Politik | Mobilität

Meran sucht den Promotor

Zwei Südtiroler Angebote sind für den Bau der umstrittenen Kavernengarage eingegangen. Bürgermeister Rösch sieht “eine kleine Mobilitätsrevolution in Meran” herannahen.
Passer & Brücke Meran
Foto: Hannes Prousch

“Die Realisierung der Kavernengarage erfolgt über private Investoren ohne Investitionszuschüsse der Gemeinde.” Es war ein Kompromiss, den Paul Rösch nach Amtsantritt mit seinem großen Koalitionspartner einging. Die SVP hatte den Bau der Tiefgarage im Küchelberg zur Bedingung für den Eintritt in die Koalition gemacht. Und obwohl sich Rösch während des Wahlkampfs mehrmals gegen die Garage ausgesprochen hatte, willigte er am Ende ein. Allerdings wollte der Meraner Bürgermeister kein öffentliches Geld für den Bau locker machen, sondern private Investoren finden. “Die Gemeinde selbst schafft nur die Rahmenbedingungen für den Bau, über eine öffentliche Ausschreibung”, heißt es im Koalitionsprogramm.
Seit Anfang März dieses Jahres steht fest: Die Garage soll im Zuge des Baus der Meraner Nordwestumfahrung durch das Land im PPP-Verfahren (Public-Private-Partnership) errichtet werden. Interessierte mussten nur ein Vorprojekt vorlegen, die Vorleistungen der Gemeinde fielen weg. “Das Verfahren auf Privatinitiative ist schneller und kostengünstiger und wird die Zahl der interessierten Investoren erhöhen”, meinte der für öffentliche Arbeiten zuständige Stadtrat Stefan Frötscher damals.

 

Zwei Angebote aus Südtirol

Bis 31. August war Zeit, ein Angebot zur Realisierung und Führung der unterirdischen Parkgarage mit 350 Stellplätzen bei der Gemeinde einzureichen. Diese stellte ihrerseitsden interessierten Unternehmen alle von der Gemeinde erarbeiteten Unterlagen für die Erstellung ihres Angebots zur Verfügung. Darunter die neue Machbarkeitsstudie für die Kavernengarage, ausgearbeitet von Ingenieur Helmuth Moroder, die im Ausgangsbereich der Garage Platz für die Talstation der Standseilbahn Meran-Schenna vorsieht und das endgültige Ausführungsprojekt des Landes zur Nordwestumfahrung berücksichtigt. Vor knapp einer Woche dann die Nachricht aus dem Meraner Rathaus: Mehrere Interessenten seien dem Aufruf gefolgt und hätten ihre Angebote für die Errichtung der Garage eingereicht.

Tatsächlich sind es zwei Interessenten, die vor wenigen Tagen ihre Angebote im Rathaus deponiert haben: die Quellenhof GmbH des Passeirer Hoteliers Heinrich Dorfer; und eine Bietergemeinschaft, an der federführend die Centrum Parking GmbH von Georg Oberrauch, aber auch Anton Seeber von der Leitner GmbH beteiligt ist. “In diesen Tagen stellen wir die Weichen für eine kleine Mobilitätsrevolution in Meran, zeigt sich Bürgermeister Rösch erfreut.

 

Umfahrung und Garage Hand in Hand

Denn erst Ende August waren auch die Angebote für den Bau des zweiten Bauloses der Nordwestumfahrung geöffnet worden. Eine Bietergemeinschaft von vier Unternehmen hat das wirtschaftlich günstigste Angebot unterbreitet. Das zweite Baulos ist die Fortsetzung des bereits im Herbst 2013 fertig gestellten ersten Bauloses. Im Anschluss an den Tunnel von der Schnellstraße Meran-Bozen MeBo bis zum Meraner Bahnhof sieht das zweite Baulos nun den Bau des Küchelbergtunnels unterhalb der Goethestraße und des Zenobergs bis hin zur Handwerkerzone von Tirol vor. Dort wird ein Kreisverkehr mit Anschlussstraßen in Richtung Passeier, Tirol und Obermais gebaut. Im Zuge der Arbeiten wird auch die Brücke über die Passer unterhalb der Zenoburg erneuert und abgesenkt. Noch in diesem Jahr werden die Bauarbeiten beginnen und sollen ungefähr fünf Jahre dauern. “Meran hat lange auf diese Umfahrung gewartet. Ich bin froh, dass wir endlich so weit sind”, so Rösch.

In enger Abstimmung mit den Landesämtern soll es in Sachen Kavernengarage weitergehen. Zunächst nehmen sich die Mitglieder einer technischen Bewertungskommission drei Monate Zeit, um die eingegangenen Angebote zu analysieren und zu bewerten. Nach eventuellen Nachverhandlungen wird der Gemeinderat entscheiden, wer das beste Angebot unterbreitet hat und folglich zum “Promotor” des Projekts ernannt wird. Im Anschluss erfolgt eine öffentliche Ausschreibung, an der sich auch andere Interessierte beteiligen können. “Es scheint sehr wahrscheinlich, dass noch weitere hinzukommen werden”, vermutet der Meraner Bürgermeister. Wird der Promotor durch das Angebot eines Konkurrenten unterboten, hat er das Recht, mit diesem gleichzuziehen – in diesem Fall erhält der Promotor den Zuschlag.

 

... und die Seilbahn?

Während vor noch nicht allzu langer Zeit ganz andere Töne von Paul Rösch zu hören waren – “Grundsätzlich ist die Kavernengarage nicht sehr sinnvoll” –, gerät er nun ins Schwärmen, wenn er von der Kavernengarage spricht: “Nach dem Bau der Garage werden im Gegenzug im Stadtzentrum 300 Stellplätze verschwinden. Damit vermeiden wir Parkplatzsuchverkehr im Zentrum und geben den öffentlichen Raum, der viel zu sehr von Autos dominiert wird, endlich den Menschen zurück.” Die Meraner Grünen pochen darauf, die Standseilbahn nach Schenna “möglichst zeitgleich” mit der Kavernengarage zu realisieren. Röschs Bündnispartner sind überzeugt, dass nur so Meran nachhaltig vom Verkehr entlastet werden kann. Die Bauarbeiten an der Garage sollen im Herbst 2019 starten.