Sport | Podcast | Ep9

Deckname Alfred Rainer

Michele Ferrari ist eine der umstrittensten Figuren in der internationalen Sportwelt. In den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Padua kommt heraus, dass Alex Schwazer mit dem vorbestraften Sportmediziner unter dem Phantasienamen kommuniziert.
Doping
Foto: Upi
  • Alex Schwazer wird im August 2008 in Peking Olympiasieger im 50-Km-Gehen. Er hat sich damit seinen Lebenstraum erfüllt. 
    Doch dieser Sieg verändert gleichzeitig sein Leben nachhaltig. Während andere Sportler diesen Triumph auskosten würden und vor Selbstvertrauen nur so strotzen, passiert bei Alex Schwazer das Gegenteil. Plötzlich bricht die Angst durch. Selbstzweifel und Unsicherheiten prägen die Zeit nach Olympia.
    16 Jahre später spricht der Olympiasieger offen über diese schwierige Zeit. „Ich hätte damals jemand gebraucht der mich aus meinem Trainingswahn herausgeholt hätte und mir gesagt hätte: Mach eine dreimonatige Pause“, meint er im Rückblick. 
    Seit langem ist zu diesem Zeitpunkt das Verhältnis Schwazers zu seinem Trainer Sandro Damilano bereits gestört. Nach dem Olympiasieg wird die Zusammenarbeit aber noch einmal problematischer. Der Grund dafür ist eine berufliche Entscheidung, die Damilano in diesen Jahren trifft.
    2010 beginnt Sandro Damilano auch die chinesischen Geher zu trainieren, die sich ebenfalls in der Saluzzo niederlassen. Alex Schwazer erlebt diese Arbeit seines Trainers Sandro Damilano für die chinesischen Geher als persönlichen Verrat. Schwazer: „Die haben ihm damals einen Vertrag mit einer Null mehr unter die Nase gehalten und er hat nichts mehr verstanden“.
    Alex Schwazer verliert zum ersten Mal in seinem Leben, die Freude am Training und an seinem Sport. Gleichzeitig machen sich beim Südtiroler Olympiasieger zunehmend gesundheitliche Probleme bemerkbar. Schwazer leidet an einer schweren Gastritis.
    Ich selbst war damals aber mein größtes Problem“, sieht der Geher seine damalige Situation durchaus selbstkritisch.

  • Werbebotschafter für Ferrero Alex Schwazer: „Weit mehr als nur eine Geschäftsbeziehung“ Foto: Ferrero
  • Mit dem Olympiasieg steigt nicht nur die Bekanntheit von Alex Schwazer, sondern auch sein Marktwert für die Sponsoren. Damit beginnen auch die Werbegelder zu fließen. Schwazer hat einen Werbevertrag mit dem Unternehmen „Ferrero“. Das Verhältnis zwischen Alex Schwazer und seinem Hauptsponsor geht dabei weit über eine reine Geschäftsbeziehung hinaus.
    Alex Schwazer erinnert sich: „Pietro Ferrero, der Sohn, war ein absoluter Ausdauerfanat und wir haben eine echt gute Freundschaft geschlossen“.  Pietro Ferrero ist es dann auch, der Alex Schwazer mit einem Mann bekannt macht, der das Leben und die Karriere des Olympiasiegers nachhaltig prägen sollte. Nicht im positiven Sinn: Michele Ferrari.
    Michele Ferrari geht als Dr. EPO in die Geschichte ein. Der Sportmediziner aus Ferrara trainiert jahrelang vor allem Rennradfahrer. Einer seiner renommiertesten Kunden ist dabei der amerikanische Profi Lance Armstrong

     

    „Nicht die Erwartungshaltung, sondern Ich selbst weit mehr mein größtes Problem

     

    Bereits einige Jahre vor der Zusammenarbeit mit Alex Schwazer wird Michele Ferrari in mehreren Verfahren verschiedener Verstöße gegen das Anti-Dopinggesetz angeklagt. Im Herbst 2004 wird er in Bologna wegen Sportbetruges zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt und ein Berufsverbot von elf Monaten gegen ihn verhängt. 
    Dass sich ein Olympiasieger trotz dieser Vorgeschichte mit Ferrari einlässt, ist mehr als nur fahrlässig. 

  • Zur Folge

     

    Verfügbar auf:

    Spotify  ●  Apple Podcasts  ●  Youtube  ●  Castbox  ●  Amazon Music  ●  Audible  ●  Spreaker                


    Gesamte Serie:

    Alleingang - Der Aufstieg. Der Fall. Der Mensch.