Schulers Wiku
Arnold Schuler versteckt sich nicht lange. „Es stimmt, es hat einige Unstimmigkeiten in meinem Haus dazu gegeben“, sagt der Landesrat, „aber ich stehe auch heute noch zur Grundsatzentscheidung“. Der Landesrat für Landwirtschaft ist überzeugt, dass es für die Sache gut und richtig ist. „Es geht darum, gewisse Themen der Bevölkerung zu vermitteln und wir haben diesen Weg gewählt“, so Schuler. Doch nicht nur innerhalb seines Ressorts sehen das einige anders. Auch die Südtiroler Grünen haben kurz vor Weihnachten eine Anfrage im Landtag zum Thema eingebracht. Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba wollen in der aktuellen Fragestunde des Landtages im Jänner mehr erfahren. Dabei ist bereits der Titel der Anfrage eine klare Anklage: „Laimburg-PR für den Landesrat?“
Das GeschäftsmodellAusgangspunkt ist das Zusammentreffen unterschiedlicher Interessen. Auf der einen Seite steht der Wunsch eines SVP-Politikers nach positiver Presse. Arnold Schuler wünschte sich nach seinem Aufrücken in die Landesregierung für seine Arbeit als Landesrat eine bessere Presse. Der ehemalige SVP-Rebell wurde nach der Wahl aber recht schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Oder besser gesagt mit dem Geschäftsmodell aus dem Hause Athesia konfrontiert.
Es ist kein Betriebsgeheimnis, dass im Hause Ebner Investitionen von Landespolitikern in die Produkte des Verlages – sprich Werbung, PR und Inserate - die Berichterstattung über die politischen Leistungen direkt beeinflussen. Wer die großzügigen und alles andere als billigen Dienstleistungen der Athesia-Gruppe in Anspruch nimmt, kommt auffallend gut und großzügig auch in der redaktionellen Berichterstattung weg.
Ein besonders nützliches Produkt in diesem Geschäftsmodell ist der Wirtschaftskurier, besser bekannt unter der Abkürzung WIKU. Die Wirtschaftsbeilage, jeden Mittwoch dem Tagblatt der Südtiroler beigelegt, ist zu einem großen Teil nichts anderes als gekaufte PR. Ganze Seiten, gekennzeichnet mit dem noblen Signum „in Zusammenarbeit mit......“ oder „Diese Seite wird gestaltet von....“ sind gekaufte Public Relation. Das heißt, dass Ämter, Institutionen und Körperschaften Texte und Fotos liefern und für die Veröffentlichung einen saftigen Preis zahlen.
So etwa gibt es im WIKU seit langem Seiten in Zusammenarbeit mit der Handelskammer, dem Kollegium der Bauunternehmer, dem Unternehmerverband, der Klimahaus- und Energieagentur oder dem TIS. Im Jahr fließen so hunderttausende Euro aus den Verbänden und Sonderbetrieben des Landes in die Kassen der Athesia.
Am Beispiel TIS wird deutlich, wie das Ganze abläuft. Die öffentliche Gesellschaft zahlt pro Seite im Wiku 1.459,20 Euro plus Mehrwertsteuer. Wobei es bei mehreren Schaltungen nicht einmal einen Rabatt gibt. So hat das TIS am 30. November 2015 – obwohl längst die Zusammenlegung in den neuen Betrieb IDM beschlossen war – im Wiku noch schnell 5 Doppelseiten PR über die TIS-Arbeitsgruppen eingekauft. Zum Preis von 14.592 Euro plus Mehrwertsteuer.
TIS-Doppelseite: Kostenpunkt über 2.918 Euro plus Mehrwertsteuer.
