Cultura | Bibliophile Fragen

„Umblättern gehört zur Erfahrung“

Carolin Ralser ist beim Festival Transart mit "symbiont" und dem Ensemble "chromoson" im Einsatz. Vorher hat sie gleich noch die "immer gleichen Fragen" von beantwortet.
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Foto: Privat
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Carolin Ralser: Das Licht in den Blättern von Maragaret Wild. Ein wunderschönes Buch über Abschied.

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Der Schluss von Glavinics Das größere Wunder endet in einer radikalen Schwebe: Das Offene, das Nichtgesagte, hallt nach.
     

    ...damit der nächste Schiffbrüchige was zu lesen hat.

  • Carolin Ralser tritt am Dienstag im Rahmen des Festivals Transart auf. In "symbiont" lädt sie mit dem "Ensemble chromoson" das Publikum ein, in eine faszinierende Klangwelt einzutauchen, die aus dem Zusammenspiel von menschlicher Kreativität und technologischen Prozessen entsteht. Dienstag 16. 9, 19 Uhr bei Schwarz srl/GmbH, Bozner Straße 51, Frangart/Eppan. Foto: Transart

    Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Austers 4321. Die Idee, ein Leben in vier Varianten zu erzählen, fand ich faszinierend – doch die ständige Wiederholung und das Ausufern der Details haben mich eher ermüdet.

    Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Der Mord ist nur Vorwand, damit man zwischen Gasthaus, Dorfplatz und Kirchturm spazieren darf.

    Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Ich vertraue grundsätzlich nur den Buchtipps meiner Schwester Berni.

    Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Bieris Nachtzug nach Lissabon würde ich dort lassen, damit der nächste Schiffbrüchige was zu lesen hat.

    Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Rilkes Malte Laurids Brigge möchte ich unbedingt und immer wieder auf Papier lesen – das Umblättern gehört zur Erfahrung.

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Luis Raffeiner, Wir waren keine Menschen mehr.

  • Carolin Ralser studierte Flöte im Konzertfach, Zeitgenössische Musik, Kammermusik und Instrumentalpädagogik  an der Kunstuniversität  Graz, der Universität für Musik mdw Wien, den Hochschulen für Musik Freiburg i.Br. und Frankfurt am Main. Sie schloss ihre Bachelor- und Masterstudien jeweils mit Auszeichnung ab und war 1. Preisträgerin des Int. Flötenwettbewerbs Friedrich Kuhlau. Außerdem war sie Stipendiatin der Wiener Philharmoniker, der Int. Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main und der Yehudi Menuhin Stifung Live Music Now. Zahlreiche Tournéen führten sie als Orchester- und Kammermusikerin in viele Teile Europas, Asiens und Südamerika.
    Zahlreiche Kompositionen neuer Musik für Kinder (u.a. für den Jugendmusikwettbewerb Prima la Musica) und Anleitungen zu Improvisation und freiem Musizieren, weiters Konzeption verschiedener Musikvermittlungsprojekte. Sie ist Gründungsmitglied von chromoson, Ensemble für Neue Musik und des Ensemble æquilibrium Singapore. 

    Infos zum Konzert am 16. September: symbiont