„Jedes Buch schmeckt besser auf Papier“
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SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?
Eeva Aichner: Wahrscheinlich ist es eher ein Stoff, aus dem bis heute viele Geschichten gewoben werden, nämlich jener der griechischen Mythen. Als Hörspiel, Buch, Fernsehserie und verfilmt habe ich die Geschichten rund um die olympischen Götter und Göttinnen geliebt. Am Ende ist in den großen Mythen (die ich als Kind besser kannte als heute) alles Wesentliche schon vorfiguriert.
Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?
Ich schwanke zwischen zwei Canettis: Elias Canettis Die Blendung (1936) endet mit wahrhaftigem Kopfkino: „Als ihn die Flammen endlich erreichten, lacht er so laut, wie er in seinem ganzen nie gelacht hat.“ Der Schlusssatz von Veza Canettis in ‚filmischer Sprache‘ erzählten Die Gelbe Straße (1932) ist mir aber noch lieber: „Denn der Mensch schreitet aufrecht, die erhabenen Zeichen der Seele ins Gesicht gebrannt.“
Dieser beschlagene Totschlag würde dann zu einer eigenen Kriminalgeschichte werden.
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Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?
Auf die Faszination von mutmaßlich wahren Geschichten („True Story“) konnte ich mir noch keinen Reim machen, die Realität will ich erleben, zwischen Buchrücken will ich in fiktionale Welten eintauchen.
Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?
Als Literaturwissenschaftlerin, die einmal ein Hauptseminar zur Kriminalnovelle besucht hat, würde ich einen Außerirdischen wahrscheinlich mit intellektuellen Klugscheißereien über soziale Ausnahmezustände und das voyeuristische Bedürfnis nach psychologischen Grenzfällen erschlagen. Dieser beschlagene Totschlag würde dann zu einer eigenen Kriminalgeschichte werden.
Ein schlechtes Buch würde ich nie auf einer einsamen Insel zurücklassen...
Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?Da ich das Glück habe, von vielen belesenen Menschen umgeben zu sein, antworte ich kitschig mit demjenigen, der mir immer im richtigen Moment das richtige Buch zu geben wusste und die Begeisterung für anspruchsvolle Literatur in mir geweckt hat: Am liebsten lasse ich mir von meinem Papa Bücher empfehlen.
Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?
Ein schlechtes Buch würde ich nie auf einer einsamen Insel zurücklassen, eher eines, an dem man, gestrandet, lange beißen kann. Weil ich selbst noch nicht über den zweiten Canto hinausgekommen bin, die fantastische Handlung aber sehr überzeugend finde: Ludovico Ariostos Orlando Furioso.
Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?
Da ich noch kein Buch auf einem E-Book-Reader gelesen habe, kann ich diese Frage nicht sachgemäß beantworten. Meine Vermutung ist aber: Jedes Buch schmeckt besser auf Papier.
Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?
Maddalena Fingerles Lingua madre habe ich sowohl auf Italienisch als auch in der deutschen Übersetzung von Maria E. Brunner verschlungen.
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