Die LaimburgGenau dieses Geschäftsmodell hat jetzt auch Arnold Schuler in Anspruch genommen. Offiziell ist es der Landesbetrieb Laimburg, über den alles läuft. „Es hat innerhalb des Koordinierungsausschusses einen Beschluss gegeben, das zu machen“, verteidigt Arnold Schuler die PR-Aktion. Der Beschluss ist bereits Ende 2014 gefallen. Offiziell geht es darum Themen, die der Laimburg und dem Landwirtschaftsassessorat wichtig sind, der breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Es ist die Athesia Druck GmbH, die unmittelbar dazu ein passendes Angebot liefert. 10 Dopelseiten im WIKU zum Preis inklusive Mehrwertsteuer von rund 30.000 Euro. Arnold Schuler will diesen Vertrag unbedingt abschließen. Weil Empörung im eigenen Ressort aufbraust und sich auch Landeshauptmann Arno Kompatscher im persönlichen Gespräch mit Schuler äußert kritisch zu geplanten PR-Aktion äußert, wird die Aktion am Ende halbiert.
Man winkt einen Kompromiss durch: 5 Seiten zum Preis pro Seite von 2.100 Euro.
Die Seiten erscheinen dann im Herbst 2015 im Wiku. Dabei geht es um die Waldwirtschaft genauso wie um das 40jährige Jubiläum des Versuchszentrums Laimburg. Auf der Seite ganz oben steht klein: „Diese Seite wird von Versuchszentrum Laimburg gestaltet“.
„Obwohl die Themen wechseln, gibt es eine Konstante. Auf jeder dieser Seiten erscheint ein vorteilhaftes Foto von Arnold Schuler, garniert mit einem Zitat des Landesrates.“
Obwohl die Themen wechseln, gibt es eine Konstante. Auf jeder dieser Seiten erscheint ein vorteilhaftes Foto von Arnold Schuler, garniert mit einem Zitat des Landesrates. Zudem ist die Berichterstattung des Tagblattes der Südtiroler mit Unterzeichnung des Vertrages auch zunehmend positiv.
Doch viele im Schuler-Ressort haben von Anfang an mit der PR-Aktion des Landesrates Bauchweh. Allen vor an Schulers Abteilungsleiter Martin Patzeller. Patzeller ist nicht nur Direktor der Abteilung Landwirtschaft, sondern auch Vizepräsident des Koordinierungsbeirats des Versuchszentrums Laimburg. Patzeller tritt Anfang Dezember aus diesem Amt zurück.
Der Rücktritt erfolgt aus Protest gegen die Wiku-Aktion des Landesrates. Während Laimburg-Direktor Michael Oberhuber die PR-Kampagne Schulers unkritisch mitträgt, wird es Patzeller zu viel.
Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist die Werbeschaltung am 2. Dezember 2015. In dem Artikel geht um die neue Tierarzt-Regelung. Die Menschheit wird informiert, dass ab 1. Jänner 2016 die Tierhalter ihren Tierarzt selbst wählen können und zudem ab diesem Datum Betriebstierärzte gewählt werden können. Garniert ist die Nachricht mit einem schönen Foto von Arnold Schuler samt Kuh.
Wiku-Seite vom 2. Dezember 2015: Rücktritt des Vizepräsidenten der Laimburg
Auch diesmal ist diese Seite offiziell eine Belangsendung der Laimburg. Das Problem dabei: Die Laimburg hat mit Tieren und Tierärzten kaum etwas zu tun. Spätestens jetzt will Martin Patzeller die Verantwortung für diese Kampagne nicht mehr mittragen. Sein Rücktritt dürfte auch seinen obersten Dienstherrn zum Nachdenken gebracht haben.
„Es hat vor allem zu dieser Schaltung eine kontroverse Diskussion gegeben“, sagt Arnold Schuler zu salto.bz, „deshalb habe ich gesagt, ich zahle diese Seite selbst aus meiner privaten Tasche“.
Gleichzeitig läuft die Aktion mit der fünften und letzten Seite vor Weihnachten aus. „Derzeit ist nichts mehr geplant“, sagt Arnold Schuler. Laut dem Landesrat für Landwirtschaft hat Martin Patzeller inzwischen auch seinen Rücktritt als Vizepräsident der Laimburg wieder zurückgenommen.
Im Jänner wird Arnold Schuler im Landtag den Grünen Abgeordneten Rede und Antwort stehen müssen. Danach wird sich zeigen, ob die unorthodoxe Kooperation mit dem Wiku politische Folgen haben wird.
