„Primadonnas toleriere ich nicht“
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SALTO: Herr Kleissner, Sie sind im Impact Investing tätig, was heißt das genau?
Charly Kleissner: Impact Investing ist eine andere Art des Investments, wo es darum geht, als Investor einen netto positiven Beitrag bezüglich ökologischer und sozialer Auswirkungen zu leisten. Es geht nicht nur um die finanziellen Rendite, sondern auch darum. die ökologischen und sozialen Auswirkungen zu messen.
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Zur Person
Charly Kleissner, geboren am 16. Juni 1956 in Schwaz in Tirol, ist ein ehemaliger Software Designer im Silicon Valley. Er arbeitete unter anderem mit Apple-Gründer Steve Jobs zusammen und war als Entwicklungschef des Betriebssystems OS X tätig, die Basis für das Betriebssystem iOS von Apple. Später leitete Kleissner die Engineering Organization von Ariba, eine Business-to-Business E-Commerce Plattform, die 1999 sehr erfolgreich an die Börse ging. Kleissner verkaufte seine Unternehmensanteile in den frühen 2000er Jahren und wurde damit zum Multimillionär. Seitdem widmet er sich gemeinsam mit seiner Frau Lisa Kahululani dem Impact Investment und überlebte eine Krebsdiagnose. Er lebt in Tirol und Kalifornien.
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Ist das Silicon Valley bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) noch immer vorne?
Momentan lautet die Antwort auf diese Frage „Ja“. Obwohl in den letzten drei Wochen chinesische Plattformen online gegangen sind, die für die Firmen im Silicon Valley eine Herausforderung darstellen. Zurzeit basiert die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) auf großen Sprachmodellen. Um diese Sprachmodelle zu generieren, braucht es unheimlich viele große Datensätze und sehr viel Energie. Vor allem OpenAI (2015 in Kalifornien gegründetes Unternehmen, das ChatGPT entwickelt hat, Anmerkung d. Red.) hat in den letzten drei, vier Jahren so viel Investitionsmittel erhalten, dass fast niemand in der KI-Entwicklung mithalten kann. Deshalb war es aus meinen Augen wichtig, dass die Chinesen ein anderes Modell (DeepSeek, Anmerkung d. Red.) entwickelt haben. Damit wird OpenAI als Blase erkannt und es könnte eine Korrektur stattfinden, was die Bewertung von diesen Unternehmen betrifft. So können in der nächsten Entwicklungswelle von KI andere Unternehmen und Regionen mitmischen.
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Im Gespräch mit den Jugendlichen in Bozen haben Sie von einer unternehmerfeindlichen Kultur in Europa gesprochen, was meinen Sie damit?
In Europa, aber vor allem in den deutschsprachigen Ländern und spezieller in Österreich gibt es wenig Verständnis dafür, dass Unternehmerinnen und Unternehmer viel dazu beitragen, die Gesellschaft weiterzuentwickeln, und Steuern bezahlen. Sie werden nicht als tolle Unternehmerinnen gefeiert, sondern eher angefeindet. Ich verstehe selber nicht wieso, die Gründe dafür müsste man untersuchen. Wir könnten schon im Kindergarten und in der Schule damit anfangen, tolle Unternehmen vorzustellen. Zudem erschwert die Regulatorik die Arbeit von Unternehmen, etwa bei der Gründung oder beim Auftreiben von Geldern.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Beim Unterschreiben des Term Sheet für ein Investment (schriftliche Vereinbarung, Anmerkung d. Red.) kann man das Dokument im anglosächsischen Sprachraum einfach vom Internet herunterladen, ausdrucken, unterschreiben und bezahlt beim Hochladen für das Software Programm 100 Dollar. In Österreich braucht man dafür einen Notariatsakt, der zwei, drei Tausend Euro kostet, und vielleicht sogar noch einen Anwalt. Wenn man ein Investment von 50.000 Euro macht und 10.000 Euro für Notar und Anwalt anfallen, dann zahlt sich das überhaupt nicht mehr aus. Diese Hürden werden als heilige Kühe angesehen und trotzdem tun alle so, als würden sie daran interessiert sein, das Leben einer Unternehmerin besser zu machen.
„Deshalb wollten wir eine Atmosphäre schaffen, wo das Scheitern nicht im Prinzip verurteilt wird, weil es gute Gründe zum Scheitern gibt.“
Auf welche Dinge haben Sie bei der Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geachtet?
Für mich ist das Wichtigste, dass sie ihr eigenes Ego hinten anstellen, wenn es darum geht, im Team zusammenzuarbeiten. Primadonnas, die glauben Super Stars zu sein und dementsprechend behandelt werden wollen, toleriere ich nicht. Alle sollen zum Erfolg des Teams beitragen, auch der Manager, der oft ich war. Zudem geht es darum, die Furcht vor dem Scheitern zu verlieren. Unternehmertum hat viel mit Scheitern zu tun, weil die meisten Unternehmer nicht erfolgreich werden, nur einige schaffen es. Deshalb wollten wir eine Atmosphäre schaffen, wo das Scheitern nicht im Prinzip verurteilt wird, weil es gute Gründe zum Scheitern gibt. Das ermöglicht es, von einem Fehler zu lernen und ihn beim zweiten Mal nicht zu wiederholen. Diese Kultur fehlt oft in Europa.
Schafft der technische Fortschritt mehr Probleme oder Lösungen?
Technischer Fortschritt, der der Menschheit beim Weiterkommen hilft, ist von Vorteil. Das geht zurück bis zur Erfindung des Rades, das das Leben der Menschen verbessert hat. Ebenso die Erfindung des Internets hat bei acht Milliarden Leuten einen Sinn, auch wenn es Probleme geschaffen hat. Es fördert Transparenz und Leute können sich selber über Dinge informieren, die nicht nur interessant sind, sondern auch ihren Alltag erleichtern. Natürlich kann jede Technologie für gute oder für schlechte Zwecke verwendet werden. Hier muss dann die Regulatorik einschreiten, um die schlechten Zwecke zu verhindern oder zumindest schwieriger umsetzbar zu machen.
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