Ambiente | Mobilität

Eine Bahn treibt an

Als “treibende Kraft für die nachhaltige Verkehrsentwicklung” soll die angedachte Standseilbahn Meran-Tirol-Schenna funktionieren. So das Fazit nach einer Befragung.
Standseilbahn auf den Montmartre, Paris
Foto: Wikimedia Commons

“Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher hat uns drei Gemeinden seine volle Unterstützung zugesichert und die Wichtigkeit des Projekts für das gesamte Burggrafenamt hervorgehoben”. Luis Kröll ist nach dem Termin vergangene Woche guten Mutes. Der Bürgermeister von Schenna hat sich mit seinem Meraner Amtskollegen Paul Rösch, dem Bürgermeister von Dorf Tirol, Erich Ratschiller und dem Schweizer Verkehrsingenieur Willi Hüsler getroffen. Gegenstand der Zusammenkunft: die geplante Seilbahnverbindung zwischen Meran, Tirol und Schenna und die jüngsten Entwicklungen rund um dieses Projekt.

Im März dieses Jahres hatten die drei Bürgermeister erstmals ihre gemeinsame Absicht bekundet, eine straßenunabhängige Verkehrsverbindung zwischen den betroffenen Gemeinden zu schaffen. Die angedachte Standseilbahn hat inzwischen auch Einzug in den Landesmobilitätsplan gefunden, jenem strategischen Dokument des Landes Südtirol, das die Leitlinien im öffentlichen Verkehr in den kommenden zehn Jahre vorgibt. “Wir sind sehr erfreut, dass dieses innovative Vorhaben Eingang in die strategischen Überlegungen der Landesregierungen gefunden hat”, meinte der Meraner Bürgermeister Rösch im Spätsommer. Für ihn steht fest: “Nur ein modernes, von der Straße unabhängiges Verkehrsmittel zwischen diesen drei großen touristischen Zentren wird Meran wirklich vom Verkehr entlasten.”

 

Garage & Bahn

Die Standseilbahn wird in Verbindung mit der Nordwest-Umfahrung und der Kavernengarage gedacht. Für die Realisierung der Tiefgarage mit 350 Parkplätzen unter dem Küchelberg waren im August zwei Projekte vorgelegt worden – eines von der Quellenhof GmbH des Passeirer Hoteliers Heinrich Dorfer und eines von einer Bietergemeinschaft an der die Centrum Parking GmbH von Georg Oberrauch, Obfinim, Seeste und Riboskyline beteiligt sind.

Im November hat die Meraner Stadtregierung zweiterem Projekt den Vorzug gegeben, da es für die Gemeinde in wirtschaftlicher Hinsicht die besseren Bedingungen geboten habe, so die Erklärung. Die Kavernengarage soll im Zuge des Baus der Nordwest-Umfahrung durch das Land im PPP-Verfahren errichtet werden. Noch müssen die letzten Details mit der Bietergemeinschaft geklärt werden. Können diese erfolgreich beendet werden, wird sie zum Promotor des Projekts ernannt. “Als solcher wäre sie bei der Vergabe der Arbeiten in der Pole Position”, heißt es aus den Meraner Gemeindestuben, “sollte bei der öffentlichen Ausschreibung jemand ein besseres Angebot abgeben, hätte der Promotor das Recht, sein eigenes Angebot entsprechend nachzubessern und sich dadurch den Zuschlag zu sichern”. Schon jetzt zeigt sich Bürgermeister Rösch zufrieden: “Der Vorschlag für die Kavernengarage ergänzt sich gut und hat sich außerdem kompatibel mit der straßenunabhängigen Verbindung gezeigt.”

 

Treibende Kräfte

Rasch vorantreiben will man im Burggrafenamt auch die Standseilbahn Meran-Tirol-Schenna. Im Herbst hatte das Team um Ingenieur Will Hüsler in den drei Gemeinden eine nicht repräsentative Befragung durchgeführt, bei der 784 Passanten – Einheimische und Touristen – erfasst wurden. Das Ergebnis teilt die Gemeinde Meran in einer Aussendung mit: “Die Auswertung hat eine sehr starke Verflechtung zwischen den Gemeinden ergeben. So finden 82 Prozent der Wege, die von Meran ausgehen, innerhalb der drei Gemeinden statt. Nur drei Prozent der zufällig befragten Personen in Meran hatten als Ziel der ersten Etappe weder Meran noch Dorf Tirol oder Schenna. Auch wurde festgestellt, dass die Kapazitäten der öffentlichen Verkehrsmitteln in der Hochsaison des Tourismus nicht ausreichen und dass es regelmäßig vorkommt, dass um Plätze in den Bussen gestritten wird oder dass die Busse wegen Überfüllung an einzelnen Haltestellen vorbeifahren.”

Die Standseilbahn soll als “treibende Kraft für die nachhaltige Verkehrsentwicklung und die Aufwertung der öffentlichen Räume in den drei betroffenen Gemeinden” funktionieren, erklärte Hüsler vergangene Woche. In Schenna soll das Zentrum vom Durchgangsverkehr entlastet und für die Fußgänger aufgewertet werden. In Dorf Tirol wird die Modernisierung der Sesselbahn Segenbühl diskutiert, und “unter anderem an einer attraktiven Fußgängerverbindung vom Segenbühl ins Dorfzentrum gearbeitet”, erklärt Erich Ratschiller, Bürgermeister von Dorf Tirol.