Das tut weh! Gerade weil
Das tut weh! Gerade weil Hoffnungsträger vom "System Südtirol" geschluckt werden, als wären sie nie dagewesen. Aber es tut auch gut! Weil es eben "salto" gibt und einen Christoph Franceschini, der die Hintergrundinformationen liefert zum WIKU & Co. Also müssen unsere Hoffnungen neu definiert werden: Weg von den bisherigen Hoffnungsträgern, hin zu neuen Entwicklungen, welche das "System Südtirol" entlarven. Wir sind mit "salto", "selfservice" und "Bankomat", aber nicht nur, auf dem besten Weg. Danke Christoph!
In risposta a Das tut weh! Gerade weil di Sebastian Felderer
Bravo, Sebastian!
Bravo, Sebastian!
Dieses Thema ist auch
Dieses Thema ist auch international ein Problem und zweigliedrig:
- Zum einen ist die scheinbare Behördeninformation meist getarnte Werbung für den Politiker der der Behörde vorsteht oder gar seine Partei. Und die Rechnung bezahlt der Steuerzahler.
- Zum zweiten nutzen die Medien solche Inserate als Voraussetzung für freundliche Berichterstattung.
In Österreich z.B. muss die Verwaltung jährlich über die Inserate Rechenschaft ablegen, gibt es das in Südtirol auch?
Unglaublich!!!
Unglaublich!!!
Ganz schön abgebrüht. Danke für die Aufklärung, Herr Franceschini!
Und ich Naivling habe gedacht
Und ich Naivling habe gedacht, dass mit dem Gespann Durnwalder-Platter die Laimburg wieder mehr Zeit für Ihre eigentlichen Forschungsaufgaben hat! Sie bleibt aber offensichtlich der letzte große und undurchdringliche Sumpf im Land!
In risposta a Und ich Naivling habe gedacht di Sigmund Kripp
errata corrige: ...dass mit
errata corrige: ...dass mit dem ABGANG des Gespanns Durnwalder-Platter...
Ich glaube, er war wohl schon
Ich glaube, er war wohl schon immer so. Wir haben uns nur blenden lassen. Jeder verantwortet, wer da oben das Sagen hat und wenn ein Landwirt mit xHektar in den Landtag trudelt und sich nach oben kämpft und man lässt ihn Politik machen und Reden über Verfassungsrechtlichkeit schwingen, dann kann man die Schuld keinem anderen zuschieben als sich selbst.
"...in Zusammenarbeit mit",
"...in Zusammenarbeit mit", oder "...gestaltet von..." (s. Art. oben) und ähnliche Formulierungen sind Bezeichnungen, die meines Erachtens nicht die Kriterien zur Bekämpfung trügerischer bzw. unterschwelliger Werbebotschaften erfüllen (siehe auch EU-Direktive 84/450). Werbung muss hinsichtlich des Inhalts und nicht minder ihrer grafischen Gestaltung augenfällig vom Nachrichtenteil abheben und vom Leser leicht als Werbung leicht erkennbar und ergo als solche wahrgenommen werden können. Außerdem ist in jedem Falle der Auftraggeber zu nennen. All das ist in den oben erwähnten Beispielen nicht im erforderlichen Umfang der Fall. Derlei Dinge zu prüfen und gegebenenfalls zu beanstanden, dafür wäre eigentlich die Journalistenkammer gefordert. Übrigens eine Einrichtung, von der Ministerpräsident Renzi wenig hält und sie eigentlich abschaffen möchte. Das dürfte ihm jedoch genauso wenig gelingen wie es einst seinem Vorgänger Romano Prodi nicht gelungen war. Der italienische Journalistenorden ist in Europa einzigartig. So wie viele andere Einrichtungen ist er ein Kind des Faschismus. Doch wenn's um die Erhaltung von Privilegien geht, stört der Faschismus die allerwenigsten - Demokraten!
auch schuler ist nur ein
auch schuler ist nur ein politiker, der in diesem uhrenwerk zu funktionieren hat
und sich seinen königsmachern unterzuordnen hat und auch tut
wagen wir nicht zu denken was mit der ausarbeitung vom neuen raumordnungsgesetz geschehen wird
aber auch kniende rebellen sind helden
pfui!!!!!!!!!!!!
pfui!!!!!!!!!!!!