Bühne | Open Stage

„auf die Bühne“

Ost West Club und Alex „Giovi“ Giovanelli ergaben in Kombination lange Poetry Slam. Im neuen Sitz setzt man aufs Format Open Stage. Die Änderungen „eröffnet“ uns der MC der Open Stage at OWCEO. Anmeldungen bis Donnerstag, Bühne auf am nächsten Freitag.
Alex "Giovi" Giovanelli
Foto: Daria Akimenko
  • SALTO: Herr Giovanelli, der Ost West Club hatte mal einen Slam, jetzt hat er eine Open Stage. Wie kommt es?

    Alex Giovanelli: Dazu gab es viele verschiedene Überlegungen. Der Ost West Slam war und ist ein ausgesprochen wichtiger Bestandteil vom Club und auch von meiner eigenen Karriere. Ich verdanke dem Veranstaltungsformat wahnsinnig viel und an der Stelle auch ein großes Dankeschön an Lene Morgenstern, die das Format im Ost West aufgebaut hat und von der ich es übernehmen durfte. Ich habe auch selber Spaß und Lust daran gehabt, das Format weiterzuentwickeln. Die Open Stage ist etwas, das ich in Berlin kennengelernt habe, als ein tolles und entspanntes Format. Ich glaube, dass ganz ganz viele Menschen in Südtirol in irgendeiner Form Kultur schaffen, Unterhaltung schaffen und etwa tolle Lieder schreiben, Texte schreiben, tanzen können und ganz viel haben, das man eigentlich auf die Bühne bringen könnte. Vielleicht reicht es auch einfach nicht für ein komplettes Bühnenprogramm oder für ein komplettes Konzert und für mich ist die Open Stage da genau der Ort, an dem man die Erfahrung auf der Bühne einfach mal machen kann. Ich glaube auch der Ost West versteht sich als einen solcher Ort, an dem man Dinge ausprobieren kann und soll und wo es große Wertschätzung für verschiedenste Formen von Kultur gibt. Das Format passt super gut in die DNA des Ost West Club und in die Räumlichkeiten. Deshalb haben wir vor ein paar Monaten gemeinsam mit dem Club die Entscheidung getroffen, dem Format in Meran eine Chance zu geben: Wir merken, dass das Interesse von Mal zu Mal ein bisschen größer wird und wir freuen uns, was da noch kommt. Im Ost West Club ist mit den neuen Räumlichkeiten auch ein gewisses Wachstumspotenzial gegeben und das freut mich sehr und gibt viel Motivation.

     

  • Musik und mehr: Im Unterschied zur Slam Bühne steht bei einer Open Stage musikalischen Auftritten nichts im Wege. Foto: Daria Akimenko

    Sie sprechen es an, es sind zwei verschiedene Formate. Wofür ist ein Open Stage offen und wofür vielleicht nicht?

    Wofür es  offen ist, ist ganz der Fantasie der Schaffenden überlassen, weil wir – wie gesagt – alles akzeptieren. Alles, was man vor Publikum zeigen kann hat einen Platz: Tanz, Musik, Literatur, Theater und so weiter. Ich kann mir genauso gut vorstellen, dass wir ein 10-minütiges DJ-Set von jemandem zu hören bekommen, der unbedingt schon mal auflegen wollte, oder dass wir einen Kurzfilm finden von einem Filmschaffenden, der sein Projekt vielleicht mal vor Publikum zeigen möchte. Alles, was in irgendeiner Form auf einer Bühne Platz hat und Platz finden kann, soll im Rahmen des Zeitlimits von 10 Minuten auf dieser Bühne erlaubt sein.

    Poetry Slam ist eben aus dem Gedanken heraus entstanden, dass Marc Kelly Smith das Publikum bei traditionellen „Wasserglas“-Lesungen zu passiv war. Wie verhält sich das Publikum bei einer Open Stage, ist das auch passiv?

    Wir haben zum Glück eine lange Aufbauarbeit geleistet, was Publikumsbeteiligung betrifft und ich finde, dass sich das Publikum grundsätzlich durch große Aktivität auszeichnet. Ich glaube, das Spannungselement, das im Poetry Slam der Wettbewerb bietet, ist für das Publikum bei einer Open Stage tatsächlich, dass man bei der nächsten auftretenden Person wirklich immer überrascht werden kann. Das ist nicht nur für das Publikum sehr spannend, sondern auch für mich als Moderator. Ich freue mich trotzdem sehr darüber, wenn Menschen mir vorab eine Mail oder eine Nachricht auf Instagram schreiben und mir ungefähr sagen, was sie vorhaben. Gerade wenn es mitunter etwas ist, was technische Herausforderungen mit sich bringt. Da bin ich erreichbar – am besten vor der Veranstaltung – um eventuell noch einen Beamer oder ein zusätzliches Mikrofon zu organisieren.

