Politik | Trust the Science

Der "Nutzen" der Impfpflicht

In Italien gilt seit 2017 die Impfpflicht. Besonders in den letzten Jahren wurde die Impfpflicht zu einem Politikum. Es wird also Zeit, sich ein paar Fakten anzuschauen:
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Impfquoten in Italien seit 2012
Foto: öffentlicher WHO-Bericht
  • Die Grafik im Titelbild zeigt die Entwicklung der Impfquoten von verschiedenen Impfstoffen seit 2012 in Italien. Die Begründung der Einführung der Impfpflicht war seinerzeit ein angeblich massiver Abfall der Masern-Impfquote, gepaart mit einigen Masernfällen.

    Im weiteren Verlauf sieht man allerdings deutlich, dass die Impfpflicht nicht wirklich zu einer Erhöhung der Impfquoten beigetragen hat.

  • grafische Darstellung der Masernimpfquote in Italien und Österreich seit 2013 - die Masern-Impfpflicht wurde in Italien 2017 eingeführt. Foto: WHO-Bericht
  • Wie obige Grafiken anschaulich zeigen, kann man die Impfpflicht in Italien wahrlich nicht als Erfolgsprojekt bezeichnen.
    Trotz Impfpflicht steht Italien schlechter da als Österreich, obwohl die Ausgangswerte 2013 in Italien sogar besser als in Österreich waren.

    Nach 2021/22 kam es in Österreich zu einem starken Absinken der Impfquote, was wahrscheinlich mit dem mit der Corona-Impfpflicht einhergehenden Vertrauensverlust zu erklären ist.

     

  • Tabellarische Übersicht der Masern-Impfquoten in Italien und Österreich seit 2013 Foto: Oliver Hopfgartner
  • Normalerweise sollten politische Maßnahmen regelmäßig evaluiert und hinterfragt werden. Da die Impfpflicht in Zahlen gemessen keine wirkliche Verbesserung gebracht hat und sie auf der anderen Seite zu starker Polemik geführt hat, wäre es sinnvoll die Impfpflicht abzuschaffen und stattdessen auf eine zeitgemäße, einem G20-Staat angemessene Kampagne zu setzen.

    Man hat sich auf die Pflicht verlassen und es völlig vernachlässigt die Bevölkerung vernünftig zu informieren und ausreichend niederschwellige Angebote zu schaffen.

    Die Zuständigen für Impfungen im Sanitätsbetrieb haben in den letzten Jahrzehnten versucht das Impfen von den Hausärzten weg in die Hygienesprengel zu zentralisieren, sind dann aber draufgekommen, dass sich das gar nicht ausgeht. Impfen muss niederschwellig angeboten werden, wenn man hohe Impfquoten haben will. Wenn man sich einen Termin im Hygienesprengel oder Krankenhaus ausmachen muss oder gewisse Impfungen nur an gewissen Aktionstagen angeboten werden, dann ist das nicht niederschwellig.

    Besonders negativ ist mir aufgefallen, dass die Zuständigen für Impfungen im Sanitätsbetrieb die jüngsten Äußerungen von Renate Holzeisen (siehe dazu beispielsweise diesen Bericht) nicht dazu genutzt haben, auf diesen kostenlosen PR-Zug aufzuspringen und diversen Medien ausführliche Interviews zu geben, in denen man Informationen und Aufklärungen hineinpackt. 

    An diesen Dingen erkennt man, dass die Impfpflicht kein Segen sondern ein Fluch ist: Man hat sich auf die Pflicht verlassen und es völlig vernachlässigt die Bevölkerung vernünftig zu informieren und ausreichend niederschwellige Angebote zu schaffen. Würde man in diesen Bereichen nachbessern, hätten wir aus meiner Sicht deutlich bessere Impfquoten als jetzt mit der Impfpflicht.