleiter im Gesundheitsbezirk Brixen. Von 2017 bis zum Frühjahr 2024 ist Kinzner Mitarbeiter in der Südtiroler Volksanwaltschaft.
    Dann folgt der Karrieresprung.

  • Die Berater

    Unmittelbar nach der Ernennung Kinzners schreibt die Generaldirektion des Landes aber auch den Job aus, den Patrizia Nogler noch innehat. Am 17. April 2024 wird ein Aufrufverfahren für die Direktion des Organisationsamtes eingeleitet. Innerhalb einer Woche können sich Interessierte melden. Am Ende sind es – nach Informationen von SALTO – mehr als 15 Bewerberinnen und Bewerber, die sich melden und die nötigen Voraussetzungen haben. 
    Auffallend ist, dass in diesem Fall nicht wie üblich eine dreiköpfige Kommission die Kandidatinnen und Kandidaten bewertet, sondern Generaldirektor Alexander Steiner per Dekret ein „Beratungsgremium für die Bewertungen der Kandidaten für den Direktorenposten des Amtes“ ernannt hat. Demnach erfolgt die Anhörung der Kandidatinnen und Kandidaten durch den Generaldirektor selbst, dem dabei der neuen Abteilungsleiter Peter Kinzner und die Mitarbeiterin im Organisationsamt Isabella Mistrorigo in der Funktion als Sekretärin zu Seite stehen. 

  • Generaldirektor Alexander Steiner: Ein Beratungsgremium zum Auswahlverfahren. Foto: LPA
  • Diese Gangart ist ein absolutes Novum innerhalb der Landesverwaltung. Bei allen bisherigen Auswahlverfahren wurde eine dreiköpfige Kommission ernannt. Auch deshalb zweifeln Juristen, die sich mit dem Fall befasst haben, ob diese Art der Beratung und die Zusammensetzung des Gremiums nach dem Proporz so rechtmäßig sind.
    Vor allem aber scheint dieser Sonderweg jene Gerüchte zu bestätigen, die seit Wochen innerhalb der Landesverwaltung die Spatzen vom Dach pfeifen.
    Es ist ein Alibigeschichte“, ärgert sich jetzt drei Bewerber und Bewerberinnen, die an diesem Auswahlverfahren teilnehmen gegenüber SALTO, „denn der Gewinner steht von vornherein fest“.
    Unter den Bewerbern für den Chefposten im Organisationsamt findet sich auch Andrea Galante. Der Jurist gehört zum „Staff des Generaldirektors“ (so im offiziellen Mitarbeiterverzeichnis des Landes angeführt) und er gilt als enger Vertrauter von Alexander Steiner.
    Nach Informationen von SALTO hat sich Galante gleichzeitig auch am laufenden Auswahlverfahren für die Direktion des Arbeitsinspektorates beteiligt und er scheint diesen Aufruf auch gewonnen haben. Galante soll aber noch keine Zusage gemacht haben.
    Demnach dürfte die rechte Hand des Generaldirektors am Ende wirklich an der Spitze des Organisationsamtes landen.

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Simonetta Lucchi So., 07.07.2024 - 07:56

Come mi diceva il mio Direktor scolastico anni fa: hanno fatto un corso per direttore solo per me. A Firenze. D'altra parte bisognava imparare l'italiano. Ma almeno è stato un buon dirigente.

So., 07.07.2024 - 07:56 Permalink