     

  • MC am Mic: Was am Freitag auf die Open Stage kommt, weiß vorab der Moderator, der sich am liebsten überraschen lässt. Foto: Daria Akimenko

    Bei aller Offenheit, einen gewissen Rahmen braucht jedes Bühnenformat. Wie sind die „Öffnungszeiten“ von der Bühne? Wie viel Zeit steht den Darsteller:innen zur Verfügung und wie viel Sitzfleisch sollte das Publikum mitbringen?

    Bislang war es eine Veranstaltung, diezwischen 70 und 90 Minuten dauert, wobei jeder und jede an und für sich 10 Minuten Zeit hat bei uns. Sollten sich einmal zehn Leute für einen melden, dann werden wir die 10 vielleicht auf 8 Minuten reduzieren. Ich hab den Anspruch an mich selbst, keine zu langen Veranstaltungen zu organisieren, weil ich glaube, dass das auch der Spannung nicht zuträglich und den letzten Auftretenden nicht gerecht wird. Jeder hätte sich da dieselbe Menge an Aufmerksamkeit verdient, deswegen liegt mir nichts ferner, als mein Publikum zu übermüden. Nun steht im Text zur Veranstaltung, dass wir um 8 Uhr anfangen. Ich muss aber ehrlich gestehen, das hat sich, bei aller Offenheit noch nicht ergeben. Da dauert es oft ein paar Minuten länger und das meiste Sitzfleisch braucht man dann eher am Anfang. Ich freu mich aber sehr, wenn das Publikum schon vor 8 Uhr vor Ort ist, damit wir pünktlich anfangen können.

    Vor Beginn der Veranstaltung kann man ja auch noch stehen…

    Genau, man kann vor Beginn der Veranstaltung anreisen, denn es gibt eine wunderbare Bar mit kleinen Snacks und tollen, auch alkoholfreien Getränken. Wir freuen uns natürlich sehr, wenn das Publikum sich auch etwas Zeit zum Verweilen nimmt. Ich finde, der Ost West ist ein wunderschöner Ort und hoffe, dass wir dazu beitragen können, den Club vielleicht auch für ein Klientel zu öffnen, dass den Ost West noch gar nicht so kennt. Ich finde die Räumlichkeiten sehr, sehr schön.

  • Start um 8: Statt auf der Terrasse im Freibereich wie etwa die Landesmeister:innenschaft ist man bei der Open Stage winterfest und zieht in die Innenräume weiter. Foto: Daria Akimenko
  • Wie ist es mit der Auftrittsreihenfolge, die beim Slam, zur größeren Chancengleichheit ja gelost wird? Treffen Sie da als Regisseur vorab Entscheidungen, was zusammengehen könnte?

    Das Recht behalte ich mir in dem Sinne vor, weil es in diesem Fall nicht so viel Sinn machen würde zu losen, wenn mehrere Kunstformen an einem Ort vertreten sind. Da kann es Sinn machen, wenn eine gewisse Abwechslung geboten wird. Ich finde, auch das ist ein gewisser Spannungsmoment für das Publikum, dass man nicht weiß, was als nächstes kommt.

    Wenn Sie ein bisschen Regie führen, wie viel Prozent „Überraschungsgehalt“ ist für Sie als Moderator am Abend selber noch dabei?

    Für mich ist am Abend immer noch 100 Prozent Überraschung dabei: Ich weiß nicht, was von den Leuten, die ich kenne kommen wird, da auch die Poetinnen und Poeten, die uns früher bei den Slams begleitet haben, jetzt doch mit neuem Material kommen und neue Möglichkeiten und mehr Zeit haben, was ganz neue Seiten an diesen Menschen hervorbringt. Ich bin selber einfach ein riesengroßer Fan des Formats und freue mich, dass ich das jetzt im Ost-West-Club testen darf. An dieser Stelle auch nochmal einen besonders großen Dank an den ganzen Ost West, sowie dem Künstlerischen Leiter Thomas Kobler dafür, dass sie meiner Kopfgeburt im Club einen Raum geben und mir eine Chance, neue Formate zu testen. Das ist in Südtirol nicht selbstverständlich und ich finde, das gehört gewürdigt. Bereits vor ein paar Jahren haben wir in Bozen, im Captain Kehl’s Kulturkeller in Zusammenarbeit mit Afzack das Format schon einmal angetestet. Ich hoffe, Meran und das Publikum des Ost West Clubs nehmen den Open Stage so an, wie auch der Slam angenommen worden ist.

  • Wer sich für die Open Stage im Ost West Club Est Ovest anmelden möchte, kann Alex Giovanelli über E-Mail ([email protected]) oder seinen Instagram-Account kontaktieren und sich bis 31. Oktober anmelden