Umwelt | Forschung

Fast 30.000 Laboranalysen

Alle zwei Jahre präsentiert das Versuchszentrum Laimburg einen Tätigkeitsreport. Ergebnis: Innovationen und Lösungen für die Land- und Lebensmittelwirtschaft.
Forschung Laimburg
Foto: SALTO
  • „In den letzten zwei Jahren hat die Forschung am Versuchszentrum Laimburg bedeutende Fortschritte gemacht, mit dem klaren Ziel, die Qualität und Nachhaltigkeit der Produkte unserer Region zu steigern“, schwärmt Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher in den Grußworten des Berichts. Demnach sei die Aufwertung der Landwirtschaft und ihrer Produkte ein zentraler Pfeiler der Politik. Die Forschungs- und Versuchstätigkeit der Laimburg spiele hier eine bedeutende Rolle, da sie fundiertes Wissen generiere und Innovation vorantreibe. Die Einbindung von Vertreterorganisationen in die Erstellung des jährlichen Tätigkeitsprogramms garantiere, dass die Forschung auf die direkten Bedürfnisse der Branche ausgerichtet werden kann, wodurch praxisnahe Lösungen entstehen würden. 

     

    „Bis 2050 sollen 9 Milliarden Menschen ernährt werden.“

     

    Wie Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums, erklärt, fördere die Laimburg derzeit Präzisionsbehandlungen und biologische Schädlingsbekämpfung und erforsche die Entwicklung resistenter und resilienter Pflanzensorten in der Landwirtschaft, um der globalen Herausforderung „mehr mit weniger zu produzieren“ entgegenzuwirken. „Bis 2050 sollen 9 Milliarden Menschen ernährt werden. In Europa wird die Zahl der für den Pflanzenschutz zugelassenen chemischen Wirkstoffe allmählich reduziert, wobei zunehmend auf sicherere Stoffe gesetzt wird.“ Zu diesem Szenario komme die Auswirkungen des Klimawandels, das Auftreten neuer invasiver Schädlinge und das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für nachhaltig erzeugte Lebensmittel hinzu. Um für kommende Herausforderungen gewappnet zu sein und diese Themen verstärkt voranzutreiben, hat das Versuchszentrum Laimburg die Forschungskapazität im Institut für Pflanzengesundheit erweitert. Dabei wurden der neue Fachbereich sowie drei neue Arbeitsgruppen eingerichtet. In den letzten zwei Jahren wurden auch andere Infrastrukturen des Versuchszentrums ausgebaut: Am Hauptsitz in Pfatten wurde das neue Labor für Lebensmittelsensorik und im NOI Techpark in Bozen das Labor für NMR-Spektroskopie eingeweiht. „Unser Ziel ist es, landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Unternehmen mit Erfahrung und zertifiziertem Fachwissen zu unterstützen“, so Oberhuber.

  • Pfatten: Hier befindet sich das Versuchszentrum Laimburg. Foto: SALTO
  • Daten und Fakten

    2023 hatte die Laimburg ein Gesamtbudget von etwas mehr als 17 Millionen Euro. Den größten Teil davon (14 Millionen Euro) machte die Grundfinanzierung durch die Autonome Provinz Bozen aus. Insgesamt waren 238 Personen im Forschungszentrum beschäftigt. Mit knapp 150 war das Forschungspersonal die größte Arbeitsgruppe. Die größte Altersgruppe in den Bereichen Wissenschaft und Verwaltung befand sich in einem Alter zwischen 25 und 34 Jahren. Der Großteil der Mitarbeiter war in Besitz eines Universitätsabschlusses. Im Laufe des vergangenen Jahres erschienen 198 Publikation der Laimburg, weiters wurden fast 30.000 Laboranalysen und 23 Auftragsforschungsprojekte für private Unternehmen durchgeführt.

  • Schwerpunktprogramm 2021 bis 2030

    In ihrem Report präsentiert die Laimburg auch die übergeordneten Ziele für die nächsten Jahre. Bei der Ausarbeitung des Programms beschäftigte sich das Zentrum mit aktuellen Herausforderungen, um die landwirtschaftlichen und lebensmittelverarbeitenden Betriebe Südtirols für die Zukunft zu rüsten. Fokus will das Versuchszentrum vor allem auf die Anpassung des Klimawandels und dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen legen. Auch die Digitalisierung gehört zu den brennenden Themen der Branche. Weitere Ziele sind eine klimaneutrale Landwirtschaft, nachhaltige und resiliente Anbausysteme sowie die Produktion von gesunden und sicheren Lebensmitteln in Südtirol. Das Programm wird immer in Zusammenarbeit mit den Stakeholdern erarbeitet, dadurch kann das Versuchszentrum auf konkrete Probleme und Anliegen der Praxis eingehen.

  • Viele Projekte: Die Laimburg ist bemüht daran, Südtirols Land- und Lebensmittelwirtschaft zu optimieren und weiterzuentwickeln. Foto: SALTO
  • Erfolgreiche Projekte

    2023 absolvierte die Laimburg 384 Forschungsprojekte und Versuchstätigkeiten. Darunter sowohl innovative Erfindungen für die Landwirtschaft als auch Lösungen für prominente Probleme des Sektors. Da war beispielsweise die Züchtung und Freisetzung von Nützlingen zur biologischen Regulierung der Kirschessigfliege. Der Schädling wurde 2010 zum ersten Mal in Südtirol nachgewiesen. Seitdem hat sich die Fliege zu einem Hauptschädling des hiesigen Kirsch- und Beerenobstanbaus entwickelt. Normalerweise muss der Schädling durch Insektizid-Behandlungen in Schach gehalten werden. In seiner Heimat in Südostasien wird die Fliege hingegen durch parasitäre Arten wie Schlupfwespen reguliert. Aufgrund dieser Erkenntnis bemüht sich das Versuchszentrum nun in der Züchtung und der Aussetzung dieses natürlichen Gegenplayers, um langfristig eine natürliche Regulierung zu erreichen. 

  • FylloClip: Mit dem innovativen Gerät lässt sich mit Pflanzen „sprechen.“ Foto: SALTO

    Die Wissenschaftler der Laimburg waren aber auch erfinderisch. So entwickelte Martin Thalheimer einen neuen Blattsensor, mit dem es möglich ist, zu erkennen, wann eine Pflanze Wasser benötigt. Der sogenannte „FylloClip“ wird wie eine Büroklammer auf das Blatt der Pflanze gesteckt. Wenn die Sonne auf die Blätter scheint, findet eine natürliche Verdunstung durch die Blattspaltöffnungen der Pflanze statt. Dieser Wasserdampf kondensiert auf der Blattunterseite und kann vom Sensor des Geräts gemessen werden. Auf der Oberseite misst der „Clip“ die Sonneneinstrahlung. Aus dem Vergleich der beiden Werte lassen sich Rückschlüsse auf die Wasserversorgung der Pflanze schließen. 

    Des Weiteren wurden zum Beispiel auch neue Lebensmittelprototypen aus landwirtschaftlichen Nebenerzeugnissen entwickelt oder Analysen von Blättern zur Erkennung von Pflanzenkrankheiten durchgeführt.